E-Plus bricht mit bisherigem Geschäftsmodell, weil es keine Zukunft hat

18.12.2007
Der Mobilfunkanbieter E-Plus geht davon aus, dass sich höchstens noch drei Jahre lang ausreichend Geld mit Anrufen und SMS verdienen lässt. Geschäftsführer Thorsten Dirks hat deshalb jetzt ein Strategiewechsel angekündigt. Partnerschaften mit Softwarefirmen und Internet-Unternehmen sollen neue Einnahmequellen öffnen.

E-Plus hat die Zeichen der Zeit erkannt und will sich jetzt schon durch Partnerschaften mit Softwarefirmen und Internet-Unternehmen auf das Ende der bisherigen Geschäftsmodelle im Mobilfunk vorbereiten. Der Geschäftsführer Thorsten Dirks hat den Strategiewechsel in einem Interview mit der Financial Times Deutschland angekündigt. Er wolle Konzernen wie Yahoo oder Microsoft neue mobile Geschäftsmodelle ermöglichen und möchte im Gegenzug an ihren Umsätzen beteiligt werden. Sein Unternehmen sei zu klein, um jede gute Idee selbst zu haben, umzusetzen und zu finanzieren, sagte Dirks.

E-Plus würde damit Neuland im Mobilfunk betreten. Bisher hatten die Netzbetreiber eifersüchtig darauf geachtet, alle Einnahmequellen selbst zu kontollieren. "Wir wollen keine dumme Röhre werden, durch die der Nutzer sich einfach das Internet aufs Handy holt", sagte Helene Vigue, Business Devices Manager des in über 20 Ländern aktiven Mobilfunkbetreibers Orange, schon Anfang November in einem Special von Areamobile.

Die Mobilfunkunternehmen bieten Inhalte wie Nachrichten, Musik oder Videos überwiegend selbst an und müssen sich nicht wundern, dass die Nutzung des mobilen Internets kaum vorankommt. Ganz anders funktioniert es in Japan: Dort hat der erfolgreichste mobile Datendienst der Welt, i-mode, über 52 Millionen Nutzer, die auf mehr als 92.000 Websites zugreifen können. Von Anfang an reichte der Netzbetreiber NTT Docomo den größten Teil der Einnahmen an die Hersteller der Inhalte weiter, so dass auch kleine Anbieter von ihrem i-mode-Angebot profitieren.

E-Plus will jetzt ebenfalls Angebote Dritter gegen eine angemessene Beteiligung fördern, statt alle Dienste selbst zu entwickeln. Für die Zukunft der bestehenden Geschäftsmodelle zeichnete Dirks ein düsteres Bild, denn die Mobilfunkanbieter würden ihre traditionellen Einnahmequellen bald verlieren. Höchstens noch zwei bis drei Jahre könnten die Netzbetreiber von ihrem heutigen Geschäft leben. Dann würden sich mit Sprachtelefonie und SMS keine attraktiven Margen mehr verdienen lassen. Zugleich hätten die Mobilfunker weder Kraft noch Kreativität, gegen Internet-Konzerne zu bestehen.

Schon seit Jahren fallen die Preise im Mobilfunk deutlich. Allein seit Mitte 2005 ist der Minutenpreis um 16 Prozent gesunken. Auch die Hoffnung auf neue Umsatzrekorde durch Datendienste ist geplatzt. Mit dem Transport von E-Mails, dem Internetzugang oder gar Navigationsdiensten erzielen die Netzbetreiber weniger als zehn Prozent ihres Umsatzes. Der Kauf der UMTS-Lizenzen für 50 Milliarden Euro und der teure Aufbau des schnellen Funknetzes haben sich bisher als schlechtes Geschäft erwiesen.

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