Kein Generationen-Problem

E-Mail und Festnetz wichtiger als Web 2.0

27.05.2011 von Andrea König
Mail und Telefon dominieren den Arbeitsalltag. Immerhin sind Mitarbeiter aber bereit, Social Media auszuprobieren, wie eine Studie von Computacenter zeigt. Am besten funktioniert das, wenn CIOs Web 2.0 vorleben.
Auch Ältere sind bereit, moderne Kommunikationstechnologien im Unternehmen zu nutzen.
Foto: auremar/Fotolia.com

Bei vielen Mitarbeitern kommen E-Mails und Festnetzgespräche nach wie vor weit vor Enterprise 2.0-Anwendungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von IT-Dienstleister Computacenter. Skeptisch sind die Angestellten vor allem dann, wenn sie noch keine Erfahrungen mit neuen Kommunikationsmethoden gesammelt haben.

Wer jetzt hinter den Skeptikern vor allem ältere Beschäftigte vermutet, irrt. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich sogar die nach 1980 Geborenen, die sogenannten Digital Natives, nicht mehr Social Media im Unternehmen wünschen.

Die Antworten der Umfrageteilnehmer verdeutlichen eine klare Vorliebe für klassische Kommunikationstechnologien. E-Mail (99 Prozent) und Festnetz (97 Prozent) werden nach wie vor am häufigsten zur Kommunikation mit Kunden, Kollegen und Geschäftspartnern genutzt. Mobile Geräte mit Internetempfang - etwa Laptops und Smartphones - nutzen 54 Prozent der Befragten oft.

Wikis, Foren und andere Plattformen zum Wissensaustausch kommen bei 36 Prozent der Mitarbeiter häufig zum Einsatz, bei 42 Prozent immerhin gelegentlich. Ein Drittel der Studienteilnehmer greift von unterwegs auf Unternehmensdaten zu, weitere 31 Prozent tun dies gelegentlich. 15 Prozent der Teilnehmer arbeiten oft mit Chat, Audio-, Video- oder Webkonferenzen, 43 Prozent greifen gelegentlich auf diese Technologien zurück. Soziale Netzwerke wie Facebook, Xing und Linkedin nutzt jeder Zehnte beruflich sehr oft oder oft, 26 Prozent gelegentlich.

Auch wenn zum Beispiel 64 Prozent der Studienteilnehmer soziale Netzwerke nie beruflich nutzen, lehnen sie moderne Technologien nicht kategorisch ab. 89 Prozent der Befragten halten es für wichtig, mit modernen Kommunikationsmitteln im Berufsalltag umgehen zu können. 83 Prozent akzeptieren Innovationen und sind bereit, diese von Beginn an zu nutzen. Erneut ist diese Einstellung keine Generationenfrage - auch 79 Prozent der über Fünfzigjährigen sind bereit, Neuerungen sofort zu nutzen.

Wie man Mitarbeiter früher einbindet

Skeptisch sind die Befragten vor allem dann, wenn sie die Vorteile von Technologien noch nicht kennen. Rund 60 Prozent derjenigen, die mobile Geräte wie Laptop, Blackberry oder Smartphone bisher noch nicht beruflich nutzen, lehnen deren Einsatz ab und sehen darin keine Arbeitserleichterung.

Die Studienautoren zitieren Anna Hoberg aus dem Bereich Business Performance Management vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation mit Ratschlägen, wie Unternehmen moderne Kommunikationstechnologien optimal nutzen können: "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich bei beruflichen Anwendungen vergleichbare Funktionalitäten wie bei den privat genutzten Web 2.0-Plattformen. Sehen sie aber den beruflichen Mehrwert einer Technologie nicht, so muss man ihnen diesen erst einmal näherbringen", sagt sie. Es sei daher sinnvoll, Mitarbeiter noch einen Schritt früher einzubinden und sie bei ihren konkreten Kommunikationsbedürfnissen abzuholen.

Sie glaubt, dass sich diese Kommunikationsbedürfnisse nicht nur aufgrund der Branche und der Unternehmenskultur unterscheiden, sondern auch innerhalb eines Unternehmens je nach Aufgabenfeld. Hoberg rät neben Schulungen und einer klaren Kommunikation der Vorteile dazu, dass die Führungskräfte bis hin zur Geschäftsleitung die Technologienutzung vorleben. 24 Prozent der Studienteilnehmer beklagten mangelnde Schulung, zum Beispiel bei neuen Softwareanwendungen. 27 Prozent fühlen sich außerdem nicht ausreichend informiert über Sinn und Zweck geplanter Innovationen.

Die Studienergebnisse stammen aus der Umfrage "Modernes Arbeiten - Wunsch & Wirklichkeit in deutschen Büros" von TNS Emnid und dem IT-Dienstleister Computacenter. Für die Umfrage wurden mehr als 1000 Angestellte aus den Bereichen Verwaltung, Marketing und Vertrieb sowie der Personal-, IT- und Entwicklungsabteilungen in Unternehmen befragt.

Totgeborene Social Media
Google Wave
Googles ambitioniertes Real-Time-Collaboration- und Kommunikations-Protokoll hielt kein Jahr durch, bis es wegen "öffentlicher Gleichgültigkeit" schon wieder vom Markt genommen wurden. Google begründete die fehlende Akzeptanz im Markt damit, dass Wave seiner Zeit voraus sei. Zugegeben: Das Logo war schon cool.
Cuil
Die Suchmaschine, die im Sommer 2008 mit großem Tamtam startete und einen Gegenpol zu Google bilden sollte, verschwand zwei Jahre später heimlich, still und leise durch die Hintertür. Einige ehemalige Google-Entwickler hatten Cuil aus der Taufe gehoben und rühmten ihre guten Suchergebnisse. Wochenlang lieferte sich die Blogosphäre Schlachten um die Relevanz und Irrelevanz von Cuil-Suchergebnissen. Genützt hat die Aufregung schlussendlich nichts - nicht einmal die Möglichkeit, dass sich Cuil-Nutzer über die Suchmaschine direkt beim derzeit übermächtigen Facebook einloggen konnten.
Palm Pre
Auch wenn HP jüngst das Palm Pre 2 auf den Markt geworfen hat, heißt das nicht, dass das Original noch lebt. Das Smartphone erreichte nie überzeugende Verkaufszahlen und kann nur hoffen, mit dem fürs erste Palm neu eingeführten mobilen Betriebssystem WebOS in Zukunft auf einige tollen HP-Tablets zumindest teilweise weiterzuleben.
MySpace
Der einstige Social-Media-Gigant ist nur noch ein Schatten seiner selbst. In den vergangenen zwölf Monaten wurde aus MySpace eher MyGeisterstadt. Die von Medienmogul Rupert Murdoch geführte News Corp. teilte mit, den Kampf gegen Facebook aufgegeben zu haben. Man wolle sich in Zukunft mit einem neuen Web-Angebot auf den Bereich "Social Entertainment" verlegen. Dazu gehörten Musik, Filme, Promis und Games.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)