Studie "State of the CIO"

Die wichtigsten CIO-Aufgaben 2011

13.03.2011 von Kim S.  Nash und Andrea König
Größer und strategischer sehen CIOs ihre eigene Rolle in der Zukunft. Viele glauben, dass sie spätestens in fünf Jahren das Thema Unternehmenssicherheit verantworten.

Die Nachwehen der Wirtschaftskrise lassen nach, zeigt die aktuelle "State of the CIO"-Studie, die unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com jährlich durchführt. 2011 planen viele CIOs Investitionen, um ihre Mitarbeiter produktiver zu machen, Prozesse effizienter zu gestalten und Innovationen voranzutreiben. Auch mobile Investitionen und iPads stehen im Fokus der 729 befragten CIOs.

In diesem Jahr wollen CIOs ihre Mitarbeiter produktiver machen.
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Während die IT-Verantwortlichen in den vergangenen zwei Jahren noch von ihren Mitarbeitern verlangten, Neukunden zu akquirieren und bestehende Kunden zu halten, hat sich das Aufgabenfeld nun gedreht: Jetzt bemühen sich die IT-Abteilungen vor allem um diejenigen Kunden, von denen sie sich den größten Mehrwert versprechen.

Mit den Technologien verändern sich auch die Aufgabenbereiche der CIOs. Die Studie zeigt, dass in drei bis fünf Jahren immer mehr IT-Verantwortliche damit rechnen, dass sie die Verantwortung für Sicherheits- und Risikomanagement tragen. Cloud Computing und mobile IT-Lösungen sind die Hauptgründe für diese Entwicklung. Mehrere CIOs berichten in der Studie, dass sie sich nun auf strategische Investitionen mit langfristiger Wirkung und Wachstumspotenzial konzentrieren. Kosteneinsparungen sind zwar immer noch ein Thema, aber weniger häufig als im vergangenen Jahr. 2011 hat das Sparen bei 51 Prozent der CIOs Priorität, 2010 waren es noch 58 Prozent.

67 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen sehen eine Priorität darin, die Produktivität ihrer Angestellten zu verbessern. 2010 nannten 63 Prozent der Studienteilnehmer dieses Ziel. Für viele Unternehmen ist das auch ein taktischer Schritt. Denn wer seine Angestellten produktiver macht, hat so Raum für Innovationen freigeschaufelt.

CIOs zu den Trends 2010 und 2011
Uwe Siller, CIO, Bitburger Braugruppe GmbH
"2010 war für mich das Jahr der Virtualisierung. 2011 werden es Unified Communication sein."
Carsten Matthias, Technischer Leiter IT-Abteilung, Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemeinnützige GmbH
"Die Trends für 2011 werden Multiprotocol Label Switching (MPLS) und Voice over IP. Warum? Zum einen werden 142 Standorte mit einem stabilen VPN verbunden - und damit der Zugriff auf sämtliche Daten über ein Rechenzentrum möglich. Zum anderen löst eine zentrale TK-Anlage alle lokalen Anlagen ab. Damit erreichen wir für alle Standort eine hochgradige Flexibilität!"
Astrid Fey, Leiterin des IT-Referats im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Trend 2010:<br /> "Definitiv der iPad, superspannende Technik, absolut bedienerfreundlich. Man fragt sich ernsthaft, warum das nicht schon längst erfunden wurde. Besonders erstaunlich ist für mich hierbei jedoch, warum die anderen Hardwarehersteller diesen Trend total verschlafen haben. Hier scheinen ein paar Kreativ-Workshops dringend erforderlich."<br /><br /> Trend 2011:<br /> "2011 sollte hoffentlich Office365 ohne weitere Verschiebung auf den Markt kommen. Dies sollte (hoffentlich) der Schlüssel für den Softwaregiganten Microsoft - in der Cloud - für Wolke 7 sein."
Jürgen Renfer, Abteilungsleiter Informationstechnologie, Geschäftsbereich III - Recht und Verwaltung, Bayerischer Gemeindeunfallversicherungsverband/Bayerische Landesunfallkasse
"Zum Trend des Jahres ein Stichwort: Konvergenz von Smartphones mit Tablets."<br /><br /> Grund: Neben den traditionellen IT-Endgeräten wir PCs bzw. Laptops einerseits sowie den trditionellen TK-Endgeräten wie (Mobil-)Telefonen andererseits entstand ein völlig neuer Device-Typus, der durch eine Vielzahl innovativer Elemente die Vision "any place, any time, any device" und damit das Anwenderverhalten zukünftig wesentlich beeinflussen kann:<br /><br /> - neue Bedienkonzepte implementiert, insbesondere (Multi-)Touch<br /> - modulares Konzept erlaubt vielfältige Bauformen, insbesondere skalierte Gerätegrößen<br /> - trotz Skalierung und Modularität Verwendung ähnlicher bzw. identischer Betriebssysteme<br /> - (ultra-)mobiler als auch stationärer Betrieb möglich<br /> - Browser-zentrierter Ansatz erlaubt die Integration bestehender Desktop-Applikationen
Prof. Dr. Matthias Mehrtens, Leiter Informationsservice, Stadtwerke Düsseldorf AG
"Trend 2010: Smart Grid -> intelligentes Stromnetz"<br /> "Trend 2011: E-Mobility -> Elektromobilität"
Andreas Igler, Director IT and Operations Central Europe, Warner Music Group Germany Holding GmbH
"2010 - Cloud Computing - Ja, es ist aus meiner Sicht tatsächlich das zahllos zitierte und häufig geschmähte "Buzzword", das den Trend des Jahres 2010 geprägt hat. Nicht, weil wir hier etwas grundsätzlich Neues gelernt hätten oder weil wir es hier gar mit einem besonders präzise definierten Trend zu tun gehabt hätten, sondern vielmehr, weil dieses Thema in Business und IT breitenwirksam neue Denkhorizonte erschlossen hat. Und das gelingt einem ITK-Trend normalerweise eher selten."<br /><br /> "2011 - GRC - Sicherlich gibt es populärere Themen als Governance, Risk Management und Compliance, aber in diesem Bereich werden Unternehmen und Organisationen im privaten und öffentlichem Sektor in den kommenden Jahren mit gewaltigen Anforderungen und Aufwänden konfrontiert werden. Je positiver diese Herausforderung angenommen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmen nicht nur den regulativen Anforderungen gerecht werden, sondern vielmehr auch die operative Exzellenz und die eigene Wettbewerbsfähigkeit optimieren können."
Jens Hittmeyer, Vice President IT, Daiichi Sankyo Europe GmbH
"Zum Trend 2010: Sicherlich waren 'Consumerization of IT' und Cloud Computing die beiden Trends des zu Ende gehenden Jahres."<br /><br /> "Zu den Trends 2011: Mein Thema (und ich könnte mir vorstellen auch das des einen oder anderen Kollegen) für 2011 ist der 'Wertbeitrag der IT'. Was kann die IT tun, um den Unternehmenserfolg (mindestens) zu sichern oder noch besser zu steigern? Wie können wir den Wertbeitrag messen und uns damit für Diskussionen um Budgets (zum Beispiel in Höhe des Umsatzes) wappnen?
Helmut Schlegel, CIO, Klinikum Nürnberg
"Trend 2010: Wenn man die Anzahl der Veröffentlichungen, Kongressbeiträge und Werbemaßnahmen als Kennzahl nimmt, kann man nicht umhin um das Cloud-Computing als Trend des Jahres zu bezeichnen. Was bleibt aber nach dem Hype wenn man die Virtualisierung und deren Potential davon wegnimmt?"<br /><br /> "Trend 2011: Die Apps-Technologie des User Interface von Apple wird großen Einfluss nehmen auf die Interaktion (GUI) von mobilen Geräten mit den ERP-Systemen. Dabei ist ein von vielen SW-Herstellern noch zu vollziehender Schritt, dass deren workflowunterstützende Applikationen in sinnvolle tayloristische Interaktionseinheiten zerlegt werden müssen, die in Summe und Zusammenwirken wieder die Workflowunterstützung ergeben und die Geschäftsprozesse abbilden."
Gerald Höhne, Bereichsleiter IT-Service, SMA Solar Technology AG
"Die Trends 2010 waren für unser Unternehmen: CRM und Virtualisierung. Die Trends für 2011 sind Mobility, Virtualisierung und SaaS."
Henning Stams, CIO, Almatis
"2010 war Cloud Computing als Hype hoffnungslos überbewertet - nichts davon ist wirklich neu. Das ist mehr ein Buzzword Hype als eine echte technologische Revolution. Der Trend für 2011 wird Mobility, insbesondere die 'On Device'-Verfügbarkeit von Lösungen. Hier wird uns die Realität aus dem Consumer Markt (iPad & Co.) überholen."
Bernd Sengpiehl, Leiter IT, Förch IT Services, Theo Förch GmbH & Co.KG
"Für mich war und ist der wichtigste Trend das Apple iPad! Das Pad als Computing-Plattform wird auch die Arbeitswelt nachhaltig beeinflussen und CIOs bezüglich Ihrer Client-Strategie im Unternehmen zum umdenken bewegen. Vor allem im Management, Vertrieb oder Service werden Pads seitherige Clients ersetzen und Technologien wie Cloud Computing und Green IT zusätzlich fördern. Sie werden moderne Arbeitsumgebungen prägen und dem Mobile Computing eine ganz neue Richtung geben. Ich traue den Pads eine Revolution zu - deshalb investieren wir auch in diese Plattform."
Oliver Grieble, CIO, 1-2-3.tv GmbH
"Im Jahr 2010 hat uns das Thema Wiki sehr beschäftigt. Insbesondere dessen Einsatz für den Bereich Project Management und als Knowledge Base für unser Service Management. Als Trend 2011 hoffe ich, dass das Thema 'Cloud Computing' entmystifiziert wird. Außerdem bin ich gespannt, wie sich das Social Semantic Web entwickeln wird."
Manfred Klunk, Bereichsleiter Informationstechnologie, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns
"Für mich persönlich stand in diesem Jahr das Thema Virtualisierung (Desktop-, Server-, Storage- u. Datensicherungsvirtualisierung) ganz oben auf der Agenda. "Virtualisierung ist die adäquate Antwort des Betriebsbereichs auf agile Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung. Neben optimierter Kapazitätsauslastung sowie einer gesteigerten Kosteneffizienz durch Energiekostenreduktion, versetzt Virtualisierung die IT in die Lage auf dynamische Geschäftsanforderungen innerhalb kürzester Zeit zu reagieren."
Dominik Spannheimer, Leiter Organisation und Datenverarbeitung, Tyczka Totalgaz GmbH
"Für uns war 2010 geprägt vom Ausbau der Managed Services - also der Umkehrtrend zur Cloud. Wir als Mittelstandsunternehmen und gleichzeitig Energieversorger brauchen die Flexibilität und Möglichkeit, schnell Prozesse und Veränderungen in unserem Geschäft umzusetzen. Das ist zur Zeit nur mit einem 'Managed Services'-Konzept möglich, welches wir intern als auch extern mit unseren Dienstleistern leben."
Wolfgang Gößwein, CIO, Richter + Frenzel
"Der Trend 2010 wird auch der von 2011 ein: Skalierbarkeit. Wir IT-ler müssen in der Lage sein, die IT-Ressourcen bei Krisen anzupassen, um damit Kosten zu reduzieren. Im Gegenzug muss es uns aber auch gelingen, in Boom-Zeiten möglichst rasch Ressourcen bereit zu stellen. Insofern halte ich das Thema 'Skalierbarkeit von IT-Ressourcen' momentan für die zentrale Herausforderung."
Dietmar Schlösser, CIO, Deloitte
"Das Jahr 2010 stand für mich im Zeichen von Cloud Computing. Alle namhaften Anbieter versuchten intensiv, eigene Cloud-Angebote am Markt zu platzieren. Das Thema an sich wird bleiben, jedoch als Trend abklingen."<br /><br />"Der wichtigste Trend im Jahr 2011 wird für mich Consumerization sein. Dieser Trend ist zwar bereits seit Jahren zu erkennen, wird aber dennoch an Wichtigkeit weiter gewinnen. Viele IT-Organisationen haben darauf noch keine dauerhaft zufriedenstellende Antwort gefunden."
Gaby Reinheimer, Leitung IT & Prozesse, Volkswagen Zubehör GmbH
"Der wichtigste ITK-Trend des Jahres 2010 war für mich das Thema Virtualisierung. Das wichtigste Thema im kommenden Jahr wird IT-Sicherheit sein."

Innovationen nicht überstürzen

Martin Davis vom US Finanzdienstleister Wells Fargo beispielweise wird in diesem Jahr das Abrufen der Firmenmails auf dem iPad ermöglichen und plant mobile Applikationen für Kunden. Überstürzen möchte er dabei allerdings nichts, jede Innovation wird mit Bedacht eingeführt, die Kundenzufriedenheit hat er dabei immer im Blick. Dass die IT-Abteilung einen beträchtlichen Teil dazu beiträgt, die Qualität von Produkten und Prozessen zu verbessern, glauben 52 Prozent der CIOs. 2011 befindet sich vieles im Wandel: Die Hälfte der Befragten hat sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, die Kern-Geschäftsprozesse umstrukturieren.

Die IT-Verantwortlichen sollten auch einschätzen, welche Führungsqualitäten für sie 2011 am wichtigsten sein werden: Langfristiges strategisches Denken wurde wie im Vorjahr am häufigsten genannt. Mehr Nennungen als 2010 erhielt die Fähigkeit zum Change Management und Erfahrung im Leiten einer IT-Abteilung. Studienteilnehmer weisen außerdem auf die Notwendigkeit von Selbstvertrauen und Überzeugungskraft hin.

Ein CIO berichtet, dass er darüber hinaus seine Recruitingmethoden verändert hat. Während es ihm früher darum ging, dass zukünftige Angestellte über möglichst viele technische Fähigkeiten verfügen, gehe es ihm heute mehr um Erfahrung mit Menschen und Business-Fähigkeiten. Das Technische könne er ihnen beibringen, sagt er. Man brauche auch immer noch die Entwickler, die allein vor sich hin arbeiten. Aber man brauche weniger von ihnen. Die Studie deutet an, dass CIOs in Zukunft eine größere und strategischere Rolle im Unternehmen spielen. So sehen das zumindest die befragten IT-Verantwortlichen. 55 Prozent gehen etwas davon aus, dass in fünf Jahren die Unternehmenssicherheit in ihrer Verantwortung liegt.

Alte Standards werden hinfällig

Auch zum Thema Outsourcing wurden die Studienteilnehmer befragt. Momentan lagern die CIOs 22 Prozent ihrer IT-Dienste aus, in fünf Jahren sollen es 34 Prozent sein. 41 Prozent der IT-Verantwortlichen halten Cloud Computing für diejenige Technologie, die ihre zukünftige Rolle am stärksten beeinflussen wird. "Die ganzen alten Standards werden bald hinfällig", sagt einer der CIOs. Das sei gerade eine der spannendsten Zeiten, die er je miterlebt habe.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.com (mhr)

11 Outsourcing-Trends für 2011
11 Outsourcing-Trends für 2011
IT-Chefs müssen 2011 aufpassen, dass Fachabteilungen nicht eigenmächtig über IT-Outsourcing entscheiden. Dieser und zehn weitere Outsourcing-Trends.
1. Kleinere Verträge:
Wer IT auslagert, schließt lieber kleinere Verträge ab. Das ist nicht neu, aber Overby erwartet, dass Service Provider neue Versuche unternehmen werden, ihren Kunden doch noch weitere Leistungen zu verkaufen.
2. Suche nach verstecktem Geld:
In vielen Verträgen stecke irgendwo "ein Topf Gold", so Outsourcing-Experte Mark Ruckman. CIOs spürten dieses Geld stärker als bisher auf, was konkret heißt: Sie untersuchen, ob weniger Leistung als erwartet geliefert wurde oder ob an irgendeiner Stelle zu viel bezahlt wurde.
3. Neue Impulse durch Cloudsourcing:
Cloud-Anbieter wie Amazon, Google und Rackspace treffen traditionelle Service Provider wie IBM oder HP da, wo es weh tut, so Overby. Das wird 2011 Bewegung in den Markt bringen.
4. Fachabteilung versus CIO:
Glaubt man CIO.com, entscheiden Fachabteilungen immer öfter selbst über Outsourcing-Vorhaben. CIOs müssen aufpassen, dass ihnen nicht das Heft aus der Hand genommen wird.
5. Standards statt kundenspezifischer Anpassung:
Immer mehr Unternehmen setzen auf Standards statt Customization. Hintergrund ist der Wunsch, die IT benchmarken zu können.
6. Neuer Blick auf Preise:
Preisdrücken allein wird CIOs im Gespräch mit Service Providern nichts nützen, so Overby. Sinnvoller sei, über Liefermodelle und Strukturen des Vertrags zu sprechen. Was Cloud Computing angeht, erwartet sie, dass Preis-Modelle reifen, sprich: transparenter werden.
7. Mega-Merger immer wahrscheinlicher:
Ost und West nähern sich an - CIO.com glaubt, dass 2011 ein Merger zwischen einem indischen IT-Dienstleister und seinem US-amerikanischen Gegenpart stattfinden wird. Das heißt auch: Preissenken ist bei indischen Service Providern heute nicht mehr zu machen - sie müssen die Qualität steigern, um sich zu behaupten.
8. China, Brasilien und Ägypten gewinnen Land:
Indiens Entwicklung lässt der Konkurrenz aus China, Brasilien und Ägypten Raum. Sie rücken als Offshoring-Standorte immer stärker in den Fokus.
9. Viel Lärm um Protektionismus:
Diese These bezieht sich insbesondere auf die USA. Overby erwartet, dass US-Politiker wegen der Arbeitslosigkeit im eigenen Land viele Reden protektionistischen Inhalts schwingen werden - mit wenig Folgen.
10. Mehr Automation:
Als Folge preissensibler Kunden setzten Service-Provider zunehmend auf Automation.
11. Die Folgen der Arbeitsmigration:
Die Verlagerung der IT-Arbeit in Niedrig-Lohn-Länder wird ab 2011 Folgen zeigen. Diese äußern sich in sinkender Qualität und Verständigungsproblemen.