Seit Jahren sagt die technikbegeisterte Fraktion unter den Leseratten das Ende des gedruckten Buchs voraus. Elektronische Bücher, so genannte E-Books, würden das Lesen revolutionieren, so ihre Prognose. Statt dicke Wälzer mit sich herumzuschleppen, benötige man in Zukunft nur ein einzelnes schlankes und leichtes Lese-Device, auf dem sich Tausende Bücher abspeichern ließen - von Homers Ilias bis hin zu den Zauberabenteuern von Harry Potter. Doch bislang konnten die Entwicklungen rund um E-Book-Reader und elektronische Tinte kaum überzeugen. In der Kritik stand vor allem die wenig lesefreundliche Darstellung der elektronischen Seiten. Mit der jüngsten Generation der E-Book-Reader könnte sich das ändern. Als einer der ersten Hersteller hat Sony mit dem PRS-505 einen solchen Reader präsentiert. Die COMPUTERWOCHE hat das Gerät getestet.
Das Handling - handlich und gutes Display
Im Format gleicht der PRS-505 einem schlanken Taschenbuch. Mit einer Dicke von nicht einmal einem Zentimeter und einer Fläche von zirka 18 mal zwölf Zentimetern lässt sich der Reader bequem überall hin mitnehmen. Trotz der kompakten Maße braucht man dafür allerdings eine Tasche, da das elektronische Lese-Device für die Hose oder Jacke doch etwas zu groß ausfällt. Mit einem Gewicht von etwa 260 Gramm liegt der Reader auch bei längerem Gebrauch gut in der Hand. Sony liefert den PRS-505 in einem hellbraunen Ledereinband. Hier wird das Gerät über zwei Plastik-Clips eingeklemmt und lässt sich bei Bedarf auch herausnehmen.
Das sechs Zoll große Display bietet eine Auflösung von 800 mal 600 Bildpunkten und kann acht Graustufen darstellen. Die Darstellung wirkt wie gedruckt, und die Buchstaben sind gut lesbar. Sony erreicht das lesefreundliche Bild durch ein spezielles E-Ink-Display. Dabei wird das Bild nicht wie bei herkömmlichen Displays ständig neu aufgebaut, sondern nur einmal. Damit bietet die ruhige Darstellung einen Lesekomfort, der sich durchaus mit Büchern vergleichen lässt. Da das Display allerdings ohne Hintergrundbeleuchtung funktioniert, benötigen die Leser zumindest etwas Licht, das vom Display reflektiert werden muss. Dafür lässt sich der Reader gut im Freien nutzen, sogar im Sonnenschein. Das Display weist keine störenden Spiegelungen auf. Weiterer Vorteil der E-Ink-Technik: Ist das Bild einmal aufgebaut, benötigt es keinen Strom mehr. Energie braucht der Reader nur dann, wenn Seiten umgeblättert oder neue Punkte im Bedienungsmenü aufgeschlagen werden. Laut Hersteller reicht eine Akkuladung für etwa 6800 Blättervorgänge.
Sony PRS-505 auf einen Blick
Display: sechs Zoll (15,2 Zentimeter), 800 mal 600 Bildpunkte, acht Graustufen.
Maße: 175 mal 122 mal acht Millimeter.
Gewicht: zirka 260 Gramm.
Betriebsdauer: etwa 6800 Blättervorgänge.
Formate: E-Book (EPUB, BBeB), Text (TXT, RTF, PDF), Bild (JPEG, GIF, PNG, BMP), Musik (MP3, AAC).
Speicher: intern 256 MB (davon etwa 200 MB beschreibbar), erweiterbar über Memory Stick Duo und Secure-Digital.-Karten (SD).
Schnittstelle: USB 2.0.
Preis: zirka 300 Euro.
Bedienung - einfach und übersichtlich
Bedient wird der PRS-505 über zwei runde Steuerknöpfe unter dem Display sowie eine Tastenreihe rechts vom Display. Alle Tasten sind leicht zu erreichen. Das Bedienungsmenü ist einfach aufgebaut und leicht zu erlernen. Es lässt sich über einen separaten Knopf aufrufen. Die gespeicherten E-Books lassen sich nach verschiedenen Kategorien wie Autorennamen, Titel oder Speicherdatum anzeigen. Der Reader merkt sich außerdem automatisch die zuletzt gelesene Seite eines elektronischen Buches. Benutzer können also direkt an die Stelle springen, an der sie vorher aufgehört haben zu lesen. Darüber hinaus bietet das Gerät die Möglichkeit, elektronische Eselsohren zu setzen, um Seiten mit interessanten Inhalten zu markieren. Wem die Buchstaben zu klein sind, der kann die Darstellung über die Lupenfunktion vergrößern. Der PRS-505 bietet dafür zwei Zoom-Stufen. Vor- und Zurückblättern funktioniert über zwei Tasten am rechten Geräterand beziehungsweise mit dem linken Steuerknopf.
Funktionen - Bücher, Bilder und Musik
Sonys E-Book-Reader kann Textdateien in den Formaten TXT, RTF und PDF sowie die E-Book-Formate BBeB Book und die Open-Source-Variante EPUB darstellen. Außerdem ist der PRS-505 in der Lage, JPEG-, GIF-, PNG- und BMP-Bilddateien sowie Musikdateien im MP3- und AAC-Format zu verarbeiten. Der interne Speicher fasst mit 256 MB laut Hersteller bis zu 160 E-Books. Der Speicher lässt sich über zwei Speicherkarten-Slots für SD-Karten und das Sony-eigene Format Memory Stick Duo erweitern. Während die Funktion als MP3-Player durchaus Sinn gibt, macht das Betrachten von Bildern auf dem PRS-505 wegen der monochromen Darstellung wenig Spaß.
E-Books, Bild- und Musikdateien lassen sich über einen PC auf den E-Book-Reader spielen. Dafür liefert Sony ein Kabel für den USB-Port und eine Software mit, über die sich E-Books aus dem Internet kaufen, herunterladen und auf das elektronische Lesegerät übertragen lassen. Zusätzlich findet sich auf der beiliegenden CD eine ausführliche Bedienungsanleitung als PDF. Eine gedruckte Anleitung sucht der Käufer in der Verpackung vergebens. Ein weiterer Wermutstropfen: Der PRS-505 bietet zwar die Möglichkeit, das Gerät über ein Netzteil aufzuladen. Das muss der Kunde allerdings separat dazukaufen. Wer die Zusatzausgabe scheut, hat jedes Mal den PC zu starten, um den Reader via USB-Kabel mit Energie aufzutanken.
Ein weiteres Manko des PRS-505 ist die teilweise träge Reaktion. Vor allem mit umfangreichen PDF-Dateien hat der Reader zu kämpfen. Benutzer müssen sich in diesen Fällen bis zu einigen Minuten gedulden, bis sie mit dem Lesen beginnen können. Auch das Umblättern dauert oft ein bis zwei Sekunden. Das funktioniert händisch mit der herkömmlichen Hardware Buch schneller.
Fazit: E-Books werden interessanter
Die langsamen Reaktionszeiten bieten aus technischer Perspektive den einzigen Kritikpunkt. Sony könnte an dieser Stelle durchaus noch etwas am Tuning des Controller-Chips arbeiten. Das Lesen auf dem E-Ink-Display mutet auf die ersten Blicke zwar etwas fremd an. Man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Die ruhige und lesefreundliche Darstellung trägt ihren Teil dazu bei. Das Display ist mit sechs Zoll gerade groß genug. Dafür bekommt der Kunde ein kompaktes und leichtes Gerät, das sich problemlos überall hin mitnehmen lässt.
Die Bedienung ist einfach. Auch ohne langes Studium der Betriebsanleitung kommt man mit dem Reader schnell zurecht. Die Verarbeitung ist solide. Das Gerät liegt gut in der Hand und lässt sich ohne Fingerverrenkungen sicher steuern und bedienen. Einziges Ärgernis: das fehlende Ladegerät.
Wer in den Genuss des neuen Lesespaßes kommen möchte, muss allerdings tief ins Portemonnaie greifen. Sonys E-Book-Reader ist ab sofort in Deutschland zu haben und kostet etwa 300 Euro.
Sony PRS-505 - Vor und Nachteile
+ Gutes Display;
+ lesefreundliche Darstellung;
+ einfache Bedienung;
+ handliches, kompaktes Format.
- Langsame Reaktion;
- Netzteil nur separat zu kaufen;
- hoher Preis.