Ebay: Spielwiese für dubiose Händler

04.08.2003 von Jürgen Hill
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Als Auktionsplattform für private Anbieter und Käufer im Internet gestartet, lockt Ebay immer mehr professionelle Händler an. Kunden klagen über schwarze Schafe und die Politik des Versteigerers.

Schlagwörter wie "Käuferschutz" und "Betrugsprävention" suggerieren einen Online-Handel ohne Risiko. Spätestens wenn es nach einer Auktion Probleme gibt, weil ein Anbieter trotz Vorkasse nicht liefert oder das Päckchen leer ist, erleben die Online-Bieter jedoch, dass in der Ebay-Gemeinschaft ähnlich wie in George Orwells "Farm der Tiere" einige gleicher sind als andere.

Foto: Photodisc/ww

Die Tricks der Powerseller

Dies gilt bei Ebay insbesondere für professionelle Händler, an denen das Auktionshaus in Form von höheren Versteigerungsprovisionen besonders gut verdient. So deklarieren diese "Powerseller" negative Bewertungen, die sie von Kunden bekommen haben als "privat" und machen sie damit unzugänglich. Erfahrene Ebay-Kunden schließen hieraus auf viele schlechte Beurteilungen und ein unseriöses Geschäftsgebaren des Anbieters.

Eleganter, weil unauffälliger ist für die schwarzen Schafe eine andere Option, wie die CW-Schwester-publikation "PC-Welt" berichtet: Durch Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung gegenüber Ebay, eine schlechte Kritik sei unwahr, können Händler das Negativurteil streichen lassen. Das fällt dem Gros der Nutzer nicht auf: Der Beurteilende erhält keine Nachricht, und bessere Bewertungen bleiben einfach stehen.

Bemerkt ein User ein solches Verhalten, dann ist schnelles Handeln gefragt, besonders falls er die Waren bereits per Vorkasse bezahlt hat. Auf Ebays Versprechen in Sachen "Käuferschutz" und "Nachforschungen" sollte sich der Betrogene dabei nicht unbedingt verlassen. In der Regel erhält er nämlich selbst auf die einfache E-Mail-Nachfrage nach der postalischen Adresse eines Händlers, wie Karl B. (alle Namen und Forenspitznamen sind von der Redaktion geändert) berichtet, keine Antwort.

Und selbst beim Gang zur Polizei ist, wie Sebastian K. bemängelt, Eile geboten. Das Auktionshaus lasse sich nämlich auch gegenüber den Ermittlungsbehörden bis zu fünf Wochen Zeit mit der Auskunftserteilung. Und zwar wegen Überlastung der zuständigen Abteilung für Betrugsfälle, wie Sebastian K. erfahren haben will. Eine Aussage, die im krassen Gegensatz zu den offiziellen Ebay-Angaben steht, wonach Betrugsfälle nur bei einem Bruchteil der Auktionen vorkämen.

Das Verhalten des Auktionshauses gibt unseriösen Händlern reichlich Gelegenheit, das überwiesene Geld der Kunden vom Konto zu räumen und unter anderem Namen den nächsten Ebay-Shop zu eröffnen. So hatte etwa Ebay-User A. mit einem Anbieter Probleme, der innerhalb eines halben Jahres dreimal seine Benutzer-ID änderte, und Auktionsfreund B. hat einen Versteigerer enttarnt, der mit 40 unterschiedlichen Accounts hantierte.

Der Totalverlust durch Nichtlieferung oder Zusendung leerer Pakete ist nur eine Spielart der Betrügereien auf Ebay. Hoch im Kurs steht bei zwielichtigen Händlern auch das großzügige Aufrunden von krummen Endbeträgen oder die unkommentierte Erhöhung der Versandkosten, wie es etwa Karl B. oder Ebay-Nutzer A. erlebten. Ein Vorgehen, das relativ risikolos zu sein scheint, denn welcher User leitet wegen 40 Cent oder einem Euro rechtliche Schritte ein? Für den Betrüger lohnt sich der Trick dennoch, denn bei 1000 Auktionen hat er sich schon 400 bis 1000 Euro erschwindelt.

Zunehmend beliebt ist auch eine andere Masche, wie über 5000 Diskussionbeiträge im Ebay-Forum zeigen: Statt der Ware werden leere Kartons versteigert. Dabei formulieren die unseriösen Anbieter ihre Beschreibungen so geschickt, dass kaum zu erkennen ist, ob nun auf eine leere Schachtel oder aber die entsprechende Ware geboten wird.