KUVB-CIO Jürgen Renfer

Digitale Kollaboration und analoge Welt verschmelzen

25.01.2021 von Karen Funk
Viele IT-Entscheider hätten 2020 ihre digitale Reifeprüfung bestanden, findet Jürgen Renfer. Der CIO der KUVB glaubt an neue Formen der Zusammenarbeit und sieht die IT-Entscheider in einer Schlüsselrolle.
Jürgen Renfer, CIO und CISO KVUB und der Bayerischen Landesunfallkasse: "Wir alle müssen organisationssoziologische Strukturen für neue Arbeitsformen schaffen."
Foto: Armin Weiler

Im Corona-Jahr konnten CIOs zeigen, ob sie gerüstet sind und mit Krisen umgehen können. Jürgen Renfer, CIO und CISO der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB) und der Bayerischen Landesunfallkasse (Bay. LUK), ist überzeugt, dass New Work künftig völlig neue Formen digitaler Zusammenarbeit hervorbringen könne, weit über die Informationstechnologie hinaus.

Denkbar seien beispielsweise eine neue Balance zwischen Beruf und Freizeit, neue Büro- und Wohnkonzepte, die Entflechtung von Metropolen, veränderte Mobilitätsanforderungen. Hier könnte die Pandemie vielleicht sogar helfen, Vorbehalte abzubauen und durch Technologie Synergien etwa im Bereich Ökologie und Ökonomie zu entwickeln.

Soft Skills in der Praxis: So gelingt gute Zusammenarbeit
Ulrike Stahl
Jeder kann kommunikative und kooperative Stärken zeigen, ist das Credo von Ulrike Stahl. Sie coacht Führungskräfte und gibt neun Tipps für eine gute Zusammenarbeit.
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An gemeinsamen Hobbys lässt sich gut anknüpfen. "Wenden Sie zuvor etwas Zeit auf, um eine persönliche Gemeinsamkeit mit dem Verhandlungspartner herauszufinden und diese zu benennen", rät Stahl. Dadurch machen Sie sich sympathisch.
Tipp 2: Finden Sie eine gemeinsame Ausdrucksweise
Wichtig ist, dass sich jeder Projektbeteiligte klar und direkt ausdrückt. Dass jeder höflich bleibt, ist eine Selbstverständlichkeit.
Tipp 3: Zeigen Sie den Nutzen auf
Was habe ich davon? Was sind die Ziele der Kooperationspartner, vor welchen Herausforderungen stehen sie? Wer kann wen wie unterstützen und welche Zahlen und Daten belegen das?
Tipp 4: Vorbild Chef
Chefs sollten im eigenen Team gute Zusammenarbeit vorleben. Denn Kooperation funktioniert nur auf Augenhöhe. "Wünschen Sie sich Mitarbeiter, die aktiver mitgestalten, lautet der Schlüssel Gleichheit und Anerkennung der Mitarbeiter", so Ulrike Stahl.
Tipp 5: Betonen Sie die Gemeinsamkeiten
Ulrike Stahl empfiehlt, gemeinsame Erfolge zu feiern und so das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Auch sollte eine Führungskraft immer das gemeinsame Ziel und die Bedeutung der Arbeit des Teams hervorheben.
Tipp 6: Austausch der Mitarbeiter
Gerade wenn die Kollegen an unterschiedlichen Projekten arbeiten, sollte in wöchentlichen Meetings jeder berichten, was er tut. "Ermöglichen Sie, dass Teammitglieder in solche Meetings Fragen einbringen, bei denen die anderen mit Ideen unterstützen können, auch wenn sie nicht komplett mit der Materie vertraut sind."
Tipp 7: Transparenz der Ziele
Neben übergeordneten Firmenzielen können sich für Mitarbeiter konkurrierende individuelle Ziele ergeben. So etwas ist Gift für ein kooperatives Klima, weiß Stahl. Die Gegenmaßnahme lautet Transparenz hinsichtlich der individuellen Ziele. "Diese ermöglicht es den Mitarbeitern, sich widersprechende Ziele selbst zu identifizieren, und der Führungskraft, diese nachzubessern."
Tipp 8: Teambildungsmaßnahme
Setzen sich Teams aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammen, kann ein Teambuilding helfen. Dabei geht es Stahl nicht unbedingt um gemeinsame Trips in die freie Natur. Für IT-Teams bieten sich analytische Auseinandersetzungen nach wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitsmodellen an.
Tipp 9: den eigenen Chef verstehen
"Auch Chefs sind eher gewillt, die zu unterstützen, von denen sie den Eindruck haben, dass sie ihn unterstützen", sagt Stahl. Das Beste sei also, selbst Kooperationsbereitschaft zu beweisen. "Letztlich weiß jeder Chef, dass sein Erfolg vom Erfolg seiner Mitarbeiter abhängt."

"Diese Entwicklung wird auch davon abhängen, ob wir unsere weltweit führende analoge Infrastruktur wie Verkehrswege bei digitalen Infrastrukturen ebenfalls erreichen können", so Renfer. Er meint konkret die flächendeckende Breitbandversorgung über Glasfaser sowie 5G. "Dies ist dafür unabdingbare Voraussetzung und muss jetzt konsequent weiter vorangebracht werden."

New Work und Networking

Konkrete Prognosen zu Arbeit 4.0 hält Renfer aber generell für eher schwierig. Seiner Meinung nach kommt es auf die individuelle Situation jeder Branche und jedes einzelnen Unternehmens an. Und er sieht hier nicht nur HR in der Pflicht: "Wir alle werden gefordert sein, stimmige organisationssoziologische Strukturen für neue Arbeitsformen und -modelle zu schaffen." Technologische Werkzeuge könnten Arbeit 4.0 zwar voranbringen, volle Wirksamkeit würden sie aber erst im interdisziplinären Diskurs entfalten.

Er rechnet eher mit einem "bunten Werkzeugkasten", aus dem CIOs geeignete Elemente identifizieren und unternehmensspezifisch kombinieren können. "Insoweit wird Networking voraussichtlich noch wichtiger als bisher werden", sagt Renfer und geht davon aus, dass die digitale Kollaboration sowie deren Zusammenwachsen mit der analogen Welt entscheidend sein werde - und zwar deutlich über ein paar virtuelle Videokonferenzräume hinaus.

"CIOs könnten dabei als Lotsen digitale Wege aufzeigen und den Rahmen abstecken, um AnwenderInnen wie EntscheiderInnen im Turbo-Modus in deren digitale Autonomie zu führen", ist Renfer überzeugt. Ihm helfe dabei sein langjähriges Motto: "Human first, digital second."

Tipps für die Mitarbeitermotivation
Zwischendurch Luft schnappen
Da kann es schon für mehr Energie sorgen, zwischendurch kurz an die frische Luft zu gehen. Vielleicht lässt sich ein Meeting nach draußen verlegen.
Ein Kaffee zwischendurch
Wer keinen Kicker oder Sportangebote im Büro vorfindet, dem hilft vielleicht eine kurze Kaffeepause mit Kollegen, um anschließend motiviert und mit neuen Ideen an die Arbeit zu gehen.
Verabredungen am Feierabend
Wer tagsüber im Büro vom Biergartenbesuch träumt, sollte ihn für abends fest einplanen und sich mit Kollegen oder im Freundeskreis verabreden. Die Aussicht auf eine schöne Verabredung motiviert für den Tag.
Ablenkung mit Kollegen
Wer sich kurz mit Kollegen ablenkt - zum Beispiel am Tischkicker - ist danach oft motivierter.
Weg vom Schreibtisch
Besonders bei größeren Arbeitgebern gehören Sport- und Entspannugsangebote genauso dazu wie die Kantine. Sie helfen, danach ausgeglichener und motivierter an den Schreibtisch zurückzukehren.
Entspannung am Schreibtisch
Manchmal muss man für mehr Entspannung den Schreibtisch auch gar nicht verlassen: zum Beispiel für eine kurze Meditation oder wenn der Arbeitgeber einen Massagedienst anbietet.
Entspannung im Sitzen
Mancher entspannt auch lieber allein für einige Minuten und findet in einer Sitzsack- oder Sofaecke Erholung und Motivation für neue Aufgaben.
Eiskalte Motivation
Auch die Aussicht auf ein Eis in der Mittagspause oder nach Feierabend kann die Motivation steigern.
Motivation am Nullpunkt
Gerade wenn es draußen wärmer wird, leidet häufig die Motivation der Mitarbeiter, die gedanklich schon die Füße im Badesee baumeln lassen.