Kongreß für Strukturierte Programmierung:

Die "Structo-Clique" lockte das Publikum

04.11.1977

FRANKFURT - Keine neuen Erkenntnisse brachte der zweite Kongreß für Strukturierte Programmierung, Structo 77 in Frankfurt. Aber er bestätigte, daß die Strukturierte Programmierung zwar nicht Allheilmittel, jedoch wichtigstes Hilfsmittel für eine effiziente und ökonomische Software-Herstellung ist. Die meist vom Anwender kommenden 160 Zuhörer waren "wegen der interessanten Vorträge, besonders der von Michael Jackson" mit der Control-Data-Veranstaltung rundum zufrieden. Freute sich CDI-Direktor Roland Henssler: "Ziel erreicht."

Diskussionsleiter Dr. Jan Witt, Siemens, pointierte: "Verglichen mit sonst gebotenem Mist, überdurchschnittlich", wobei er die Möglichkeit "State of the Art" und praxisbezogene Tips zu vermitteln, im Auge hatte. Zum Aufwärmen referierte Witt, Fachabteilungsleiter "Central Research Laboratories Systems Architecture" in der Siemens-Forschung über den "Software-Maßanzug oder Lösung von der Stange" und lieferte Entscheidungskriterien für die Relia-, Porta-, Adapta-, Flexi- und Maintainability.

Dr. Reinhold Thurner, Softwarewissenschafter an der Universität Zürich und kommerziell erfolgreicher Entwickler der Generatoren Detab/GT und Delta, gab anschließend einen Überblick über den Stand der technologischen Konzepte der Softwaresystementwicklung Anschließend ordnete Thurner die gängigen Methoden in den Gesamtzusammenhang ein. Später ging er noch auf "Methodengerechte Werkzeuge und Hilfsmittel zur Entwicklung benutzerorientierter Software" ein.

Dritter war Professor Michael Jackson, das eigentliche "Zugpferd" von Structo 77: International bekanntgeworden durch sein Buch "Principles of Program Design" gilt Jackson als "Hoher Priester" der Strukturierten Programmierung. Er spezialisierte sich auf die Entwicklung und praktischen Einsatz von Designmethoden für Softwaresysteme. In Frankfurt predigte er, daß "strukturiertes Design eine wesentliche Voraussetzung für insgesamt ökonomische Software" sei.

Dr. Christiane Floyd, Beraterin für Softwaremethodik und vordem Bereichsleiterin bei Softlab in München, schlußfolgerte aus der Tatsache, daß "wohldurchdachte Projekttechniken eine lohnende Sache sind", jeder Anwender sollte eine entsprechende Eigenentwicklung in Angriff nehmen. Großen Anklang fand Harry Sneed, Präsident des Sneed Software Service und ehemaliger Projektleiter für Dialog-Systemprogrammierung bei der Siemens AG in München, mit seinen Ansätzen zur Software-Qualitätskontrolle. Er beschäftigte sich mit dem Was, Wann, Wie, Womit und Wer der Software-Kontrolle. Sneed kalkulierte erstmals den "Preis der Systemzuverlässigkeit". Am Ende betonte Professor Nico Habermann von der Cornegie-Mellon University in Pittsburg/USA die "außerordentliche" Wichtigkeit der "Projektbegleitenden Dokumentation als Voraussetzung für strukturierte Systementwicklung".

Die meisten der 160 Teilnehmer bezeichneten den zweiten Kongreß für Strukturierte Programmierung "Structo 77" als "eine gute Sache" und sahen "ihre Erwartungen erfüllt". Die vom Veranstalter Control Data Institut abschließend durchgeführte Befragung ergab, daß die als "Structoclique" apostrophierte Referentencrew "gut" bis "sehr gut" ankam. Nur Professor Dr. Nico Habermann von der Cornegie-Mellon University in Pittsburg/ USA handelte sich "ausreichende" bis "mangelhafte" Noten ein, da er als "praxisbezogenes" Beispiel ein Betriebssystem-Projekt gewählt hatte.