Usability unausgereift

E-Book-Reader können Anforderungen nicht erfüllen

16.09.2009 von pte pte
Das boomende Segment der E-Reader kämpft noch mit technischen Kinderkrankheiten. Ein Usability-Test zeigt die Mängel der Geräte auf.

Die derzeit im Handel erhältliche Angebotspalette an E-Book-Readern ist insgesamt noch zu teuer und zu wenig auf die eigentlichen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt. Dank der speziellen e-ink-Technologie ist die Lesbarkeit über alle Geräte hinweg zwar als gut zu bewerten, in puncto Benutzerfreundlichkeit können sie die Anforderungen aber noch nicht erfüllen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Test des Usability Labors des Instituts für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) in der Schweiz.

"Unsere Analyse zeigt, dass das Hauptproblem der Nutzung von E-Readern nicht in der Lesbarkeit liegt, sondern in der mangelhaften Usability. Die größten Schwierigkeiten hatten unsere Testpersonen dabei mit der Orientierung und Navigation zwischen den einzelnen Funktionen der bislang erhältlichen Modelle. Viele der integrierten Features werden aber gar nicht gebraucht und tragen so eher zur Verwirrung als zur Freude der Nutzer bei", stellt Eva Siegenthaler, Projektleiterin der E-Reader-Analyse am IFeL-Usability-Labor, im Gespräch mit pressetext fest. Dass gegenwärtig erhältliche E-Reader noch über keine ausreichend intuitive Steuerung verfügen, sei der IFeL-Expertin zufolge auch Ausdruck dafür, dass sich die E-Book-Entwicklung insgesamt gesehen noch eher in einem Anfangsstadium befinde.

"Es ist keine große Überraschung, dass die frühen Generationen neuer Geräte noch nicht wirklich ausgereift sind. Die Herstellerfirmen werden technisch aber sicher noch nachbessern und versuchen, die gröbsten Mängel mit den folgenden Gerätegenerationen zu beseitigen", meint Siegenthaler. Bis dahin werde sich dann wohl auch am zweiten Negativaspekt, dem zu hohen Preis, etwas geändert haben. "Die verwendete e-ink-Technologie ist heute noch recht teuer. Durch die weitere Entwicklung auf dem E-Book-Markt könnte sich das in Zukunft aber noch ändern", so Siegenthaler.

Das Usability Labor des IFeL hat insgesamt fünf verschiedene E-Book-Reader getestet (pdf-Download) und dabei unter anderem auch Aspekte wie Aufmerksamkeitssteuerung, Wahrnehmung, Bedienung und emotionale Reaktionen der Nutzer in die Analyseergebnisse miteinfließen lassen. "Am besten abgeschnitten hat dabei das Sony-Gerät, das dank der technischen Funktionalität und guten Benutzerfreundlichkeit überzeugen konnte", schildert Siegenthaler. Die restlichen Lesegeräte iRex, BeBook, Booken und Ectaco Jet Book hätten in dieser Hinsicht deutlich schlechter abgeschnitten. "Die Mängel, die sich bei den anderen Modellen zeigten, waren beispielsweise eine erhöhte Anfälligkeit für Ausfälle aufgrund von zahlreichen Funktionen, ungenügende Nutzerfreundlichkeit, erschwerte Lesbarkeit wegen falscher Wort-Trennung oder die fehlende Erkennung von gewissen Textformaten", fasst Siegenthaler zusammen.

Sony E-Reader
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Sony bringt mit dem PRS-505 einen der ersten E-Book-Reader der jüngsten Generation auf den Markt.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Der PRS-505 wird zum Schutz in einem hellbraunen Ledereinband ausgeliefert. Über die Farbwahl läßt sich sicher streiten. Insgesamt machen Gerät und Einband aber einen soliden und qualitätvollen Eindruck.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Zum Lieferumfang des PRS-505 gehört ein USB-Kabel, eine Software-CD sowie eine Kurzanleitung. Ein Netztteil zum Aufladen des Akku sucht der Käufer leider vergebens. Es muss separat dazugekauft werden
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Mit Abmessungen von 175 mal 122 mal acht Millimeter und einem Gewicht von etwa 260 Gramm präsentiert sich Sonys E-Book-Reader handlich und leicht.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Der PRS-505 wird über zwei Plastik-Clips im Ledereinband eingeklinkt und lässt sich bei Bedarf auch aus der schützenden Hülle herausnehmen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Das Display des PRS-505 ist sechs Zoll groß, schafft eine Auflösung von 800 mal 600 Bildpunkten und kann acht Graustufen darstellen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Unter dem Display des PRS-505 sitzen zwei Steuerknöpfe, mit deren Hilfe die Nutzer durch die Einstellungsmenüs scrollen sowie E-Books aufrufen und durchblättern können.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Mit dem rechten Steuerknopf können die Leser einzelne Punkte in den Einstellungsmenüs ansteuern. Eine separate Taste ruft das Hauptmenü auf.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Mit dem linken Steuerknopf können die Leser umblättern. Außerdem gibt es Tasten, um die verschiedene Zoom-Stufen aufzurufen und Lesezeichen zu setzen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Im Hauptmenü des PRS-505 lassen sich E-Books aufschlagen, Einstellungen vornehmen sowie Zusatzfunktionen wie Bild- oder Musikdateien aufrufen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Über zehn Knöpfe am rechten Display-Rand lassen sich einzelne Menüpunkte direkt per Knopfdruck aufrufen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Mit zwei Tasten rechts neben dem Display können Leser in den E-Books vor- und zurückblättern.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
An der Unterseite des PRS-505 finden sich neben dem Lautstärkeregler Anschlüsse für das USB-Kabel, den Kopfhörer und das Netzteil, das allerdings separat gekauft werden muss.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
An der Oberseite des PRS-505 sitzen neben dem Einschalter auch die Slots für die Speicherkarten: Memory-Stick-Duo- und SD-Karten finden hier Platz.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Die E-Books lassen sich nach verschiedenen Kriterien im PRS-505 ordnen: nach Autor, Datum sowie Titel. Außerdem merkt sich das Gerät, auf welcher Seite sie aufgehört haben und wo Lesezeichen gesetzt wurden.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Buchstaben und Seiten stellt der PRS-505 ruhig und ohne Flimmern dar. Die Präsentation der Seiten kommt der gedruckten Darstellung sehr nahe.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Wem die Darstellung der Buchstaben zu klein ist, kann zwischen zwei Zoom-Stufen wählen: Zoom 1 ...
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
... und Zoom 2.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Der PRS-505 bietet verschiedene Werkzeuge, um schnell innerhalb der E-Books zu navigieren: Dazu gehören Lesezeichen, ein Inhaltsverzeichnis und das direkte Ansteuern von Anfang und Ende eines elektronischen Buches.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Im Einstellungsmenü können Leser einfache Rahmenparameter ihres Readers einstellen beziehungsweise auch wieder zurücksetzen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Die Darstellung auf dem Display kann horizontal oder vertikal ausgerichtet werden.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Neben E-Books kann der PRS-505 auch Musikdateien abspielen: Der Player spielt MP3- und AAC-Daten ab.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Bilddaten lassen sich nur in acht Graustufen darstellen. Damit eignet sich der PRS-505 nur eingeschränkt als Präsentationsgerät für die Urlaubsfotos.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Eine Akkuladung soll laut Hersteller für 6800 Blättervorgänge ausreichen. Ist das Bild einmal aufgebaut benötigt der PRS-505 wegen der fehlenden Hintergrundbeleuchtung keine Energie mehr. Über den Ladezustand informiert eine Anzeige am linken unteren Display-Rand.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Eine Skala am rechten unteren Display-Rand informiert die Nutzer über die eingestellte Lautstärke des integrierten Musik-Players.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Mit einer Dicke von nicht einmal einem Zentimeter lässt sich der PRS-505 bequem überall hin mitnehmen.
E-Book-Reader PRS-505 von Sony
Das Format des PRS-505 ist zwar handlich und kompakt. In die Hosen- beziehungsweise Jackentasche passt der Reader allerdings nicht.

Um die E-Book-Reader attraktiv und bedienungsfreundlich zu machen, ist der IFeL-Expertin nach noch viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten. "Das Usability Labor des IFeL hat deshalb eine internationale Forschungsinitiative gestartet, bei der es aber nicht ausschließlich um die Verbesserung der Usability gehen soll, sondern um eine möglichst umfassende Erforschung des E-Reading-Phänomens", betont Siegenthaler. Bei diesem längerfristig angesetzten Projekt werde man auch verstärkt mit Forschungsinstitutionen anderer Länder wie etwa aus Italien, Schweden, Kanada oder Japan kooperieren.

Zusammenfassung des E-Book-Reader-Tests des IFeL-Usability-Labors (pdf-Download): (pte)