Business-Knigge

Dresscodes für ihn

29.10.2018 von Anke Quittschau und Christina Tabernig
Darf man Jeans tragen, wenn der Kleidungsstil "Business casual" verlangt wird? Was versteht man unter "Come as you are" im Business-Kontext? Lesen Sie hier das kleine Dresscode-Einmaleins.
Die passende Business-Kleidung kann durchaus ein Ass im Ärmel bei der Karriere-Planung sein.
Foto: Pixelspieler - shutterstock.com

Wie häufig haben Sie beim Dresscode "Business casual" auf der Einladung zu einer Firmenveranstaltung überlegt, was Sie anziehen werden? Oder haben den Rundruf bei Kollegen und Abteilungsassistenz gestartet? Wäre es nicht schön gewesen, wenn sich der Einladende deutlich ausgedrückt hätte?

Die Trainerinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig von der Agentur korrekt! bringen Licht ins Dunkel der Kleiderordnungen. Sie haben eine Übersicht über die wichtigsten Dresscodes im Geschäftsleben mit den Do's and Don'ts erstellt:

Day Informal / Business Attire / Tenue de Ville

Anlass: Geschäftsreise

Profitipp: Es geht um einen Business-Tag, der außerhalb der eigenen Geschäftsräume und/oder mit externen Partnern/ Kunden verbracht wird. Erwartet wird ein dunkler Anzug (meist dunkelgrau, anthrazit oder dunkelblau) mit Hemd, Krawatte und schlichten Schuhen.

Fauxpas: Jeans oder andere Freizeitkleidung.

kleider machen männer
Stilvolle Business-Kleidung ...
... ist eine hohe Kunst. Lesen Sie unsere Anregungen, um die größten Fettnäpfchen zu vermeiden.
Das hochwertige Sakko
Ein qualitativ hochwertiges Business-Sakko erkennen Sie daran, dass es innen, unten links, über eine Tasche für Visitenkarte verfügt. Außerdem hat das teurere Sakko an den Ärmeln vier statt drei Knöpfe.
Das Sakko sitzt richtig ...
... wenn der Kragen des Sakkos sich unterhalb des Hemdkragens so um den Nacken legt, dass der Hemdkragen etwa eineinhalb Zentimeter übersteht. Unter dem Kragen dürfen keine Falten auftreten, sonst wirkt das Sakko zu eng oder zu weit.
Hemdsärmelig?
Der Ärmel des Sakkos ist eineinhalb Zentimeter kürzer als der Hemdsärmel und reicht bis zum Knochen des Handgelenks.
Seriös wirken
Der korrekte Anzug für den Job hat einen dunklen Farbton.
Das Detail macht den Unterschied
Ein Haifischkragen wirkt deutlich schicker als der gute alte Kentkragen.
Schlichtweg unmöglich ...
... sind Button-down-Hemden in der Führungsetage oder bei Geschäftsveranstaltungen.
Details, Teil 2
Eine Krawatte ist ein Statement. Binden Sie diese deshalb ordentlich, wobei der oberste Hemdknopf geschlossen wird.
Kariert oder gestreift?
Wenn Sie gemusterte Hemden bevorzugen, entscheiden Sie sich für ein unauffälliges Design oder klassische Streifen bei der Krawatte.
Von Kopf bis Fuß
Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Mit den Klassikern (Oxfords und Brogues) liegen Sie immer richtig.
Farbkombis
Zu schwarzen Anzügen trägt man weder braune Gürtel noch braune Schuhe. Zumindest nicht als Deutscher. Italiener kriegen auch diese Kombi chic hin.
Weniger ist mehr.
Zu einem Nadelstreifenanzug wählen Sie immer ein einfarbiges Hemd.
Noch ein No-Go ...
....sind nackte Männerwaden! Das geht nur beim Sport! Achten Sie darauf, dass die Socken auch beim Beinüberschlag keine Haut zeigen. Auf Nummer Sicher gehen Sie dabei mit Kniestrümpfen.
Ein Mann ist ein Mann ...
... Schmuck ist deshalb im Business-Umfeld nach wie vor nicht akzeptiert. Hier sollten sich Herren auf maximal ein bis zwei Ringe und eine Armbanduhr beschränken.
Manchmal geht auch leger
Bei Geschäftsessen oder zum Drink nach Feierabend darf die Krawatte auch mal fehlen.
Drauf reingefallen?
Business Casual als Dresscode suggeriert zwar einen Freizeit-Look, jedoch nur im angemessenen Rahmen: Jeans sind absolut tabu, ebenso wie Shorts oder offene Schuhe.
Für Fortgeschrittene
Business Casual, Teil 2: Stilvoll sind Polohemden, farbige Oberhemden und/oder feine Strickpullover in Kombination mit Baumwoll- oder Cordhosen.

Business (hochoffiziell)

Anlässe: tägliches Business in hohen Führungsebenen, Business-Veranstaltungen

Profitipp: Erwartet wird ein (dreiteiliger) dunkler Anzug mit Weste, Hemd, Krawatte und glatten Lederschuhen. Schlichte Manschettenknöpfe sind gern gesehene Accessoires, der Anzug sollte dunkelgrau, anthrazit oder dunkelblau sein und darf einen Nadelstreifen haben. Bei einer Abendveranstaltung darf der Anzug auch Schwarz sein.

Fauxpas: Helle Anzüge, Rollkragenpullover, keine Krawatte, Button-down-Hemd. Hier wird klassische Eleganz erwartet.

Business (offiziell)

Anlässe: tägliches Business in mittleren und höheren Führungsebenen, Business-Veranstaltungen

Profitipp: Erwartet wird ein zwei- oder dreiteiliger, dunkler Anzug mit Hemd, Krawatte und glatten Lederschuhen. Der Anzug kann neben den üblichen dunklen Farben auch grau, braun oder Cognac-farben sein. Allerdings sollten Sie insbesondere bei braunen Anzügen die Schuhe und den Gürtel farblich abstimmen. Nadelstreifen, farbige Krawatten sowie Hemden in Pastelltönen mit feinen Streifen oder Gitterkaros sind erlaubt. Achten Sie auf eine dezente Kombination, sonst wirkt der Look schnell überladen.

Die Regel lautet: Nie mehr als zwei Muster gleichzeitig tragen.

Fauxpas: Pullover, aufgeknöpfte Hemden, Button-down-Hemd, keine Krawatte, ungepflegte Schuhe, helle Socken.

Knitterfreier Stoff
Wählen Sie einen Stoff für Kostüm oder Anzug aus, der nicht schnell knittert. Prüfen Sie beim Kauf, ob sich der Stoff schnell wieder glättet.
Mantellänge
Mäntel sollten länger als der Rocksaum sein. Ist das nicht möglich, tragen Sie einen Mantel/Jacke, die deutlich (über zehn Zentimeter) kürzer ist als der Rock.
Schmuck
Kombinieren Sie nie Modeschmuck mit echtem Schmuck! Weniger ist mehr: Eine schlichte, dezente Goldkette ist perfekt für den Business-Look.
Accessoires
Denken Sie an Ihre Außenwirkung! Faustregel: Verzichten Sie auf verspielte und kindliche Accessoires im Business. Ein Seidentuch schützt nicht nur vor Klimaanlagen, sondern auch vor Blicken in den Ausschnitt. Aber bitte keine dicken Wollschals zum Büro-Outfit tragen, auch wenn Schals derzeit Trend sind.
Ihr Kleidungsstil muss zum Unternehmen passen
Überprüfen Sie Ihren Kleiderstil dahingehend, ob er mit der Kernaussage des Unternehmens, für das Sie arbeiten, übereinstimmt.
Gesamteindruck
Erfüllen Sie in Ihrer Kleiderwahl mehr als nur "die Pflicht"! Sorgsamkeit bei Frisur, Make-up und Accessoires zahlen sich aus.
Blusenkragen
Der Blusenkragen wird normalerweise unter dem Blazer getragen. Um einen zu harten Kontrast im Winter zwischen Anzug und (blassem) Gesicht zu vermeiden, kann der Kragen aber auch über dem Blazer getragen werden.
Ton in Ton
Arbeiten Sie bei der Wahl Ihrer Garderobe mit Ton-in-Ton-Kombinationen. Das heißt - zumindest im Business: ohne große Kontraste. So fallen kräftige Körperpartien weniger auf.
Dunkle Farbtöne
Je dunkler Sie die Farbe Ihres Outfits wählen, desto seriöser wirken Sie.
Ihren Typ unterstreichen
Die Farbe, die Ihren Typ unterstreicht, sollte möglichst in der Nähe Ihres Gesichts sein (z. B. Bluse oder Tuch).

Semi-formal

Anlässe: Geschäftsalltag mit Kontakt zur Chefetage, Geschäftsreise

Profitipp: Dieser Dresscode klingt legerer, als er ist, beinhaltet er doch eine Mixtur der oben genannten klassischen Outfits. Der erwartete Grad an Eleganz ist nicht zu unterschätzen: tagsüber trägt der Mann auf jeden Fall einen dunklen Anzug, Hemd und Krawatte.

Fauxpas: Feierabend-Look mit gelockerter Krawatte, aufgekrempelten Ärmeln und einem über die Schulter geworfenen Jackett. Semi-formal bedeutet nicht "halb"-formal!

sommersünden
Endlich Sommer!
Barfuss, bauchfrei, Bermuda oder Birkenstock sind auch bei 30 Grad im Büro ein Fauxpax. Klicken Sie sich durch die größten Sommer-Sünden in Sachen Kleidung.
Dazu Knigge-Expertin Christina Tabernig:
Der Ranghöchste beziehungsweise der Gastgeber entscheidet, wann das Sakko auszuziehen ist. Auf einer Hochzeit ist das der Bräutigam oder wie beim Weißwurstfrühstück Joachim Sauer, Ehemann von Kanzlerin Angela Merkel, der stellvertretend für die Gastgeberin auch sein Sakko ausgezogen hatte. Und US-Präsident Barack Obama folgte diesem Beispiel gern.
Das Sakko bleibt an ...
... solange der Vorgesetzte nicht abgelegt und Erleichterung angeboten hat. Frauen müssen den Blazer nicht ablegen, vielleicht tragen sie ja nur ein leichtes Shirt darunter.
Männer in Bermudas oder Shorts ...
... sollten sich in deutschen Büros nicht blicken lassen, auch wenn das Thermometer auf 30 Grad und mehr klettert. Dazu die Faustregel von Knigge-Expertin Tabernig: "Alles, was am Strand nicht auffällt, hat im Büro nichts zu suchen."
Mit Sandalen ...
... oder Birkenstocks ...
... sollte kein Mann im Sommer ins Büro gehen. Mit weißen Tennissocken übrigens auch nicht.
Auch Flipflops ...
... sind nur in der Freizeit erlaubt, wenngleich sie auch bequem und luftig sind.
Auf Socken ...
... können Männer nur in der Mittagspause im Park verzichten, aber niemals im Büro Slipper oder Schuhe ohne Socken tragen.
Es geht auch ohne Sakko und Krawatte ...
... oder mit Kurzarmhemd. Letzeres aber nur ohne Krawatee und Sakko tragen.
Vertriebler und Berater ...
... müssen dagegen in der Regel das Sakko auch im Sommer anziehen. Ihre oberste Richtschnur ist immer der Kunde beziehungsweise die Kleidung in dessen Untenrehmen.
Luftige Sommerkleider ...
... können Frauen im Job gern anziehen, wenn denn die Rocklänge stimmt. Eine Handbreit oberhalb des Knies ist erlaubt, alles andere geht zu weit.
Auch mit Spaghetti-Trägern ...
... und nackten Schultern sollte Frau sich zurückhalten. Freie Schultern gehören nicht ins Büro. Auch beim klassischen Etuikleid muss ein Blazer oder Jäckchen darüber getragen werden.
Dicke Gürtel ...
... sind auch nicht für den Einsatz im Büro vorgesehen.
Bauchfrei, Cut-Outs und Hotpants ...
... taugen für die Disco oder den Strand, sind aber kein Outfit fürs Büro.
In Sachen Schuhe ...
... haben Business-Frauen eine größere Auswahl als ihre männlichen Kollegen.
Geschlossene Schuhe statt offener Sandalen ...
... heißt die Devise für Business-Frauen im Sommer. Rot lackierte Fussnägel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch Feinstrumpfhosen sind im Sommer ein Muss.
Slingpumps sind eine Alternative
Noch nie gehört? Das sind Sandalen, die vorne geschlossen und hinten offen sind.
Große Schweißflecken ...
... kommen bei bestimmten Farben (lindgrün, khaki) noch deutlicher heraus. Diese Farben sollte man meiden.
Wenn das Deo versagt und der Schweiß siegt, ...
... kann man das dem schwitzenden Kollegen unter vier Augen und im freundlich-verständnisvollen Ton sagen. Vielleicht fällt ihm selbst der Schweißgeruch ja gar nicht mehr auf.
Eis in der Mittagspause ...
... hilft über so manchen heißen Bürotag hinweg. Was aber, wenn man einen Eisfleck auf der Bluse hat? Wenn Sie keine Sofortlösung wie Reinigungstücher oder Wasser zur Verfügung haben, müssen Sie damit leben.

Business casual

Anlässe: Brunch, Sightseeing im Rahmen einer Geschäftsreise, internes Meeting außerhalb des Büros

Profitipp: Dieser Dresscode suggeriert zwar einen Freizeit-Look, jedoch nur im angemessenen Rahmen: Jeans, Shorts und offene Schuhe sind absolut tabu. Stilvoll sind Polohemden, farbige Oberhemden und/oder feine Strickpullover in Kombination mit Baumwoll- oder Cordhosen.

Fauxpas: Sportswear ist nicht gewünscht. Sparen Sie sich Ihre Shorts für den Badeurlaub auf.

Come as you are

Anlässe: Geschäftsessen oder Drink nach Feierabend

Profitipp: Dieser Dresscode meint tatsächlich das, wonach er klingt: Kommen Sie so, wie Sie (nach Büroschluss) sind, lassen Sie Ihren Anzug an und ziehen Sie die Krawatte aus, sich umzuziehen ist nicht nötig. Wer direkt von Zuhause kommt, sollte allerdings nicht in die Falle tappen und in Jeans auftauchen. Erwartet wird ein korrekter (Business-)Look, Hemd und Flanellhose sind also die Basics.

Fauxpas: Freizeitkleidung