Virtualisierung, Blade, Energieeffizienz

Die wichtigsten Server-Trends 2010

11.03.2010 von Bernhard Haluschak
Blade-Systeme, Virtualisierung und Energieeffizenz gehören auch im laufenden Jahr zu den wichtigsten Server-Themen. Hinzu kommt die Ausrichtung auf neue IT-Betriebsmodelle wie Cloud Computing.

Eines haben die Server-Trends für 2010 gemeinsam: Bei fast allen neuen Techniken und Konzepten geht es am Ende darum, den IT-Betrieb effizienter und flexibler zu gestalten. An erster Stelle steht dabei der Dauerbrenner Server-Virtualisierung, wie auch die Anwenderstudie IT-Kompass belegt, die die COMPUTERWOCHE gemeinsam mit IDC organisierte. Aber auch das scheinbar vernachlässigte Thema Energieeffizienz beziehungsweise Stromvebrauch spielt für Kunden wie Server-Hersteller weiter eine wichtige Rolle. Noch in den Kinderschuhen steckt das Thema Cloud Computing. Während sich viele potenzielle Nutzer diesbezüglich noch zurückhalten, sehen die Server-Anbieter für sich durchaus gravierende Veränderungen, die mit dem IT-Betriebsmodell einhergehen.

Geht es um die Server-Hardware, brachten die Anbieter und Komponentenhersteller, allen voran Intel, in den vergangenen Monate eine ganze Reihe von Neuerungen auf den Markt. Dazu gehört etwa Intels Tylersburg-Plattform, die mit der aktuellen Vier-Kern-CPU– Codename Nehalem – der Xeon-5500-Familie arbeitet.

Wir haben ausgewiesene Experten der maßgeblichen Hersteller gefragt, welche Themen bei Ihnen ganz oben auf der Agenda stehen und wie die Pläne für die diversen Server-Familien aussehen:

Ausführliche technische Informationen und Leistungswerte zu Intel-Server-Plattformen und anderen CPUs finden Sie im Beitrag Die schnellsten Prozessoren im Vergleich. Worauf Sie beim Kauf eines Blade-Servers achten sollten und welche System die Hersteller im Einzelnen offerieren, erfahren Sie im Artikel: So finden Sie den richtigen Blade-Server.

Tower-, Rack- und Blade-Server

Laut den Marktforschern von IDC wird der Markt für Blade-Server-Systeme 2010 langsam, aber stetig wachsen. Dabei sind Blade-Systeme nicht nur für Großunternehmen interessant, auch in mittelständischen Firmen kann diese Alternative zu den klassischen Rack- oder Tower-Servern durchaus Vorteile bieten. So sinkt zum Beispiel durch die Server-Konsolidierung der Platzbedarf drastisch. Wir haben die Experten gefragt, wie sie die langfristige Entwicklung der Serverlandschaft in Bezug auf Tower-, Rack- und Blade-Server sehen.

Rolf Kersten, Sun: Sun baut keine Tower Server. Bei den Rack Servern sehen wir eine konstante Entwicklung, bei den Blade-Servern hingegen Wachstum. Die Unterschiede zwischen Blade-Servern – ein Server pro Blade – und heutigen SMP-Servern – ein Server aus vielen Blades – werden kleiner.

Klaus Gottschalk, IBM: Rack- und insbesondere Blade-Server sowie weitere Formen verdichteter Systeme werden gerade im RZ-Bereich bei Scale-out-Einsätzen immer stärker gefragt sein. Tower-Systeme verbleiben für dedizierte Stand-alone-Einsätze zum Beispiel im unteren Mittelstand.

Rolf Kersten: „Bei den Rack-Servern sehen wir eine konstante Entwicklung, bei den Blade-Servern hingegen Wachstum.“ (Quelle: Sun)

Björn Paulewicz, HP: Wie IDC sehen auch wir im Serverbereich im Jahr 2010 die Blades auf dem Vormarsch. Klassische Rack- oder Tower-Systeme werden weiter abnehmen. Als Marktführer im Blades-Segment gestaltet HP das Wachstum dieses Segments auch künftig mit. Wir werden unsere Technologien nach wie vor Blade-orientiert vorantreiben und weitere Blade-Formfaktoren liefern, um unsere Kunden in Richtung Ganzheitlichkeit zu begleiten: Moderne Servertechnologien sind modular aufgebaut and ganzheitlich angelegt. Es geht nicht um die reine Rechenleistung, sondern darum, eine Verwaltbarkeit und Skalierbarkeit realisieren zu können, die den Kundenanforderungen entspricht. Blade-Technologie kann nicht nur im klassischen Serverbereich eingesetzt werden, sondern auch für Storage- oder Netzwerkthemen. So stellte Hewlett-Packard vor Kurzem die HP-ProCurve-Switche der Serie 6120 mit Blade-Formfaktor vor. Was Tower- und Rack-Server angeht, werden wir die Kunden im klassischen Serversegment weiterhin bedienen und auch ihnen eine maximale Integrierbarkeit ihrer verschiedenen Systeme bieten.

Peter Dümig, Dell: Es wird auch künftig eine Verschiebung hin zu Rack-Servern und Blades geben. Dieser Trend wird sich allerdings verlangsamen.

Cloud Computing

IDC versteht unter dem Oberbegriff Cloud Computing die Techniken und die Bereitstellungsmodelle, mit denen Cloud Services (Produkte, Services, Lösungen) für Unternehmen oder Konsumenten über das Internet in Echtzeit angeboten oder genutzt werden. Der Betrieb der Anwendungen erfolgt dabei extern bei einem Provider. Die Cloud-Computing-Technologie ermöglicht das Anbieten von Cloud Services. Dieses Bereitstellungsmodell umfasst unter anderem Infrastruktursysteme (Server, Speichersysteme, Netzwerke), Anwendungssoftware, System- und Anwendungs-Management-Software sowie IP-Netzwerke. In diesem Zusammenhang wollten wir von den Experten wissen, welchen Einfluss beziehungsweise Auswirkungen das Cloud Computing auf die traditionelle Serverlandschaft hat?

Rolf Kersten, Sun: Der Trend geht zu mehr Standardisierung. Allerdings nicht nur auf Serverebene, sondern hin zu Systemen aus Server, Storage und Netzwerk. Flexibel in der “Private“ Cloud einsetzbare Multi-Purpose Appliances sind die Zukunft.

Klaus Gottschalk, IBM: Cloud Computing wird in der Intra- wie Extra-Cloud-Form tendenziell zur Bildung größerer, virtualisierter Einheiten führen.

Björn Paulewicz, HP: Unter dem aktuellen Zauberwort „Cloud Computing“ versteht jeder etwas anderes. Wichtig ist aber, dass die Kunden sensibilisiert werden für die zugrunde liegenden Themen wie Skalierbarkeit und Flexibilität. Cloud Computing gibt also eine Marschrichtung vor: weg von IT-Inseln in siloartigen Umgebungen und hin zu konvergenten Infrastrukturen der gesamten IT, die Server-, Storage- und Netzwerkfähigkeiten umfassen.

Die Anbieter rüsten ihre Portfolios für Cloud Computing, ob es um die private Cloud geht – die Wolke für das eigene Rechenzentrum, etwa die HP BladeSystem Matrix – oder um Cloud-Lösungen für sehr große Systeme wie unsere SL-Serverlinie. Cloud Computing beinhaltet nicht nur eine IT „on demand“, die Leistung genau dann bietet, wann sie gebraucht wird, sondern auch echte Wahlfreiheit für die Kunden bezüglich der Bezugs- und Finanzierungsmöglichkeiten. Unabhängig davon, ob sie ihre Serversysteme kaufen, leasen oder outsourcen wollen, wichtig ist die Beratung im Vorfeld. Statt einfach einem Hype zu folgen, wird die Basis für eine sinnvolle Entscheidung bereitgestellt. Denn Investitionsschutz bei geringem Risiko ist wichtig, um die ganze IT fit zu halten.

Peter Dümig, Dell: Langfristig werden weniger kleine Tower-Server verkauft, da viele Services künftig in der Cloud angesiedelt sein werden. Außerdem wird es spezielle Server für Cloud Computing geben.

Server-Virtualisierung

In den vergangenen Jahren ist die Rechenleistung explosionsartig gestiegen. Um diese Rechner-Performance effektiv zu nutzen, sind Techniken zur Virtualisierung das Mittel der Wahl. Neben der besseren Auslastung der Systeme sinkt auch die Leistungsaufnahme in Bezug auf die Rechen-Performance, was dazu beiträgt, die Betriebskosten der IT zu senken. Wir wollen wissen, wie die Virtualisierungstechnologie den herkömmlichen Server in Bezug auf Hardware- und Softwareausstattung verändert.

Rolf Kersten, Sun: Virtualisierung ist heute "serienmäßig". Die höchste Auslastung und damit der größte ROI auf Virtualisierungsinvestitionen wird mit einem Grid aus relativ großen, virtualisierten Knoten erreicht.

Klaus Gottschalk, IBM: Virtualisierung ist ein Treiber hin zur optimalen Systemauslastung und hat über den Weg der Konsolidierung hin zu größeren Systemen geführt, die mit virtuellen Instanzen zu einer insgesamt höheren Systemauslastung gehen. Im Software-Stack wurden also zusätzliche Virtualisierungs- und Systemmanagementschichten eingezogen, bei der Hardware sind es insgesamt weniger, aber größere und im Verhältnis viel besser ausgelastete Systeme.

Klaus Gottschalk: „Virtualisierung ist ein Treiber hin zur optimalen Systemauslastung.“ (Quelle: IBM)

Björn Paulewicz, HP: Die Virtualisierungstechnologie ersetzt viele Server durch einen oder wenige Host-Server. Das erfordert mehr Rechenleistung, neue CPU-Generationen, eine höhere Arbeitsspeicherskalierbarkeit und größere IO-Bandbreiten. Anbieter wie VMware oder Citrix haben das Thema Virtualisierung wesentlich vorangetrieben, jedoch ist hier immer das gemeinsame Management der physischen Host-Systeme und der virtuellen Maschinen auf der Strecke geblieben. Mit Produkten wie Virtual Connect und Flex10 steigert HP die Skalierbarkeit und Flexibilität von Netzwerkverbindungen und -bandbreiten für die Hosts und deren VMs und schafft zusammen mit der HP-Insight-Software das flexible Management der gesamten Infrastruktur. So wird ein klarer Pfad – nicht nur auf der Serverebene – in Richtung Ganzheitlichkeit und Konvergenz beschritten.

Peter Dümig, Dell: In größeren Unternehmen werden mittlerweile höherwertige Server angeschafft, dafür aber weniger, das heißt leistungsfähige Server mit mehr RAM und hoher I/O-Performance. Auch der Trend zu zentralisierten Storage-Lösungen hat dadurch weiter an Fahrt gewonnen.

Performance, Management, Energieeffizienz

Wenn es um Server-Prozessoren geht, gehören die CPU-Hersteller AMD und Intel zur ersten Wahl. Die beiden Kontrahenten liefern sich schon seit Jahren einen Kampf um die schnellsten und energieeffizientesten Prozessoren. Doch neben diesen Parametern spielt auch das Server-Management eine wichtige Rolle. Von namhaften Experten wollten wir wissen, welchen Stellenwert beim Kunden die Kriterien Performance, Managebarkeit und Energieeffizienz beim Kauf eines Servers haben.

Rolf Kersten, Sun: Das Wichtigste ist die Managebarkeit. Dann kommen Performance und Energieeffizienz.

Klaus Gottschalk, IBM: Das ist je nach Kunden-Set unterschiedlich. Energieeffizienz spielt bei den Kunden eine große Rolle, bei denen Energiekosten in die TCO eingehen. Managebarkeit ist für die Kunden wichtig, die über Systemmanagement und Konsolidierung ihre Verwaltung und Personalkosten im Griff behalten müssen. Performance ist ein Thema bei fast allen, wobei hier die Interpretation stark streuen kann.

Björn Paulewicz, HP: Beim Serverkauf ist das Thema Energieeffizienz bereits kein Hype mehr. Die Fähigkeit, den Energieverbrauch einzelner Systeme monitoren und aktiv steuern zu können, ist nur ein Schritt. Produkte wie HP Data Center Environmental Edge erlauben nun das Monitoring von Temperatur, Luftdruck, Stromverbrauch und weiterer Werte im gesamten Rechenzentrum. Das Werkzeug „HP Data Center Power Control“ in HP Insight Control versetzt Kunden in die Lage, einzelnen Servern oder Servergruppen unterschiedliche Prioritätsklassen zuzuweisen. Anhand derer können etwa bei Strom- oder Kühlungsengpässen Server automatisiert und kontrolliert gedrosselt oder sogar gesteuert heruntergefahren werden, um den Betrieb unternehmenskritischer Systeme zu sichern. Die Managebarkeit der Server geht also Hand in Hand mit der Energieeffizienz, da sie der Schlüssel für eine effiziente Nutzung physischer und virtualisierter Technologie ist.

Performance in Bezug auf verfügbare CPU-Leistung ist aufgrund der neuesten CPU-Generationen und des breiten Spektrums an verschiedenen Serverplattformen in den meisten Fällen ausreichend verfügbar. Vielmehr tritt oft das Thema I/O-Performance und -Bandbreite in den Vordergrund. Besonders in virtualisierten Umgebungen spielt die ressourceneffiziente Virtual-Connect-Flex-10-Technologie von HP ihre herausragenden Stärken in Bezug auf Skalierbarkeit und Flexibilität aus.

Peter Dümig, Dell: Bei Unternehmen nimmt im Durchschnitt die Performance den höchsten Stellenwert ein, gefolgt vom Management und von der Energieeffizienz. In großen Firmen steht hingegen das Thema Management meistens an erster Stelle, gefolgt von Performance, und erst dann kommt die Energieeffizienz.

Ausblick auf den Server-Markt 2010

Auch 2010 wird es im Server-Markt turbulent zugehen. Mit welchen neuen Trends beziehungsweise Entwicklungen und Technologien Administratoren und Anwender in nächster Zeit rechnen müssen, darüber geben ausgewiesene Server-Experten Auskunft.

Rolf Kersten, Sun: Flexibel in der (Private) Cloud einsetzbare Multi-Purpose Appliances.

Klaus Gottschalk, IBM: Konsolidierung, Virtualisierung und der Aufbau von Ressourcen-Pools sind Treiber aus Sicht des Data Center. Technisch weiterentwickelte Multicore-Systeme, eine bessere Energieeffizienz, Hybridsysteme sowie softwareseitige Entwicklungen in der Virtualisierungs-, Systemmanagement- und Cloud-Fähigkeit. Im Scale-out-High-End werden schlüsselfertige Container-Datacenter-Lösungen eine Rolle spielen

Björn Paulewicz: „Neben Cloud Computing wird die IT- und Serverlandschaft auch 2010 weiter vom Thema Konvergenz dominiert.“ (Quelle: HP)

Björn Paulewicz, HP: Neben Cloud Computing wird die IT- und Serverlandschaft auch 2010 weiter vom Thema Konvergenz dominiert. Bereits Ende 2009 hat HP mit „HP Converged Infrastructure“ ein neues Architekturkonzept vorgestellt, das Software-, Server-, Storage- und Netzwerklösungen zusammenführt und die Bereitstellung von IT Services automatisiert. Dieses Zusammenwachsen von verschiedenen IT-Domänen spiegelt sich inzwischen sehr konkret auf der Produktebene wider. So ist beispielsweise auch BladeSystem Matrix bereits eine Ausprägung einer Converged Infrastructure.

Peter Dümig, Dell: Die Trends gehen weiterhin zu mehr RAM und schnelleren CPUs. Und neben der Storage-Zentralisierung zeichnet sich auch ein Trend zu lokalen (internen) Storage-Lösungen ab.

Auswirkungen der Wirtschaftskrise

Die aktuellen Studien der Marktforscher sprechen eine klare Sprache: Die Virtualisierung der Server-Landschaften ist in vollem Gange. Mehr als die Hälfte der in diesem Jahr verkauften Server wird in virtualisierten Infrastrukturen ihren Dienst verrichten, hat IDC ermittelt, doch die wirtschaftliche Entwicklung im Server-Bereich war 2009 nicht gerade rosig. Deshalb wollen wir wissen, wie sich die allgemeine Wirtschaftskrise auf den Server-Markt ausgewirkt hat – insbesondere hinsichtlich des Verhaltens der Kunden.

Rolf Kersten, Sun: Der Trend hin zu Systemen aus Server, Storage und Netzwerk verstärkt sich. Beispiele für diesen Trend sind Cisco UCS und Sun/Oracle Exadata.

Klaus Gottschalk, IBM: Ersatzinvestitionen wurden bisher häufig gestreckt, wobei über Energieeffizienzmaßnahmen der ROI neuer Geräte zunehmend schneller entdeckt wird. Kunden sind bereit, ihre bisherige Investitionspolitik auch neu unter aktuellen Gesichtspunkten zu durchdenken. Auch die Make-or-buy-Frage stellt sich in manchen Situationen neu – konkret: Leistungsbezug via Services.

Björn Paulewicz, HP: Noch immer ist die Zukunft nach der Wirtschaftskrise unklar; das hat natürlich auch Auswirkungen auf Kundenbudgets. Projekte sind nun beratungsintensiver und langfristiger angelegt. Doch die Kunden erkennen immer mehr, dass sie den Investitionsstau nicht länger vorhalten können und sich für die Erholung des Marktes wappnen müssen. Die Lage auf dem IT-Markt entspannt sich derzeit.

Peter Dümig: „Die Wirtschaftskrise hat zu einer Kaufzurückhaltung und zu einem Verschieben von Projekten geführt.“ (Quelle: Dell)

Peter Dümig, Dell: Die Wirtschaftskrise hat zu einer Kaufzurückhaltung und zu einem Verschieben von Projekten geführt. Neuanschaffungen werden hinausgezögert und stattdessen implementierte Systeme länger gewartet.

Björn Paulewicz, HP: Noch immer ist die Zukunft nach der Wirtschaftskrise unklar; das hat natürlich auch Auswirkungen auf Kundenbudgets. Projekte sind nun beratungsintensiver und langfristiger angelegt. Doch die Kunden erkennen immer mehr, dass sie den Investitionsstau nicht länger vorhalten können und sich für die Erholung des Marktes wappnen müssen. Die Lage auf dem IT-Markt entspannt sich derzeit. (wh)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.de