CW-Ranking

Die Top-IT-Vorstände im Mai 2008

19.06.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im Mai 2008.

René Obermann und die Spitzelaffäre

In diesem Monat hat es Telekom-Chef René Obermann an die Spitze des Rankings der meistgenannten Vorstandsvorsitzenden geschafft. Freuen dürfte ihn diese Ehre nicht, da sich die Medienlandschaft in erster Linie für die umstrittenen Spitzelmethoden bei der Deutschen Telekom interessierten. Die Telekom hatte eingeräumt, dass zwischen 2005 und 2006 mindestens ein Jahr lang Telefondaten ausspioniert worden sind. Ziel der Spionage war es, die Veröffentlichung von vertraulichen Informationen zu unterbinden. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte außerdem berichtet, dass die Telekom auch Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgespäht habe. Nach Informationen des Wirtschaftsmagazins "Capital" und der "Financial Times Deutschland" hat der deutsche Telekomriese bereits im Jahr 2000 Spitzelaufträge erteilt, um Informanten aus dem Konzern und missliebige Journalisten zu identifizieren. Die Methoden seien dabei weit über das für die Jahre 2005 und 2006 bekannte Auswerten von Telefonverbindungen hinausgegangen. René Obermann hat eine Beteiligung an der Spitzelaffäre vehement bestritten. "Wenn jemand behauptet, ich sei in diese Affäre verwickelt, ist das eine Sauerei", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe haben wir sofort reagiert und personelle sowie organisatorische Konsequenzen gezogen", so Obermann. Der Konzern habe erstmals im August 2007 von der möglichen Bespitzelung eines Journalisten erfahren. Für die Aufklärung des Skandals holte sich Obermann keinen geringeren als den Datenschutzexperten Gerhard Schäfer ins Unternehmen. Der frühere Richter am Bundesgerichtshof soll als unabhängiger Fachmann für die Telekom ein neues Sicherheitskonzept erarbeiten.

Wolfgang Ziebart geht

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände Mai 2008.
Foto: Computerwoche

In seiner Position als Chef des Halbleiterkonzerns Infineon hat es Wolfgang Ziebart zum letzen Mal in die Top 5 der meistgenannten IT-Manager geschafft. Ziebart gebe seinen Posten zum 1. Juni "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens" auf, teilte Infineon mit. Der als bescheiden bekannte und im Konzern stets beliebte Manager versuchte, die 2004 von Ulrich Schumacher übernommenen Probleme des Unternehmens zu lösen und gliederte 2006 die Speichersparte unter dem Namen Qimonda aus. Ziebart hatte sich allerdings gründlich verrechnet. Noch heute sitzt Infineon auf dem Großteil der Aktien und hält 79 Prozent an Qimonda, das fleißig Verluste schreibt. Auch jüngste Spekulationen um einen etwaigen Verkauf von Qimonda an den japanischen Konkurrenten Elpida wurden von dessen Führung umgehend gedämpft. Die Aufmerksamkeit der Medien erregte der Konzern, bei dem schlechte Zahlen kaum noch überraschen, durch die aktuelle Personaldebatte in der Führungsriege. Dabei spielt der Aufsichtsratsvorsitzende Max Diedrich Kley wieder mal eine entscheidende Rolle. Bereits 2004 war Kley für die Freistellung des früheren Vorsitzenden Schumacher verantwortlich. Laut "Manager Magazin" hat Kley Ziebart in den vergangenen Wochen systematisch demontiert. Die Auseinandersetzung wurde nicht nur intern geführt. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sprach bereits von einer "Provinzposse" aus dem "Intrigantenstadl", bei der durch gezielte Indiskretion Pläne zur Ablösung des Vorstands in der "Börsen-Zeitung" publik gemacht wurden. Dabei spielt das eigentliche Verhalten des Vorstands nur eine untergeordnete Rolle - der Aufsichtsrat und somit auch Kley bestimmen die Presseberichterstattung. Bei den Mitarbeitern war Ziebart bis zuletzt beliebt, und die Medien bewerteten seinen Charakter durchweg als positiv. Besonders seit dem 17. Mai, als die Rücktrittsgerüchte in den Medien gestreut wurden, betonten die Medien ihr Vertrauen in Ziebart als Person.

Henning Kagermann auf der Sapphire

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände Mai 2008.
Foto: Computerwoche

Weit abgeschlagen von seinen Kontrahenten hat es SAP Co-Vorstand Henning Kagermann mit insgesamt 57 Nennungen dennoch auf Platz drei der meistgenannten IT-Vorstände geschafft. Das Thema, welches in diesem Monats heraus stach, waren das stagnieren des Wachstumsmotors bei SAP. Bei einem seiner letzten Auftritte auf der SAP-Hausmesse Sapphire versuchte Kagermann zusammen mit seinem Vorstandskollegen Léo Apotheker vor allem Befürchtungen zu zerstreuen, das Wachstum des Softwareherstellers könne sich verlangsamen. Im ersten Quartal hat das Geschäft von SAP vor allem wegen der Kaufzurückhaltung der Kunden in den Vereinigten Staaten gelitten. "Das ist nicht der Fall in Asien - und bislang nicht in Europa", sagte Kagermann. Und Apotheker bekräftigte, dass das Kerngeschäft der SAP äußerst gesund sei. Zurzeit versucht sich SAP in einem neuen Geschäftsmodell. Mit dem Produkt Business byDesign will SAP den Marktanteil bei kleinen und mittelständischen Unternehmen erhöhen. Dann muss das Walldorfer Unternehmen die Übername des französischen Anbieters von Business Intelligence-Plattformen, Business Objects, verarbeiten. Die Übernahme hat SAP fast fünf Milliarden US-Dollar gekostet. Und zu guter Letzt steht für das nächste Jahr ein Führungswechsel an der Spitze des Unternehmens an. Der Vertrag von Kagermann läuft im Mai 2009 aus. Ihm folgt dann der derzeitige Co-Vorstand Léo Apotheker. Dieses alles führt bei SAP zu den zurückhaltenden Wachstumsaussichten. Den Schwerpunkt ihrer Reden setzte das Führungsduo darauf, die 9000 Kunden und Partner in Berlin zu überzeugen, dass sich SAP auf dem richtigen Weg befinde. "Sie werden nicht viele Neuigkeiten auf der Sapphire hören - und das sind gute Nachrichten", sagte Kagermann. Von der Mittelstandssoftware Business byDesign werde SAP 2010 bereits profitieren. Auch Konzerne sollen Live-Software nutzen. "Das neue Modell wird teilweise bei größeren Kunden Einzug halten. Dort gibt es auch Niederlassungen, die einfachere betriebliche Abläufe haben", erklärte er.

Friedrich Joussen und die Telekomaffäre

Im Zuge der der Spionageaffäre der Deutschen Telekom hat es Vodafone-Chef Friedrich Joussen auf Platz vier des COMPUTERWOCHE-Rankings der meistgenannten IT-Vorstände geschafft. Anfang Juni wollen sich dazu Vertreter von Telekom und den Branchenverbänden im Innenministerium treffen, um über Konsequenzen aus der Affäre zu sprechen sowie über den besseren Schutz sensibler Daten. Auch Joussen ist zu diesem Gespräch eingeladen worden, lehnte jedoch ab. "Es geht um Gesetzesverstöße eines Unternehmens, nicht um grundsätzliche Sicherheitsfragen oder ein mangelndes Bewusstsein unserer Industrie für den Datenschutz", so der Vodafone-Chef in der Tageszeitung "Rheinischen Post". Joussen möchte sich wohl nicht in den Strudel mit hineinziehen lassen.

Eckhard Spoerr und die Fusion mit Debitel

Der Freenet-Chef Eckhard Spoerr hat es in diesem Monat auf Platz fünf der meistgenannten IT-Vorstände geschafft. Geholfen hat ihm dabei die geplante Übernahme der Debitel durch Freenet. Jetzt hat auch das Bundeskartellamt der Fusion zugestimmt und Spoerr kann das Vorhaben umsetzen. "Wir freuen uns, dass das Kartellamt nun den Weg für die weiteren Schritte im Hinblick auf den Vollzug der Transaktion geebnet hat", sagte Spoerr kurz nach der Zustimmung. Freenet inklusive Debitel wird nach Vollzug der Transaktion der größte netzunabhängige Telekommunikationsanbieter in Deutschland sein. "Unser Ziel ist es, die Nummer Eins-Vertriebsplattform für sämtliche Produkte der Telekommunikation zu sein", so Spoerr weiter.

Und noch einer meldet sich in diesem Monat wieder zu Wort, der Drillisch-Chef Paschalis Choulidis. Mit deutlichen Worten wandte er sich an den Aufsichtsrat und den Vorstand des Büdelsdorfer Mobilfunk- und Internetkonzerns. Demnach fordert Choulidis den Rücktritt des kompletten Aufsichtsrates. Der Drillisch-Chef wirft dem Kontrollgremium sowie dem Vorstand die Verschleppung der Hauptversammlung im Mai vor, um die Mehrheitsverhältnisse zu ihren Gunsten zu verändern. Die Begründung des Freenet-Vorstands, die Einberufung der HV verzögere sich, weil noch kein Gewinnverwendungsbeschluss vorliege, hält Choulidis für an den Haaren herbeigezogen. Er hat bereits rechtliche Schritte angekündigt.