Schnelle Datennetze

E-Plus spart sich vorerst die LTE-Technologie

27.10.2010
E-Plus bläst bei mobilen Datenverbindungen zum Angriff auf die Marktführer T-Mobile und Vodafone. Als Technologie dient HSPA+, nicht LTE.

Durch den schnellen Ausbau des Datennetzes werde die deutsche Tochter des niederländischen Telekommunikationskonzerns KPN Ende 2012 das "beste Netz für den Massenmarkt" bieten, kündigte E-Plus-Mobilfunkchef Thorsten Dirks am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen an. Die schon heute zum Einsatz kommenden Stationen seien in der Lage, Geschwindigkeiten von über 21 Megabit pro Sekunden zu bieten. Auf den Einsatz der vierten Mobilfunk-Generation LTE will das Unternehmen aber vorerst verzichten.

Das Datengeschäft gilt in der Branche mit der weiteren Ausbreitung des mobilen Internets und von Smartphones als der Wachstumstreiber schlechthin. E-Plus hatte den Bereich im Gegensatz zu seinen Konkurrenten zunächst stark vernachlässigt und sich auf die Sprachtelefonie konzentriert. Aber inzwischen erkannten die Düsseldorfer Mobilfunker die Zeichen der Zeit und setzten auf das Datengeschäft.

Bei der Versteigerung der Frequenzen aus der sogenannten Digitalen Dividende im vergangenen August erhielt E-Plus zwar acht der insgesamt 41 Frequenzblöcke. Bei der Vergabe der attraktiven Kanäle im Bereich von 800 Megahertz, mit denen sich vergleichsweise große Distanzen überbrücken lassen, überließ E-Plus aber der Konkurrenz das Feld.

LTE
LTE Performance
Mit einer Bandbreite von über 100 Mbit/s in einem 20 Megahertz breiten Funkkanal lassen sich theoretisch 4 HD-Videos parallel laden und abspielen. Weil es sich um ein Shared Medium handelt, steht jedem Nutzer nur ein Bruchteil zur Verfügung.
LTE VoIP-Telefonat
Die kurzen Latenzzeiten ermöglichen auch qualitativ gute VoIP-Telefonate - hier demonstriert von einem Mitarbeiter des LTE Entwicklungszentrums von Nokia Siemens Networks in Ulm.
LTE Modem
Während Endgeräte mit integriertem LTE-Empfang noch nicht marktreif sind, kann man bereits USB-Modems oder -Dongles erwerben.
LTE Dongle
Die Geräte sind jedoch nur für ein Frequenzband ausgelegt - weltweit sind 25 Frequenzbänder für LTE definiert.
LTE-Dongle LG
Dieser Bandsalat erschwert Roaming-Szenarien, insbesondere LTE-Handys können vermutlich nicht weltweit verwendet werden.
LTE Basisstation
Mit LTE wird die Infrastruktur der Carrier deutlich verschlankt: Der Inhalt einer LTE-Basistation passt in einen Serverschrank - auf dem Bild sind sogar zwei Basisstationen zu sehen.
LTE Mobile Core
Im Core reichen - im Idealfall - eine Mobility Management Entity (MME) und eine S-/P-Gateway.
LTE Advanced
Während LTE bereits eine effizientere Übertragung, geringere Latenzzeiten und höhere Bandbreiten als UMTS ermöglicht, soll LTE Advanced weitere Verbesserungen bringen.

Aktuell will die KPN-Tochter keine LTE-Sendemasten in Betrieb nehmen, sondern setzt auf die bewährte Technologie HSPA+. "Dafür gibt es im Gegensatz zu LTE preiswerte Endgeräte, so dass die Kunden von der Technologie auch profitieren können", begründete E-Plus-Sprecher Guido Heitmann die Entscheidung.

Wie Dirks weiter betonte, habe das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte durch den starken Ausbau des Netzes den Grundstein für weiteres Wachstum gelegt. Das Datenvolumen habe sich binnen eines Jahres nahezu verdreifacht, betonte ein Unternehmenssprecher. Im dritten Quartal 2010 verbesserte sich der Umsatz um 4 Prozent auf 810 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 11,2 Prozent auf 386 Millionen Euro.

Bei den Kundenzahlen schrammte E-Plus Ende September mit 19,6 Millionen knapp an der 20-Millionen-Marke vorbei. In den ersten drei Quartalen erzielte die KPN-Tochter Erlöse von 2,4 Milliarden Euro und ein EBITDA von 1,1 Milliarden Euro. (dpa/ajf)