Navis reloaded

Die nächste Generation der Navigationsgeräte

04.09.2008 von Andreas Kunze
TMC-Pro-Empfänger machen Navis noch besser. Damit können Verkehrsteilnehmer noch schneller über Verkehrsbehinderungen informiert werden. Auf der IFA 2008 bekamen die Besucher einen ersten Eindruck der neuen Gerätegeneration.

Navigon (Halle 9/ 203) zeigte auf der IFA das portable GPS-Navigationsgerät 8110, das auf ganzer Linie überzeugen konnte. Bedient wird es wird über einen 4,8 Zoll großen Touchscreen. Darüber hinaus kann das Navi auf Knopfdruck Adressen und Ziele sogar per Spracherkennung ausmachen. Es besitzt einen TMC-Pro-Empfänger zum Empfang von Frühwarnungen, Stauverlaufsmeldungen und Baustelleninformationen. Zudem hat der Hersteller die Kartendarstellung näher an die reale Umgebung angepasst. So behält der Fahrer bei Brücken und in Tunneln den Überblick. Zusätzlich erleichtert dies die Wiedererkennung der Streckenführung und Landschaften. Ein Fahrspurassistent lotst den Fahrer stets auf die richtige Spur. Die Sprachausgabe sowie MP3-Musikwiedergabe erfolgt dank des Radiotransmitters drahtlos über das im Fahrzeug befindliche Audiosystem. Kostenpunkt des Navigon 8110 mit Europakarten ist etwa 390 Euro.

Verkehrsinformationen in Echtzeit mit TMC Pro

Das Navigationsgerät Mio (Halle 9/ 111) Moov 370 ist wie das Navigon-Gerät mit einem TMC-Pro-Empfänger ausgestattet. Die Kosten für den Verkehrsinformationsdienst sind standardmäßig im Gerätepreis enthalten, das Abo gilt für die gesamte Produktlebensdauer. Mit 4,3 Zoll fällt das Display zwar etwas kleiner aus, dennoch lassen sich die Karte und angezeigten Infos gut abzulesen. Dazu trägt auch die entspiegelte Oberfläche bei. Mio verspricht durch die SIRFinstant-fix-II-Technik eine Positionsbestimmung in weniger als 5 Sekunden. Hierzu wird die Position der GPS-Satelliten modelliert und beim Einschalten vorhersagt. Schluss mit langen Wartezeiten: Die Zielführung kann starten, sobald der Anwender fahrbereit ist.

Einfuhrstopp für GPS-Navis mit Sirf-Chips?

Für die GPS-Signale ist ein SiRF-Star-III-Empfänger zuständig – der sorgt jetzt in den USA für Wirbel. Denn die Internationale Handelskommission der Vereinigten Staaten (ITC) hat Sirf wegen der Verletzung von Patenten des Konkurrenten Broadcom für schuldig befunden. Jetzt droht ein Einfuhrverbot für Geräte mit Sirf-Chipsatz. Hierzulande dürfen die Geräte jedoch weiterhin importiert werden. Die Navi-Software des Moov 370 stammt von Navman, die Karten liefert Teleatlas. Bemerkenswert ist die NavPix-Fotonavigation: Mit Fotos, die versteckte GPS-Koordinaten enthalten, kann der Fahrer exakt den Punkt ansteuern, an dem das Bild aufgenommen wurde. Hierzu kann der Nutzer über die beiliegende Software kostenlos auf den Webseiten von Flickr und NavPix mehr als eine Million Fotos von Gebäuden und Plätzen, die Geo-Tags enthalten, herunterladen. Abgerundet wird das Gerät durch eine Freisprechfunktion für Bluetooth-Handys. Das Mio Moov 370 ist für rund 260 Euro erhältlich.

Intelligente Navis liefern bessere Routen

Foto: Falk

Falk Marco Polo (Halle 9/ 312) präsentierte auf der IFA sein „lernendes Navi“. Berechnet die Navi-Software „Falk Navigator 8“ z.B. eine Route von Stuttgart nach München mit einer Fahrtdauer von 2:25 Stunden, der Fahrer kennt aber eine bessere Route, die nur 2:10 Stunden benötigt, merkt sich das Falk-Navi den Weg. Darüber hinaus profitiert der Fahrer vom Fahrverhalten aller Falk-Nutzer. So gelangt man auf immer besseren Routen schneller ans Ziel. Auch die Points of Interest (POIs) werden durch die Falk-Community ständig erweitert. Weiteres Highlight der Software: Routen lassen sich tages- und uhrzeitabhängig berechnen. Denn es macht Sinn, z.B. im Stoßverkehr überlastete Straßen aus der Zielführung auszuklammern. Erstmals findet die Technik im neuen Flaggschiff der F-Serie Anwendung. Das F10 verfügt über den Travel Guide 2.0 und ist zeitgemäß mit einem TMC-Pro-Empfänger ausgerüstet. Über den FM-Transmitter gibt das Gerät die Fahranweisungen über das interne Lautsprechersystem aus. Freisprechen via Bluetooth wird genauso möglich sein, wie die Steuerung durch Sprachbefehle. Eine Split-Screen-Funktion rundet die Ausstattung ab. Falk Marco Polo bringt das F10 komplett mit Karten von West- und Osteuropa für rund 400 Euro in den Handel. Im Kaufpreis ist ein kostenloses Karten-Abo für die ersten beiden Jahre ab Kaufdatum enthalten.

Wetterfester Lotse fürs Motorrad

Foto: Becker

Das Becker (Halle 18/ 101) „Crocodile“ setzt auf dem Becker Traffic Assist Z 201 auf, ist aber durch die gummierte Außenhaut gegen Spritzwasser immun. Deshalb eignet sich der Traffic Assist 100, wie das Gerät mit vollem Namen heißt, auch für den Einsatz auf dem Motorrad. Wie die meisten mobilen Navis dient ein 4,3 Zoll großes Farb-Display zur Anzeige von Routeninformationen. Zudem kann der Fahrer in der Nacht auf eine invertierte Darstellung der Ansicht umschalten. Speziell für schlechte Sichtverhältnisse und geschlossenem Visier kann der Biker durch leichtes Berühren des Displays von der Kartendarstellung zu einer bildschirmfüllenden und kontrastreichen Pfeil-Navigation wechseln. Icons liefern bei Bedarf Informationen wie z.B. beim Abbiegen auf die Autobahn. Neben einem Spurassistent steht die Darstellung „Terrainview“ parat: Sie visualisiert die Landschaft dreidimensional – besonders bei Fahrten im hügeligen Gelände und bei Serpentinen-Fahrten eine große Orientierungshilfe. Zudem werden in Städten die Gebäude als 3D-Modelle abgebildet. Das Navi besitzt einen internen 2 Gigabyte großen Flash-Speicher und wird mit Navteq-Daten für 42 europäische Länder ausgeliefert. Ab Oktober soll das Modell für um die 300 Euro verfügbar sein. Für Zweiräder bietet Becker ein eigens für das Crocodile konstruiertes Befestigungssystem an.

Navi-Upgrade für Blackberrys

Garmin (Halle 9/ 202) stellte auf der IFA die Navigations-Software „Garmin Mobile for BlackBerry“ vor. Damit können Kunden für einmalige rund 100 Euro ihr BlackBerry-Smartphone mit GPS in ein vollwertiges Navigationsgerät verwandeln. Das Paket beinhaltet zeitlich unbeschränkten Zugriff auf Kartenmaterial von 40 west- und osteuropäischen Ländern. Dazu muss der Nutzer jedoch einen Datentarif für den BlackBerry abschließen, da die Karten online geladen werden und nicht lokal auf dem Gerät gespeichert sind. Dadurch will der Hersteller gewährleisten, dass stets das aktuellste Kartenmaterial verwendet wird. Darüber hinaus haben Anwender Zugriff auf dynamische Inhalte von Garmin Mobile wie z.B. Verkehrs- und Wetterinformationen sowie Google Local Search. Praktisch: Das Programm kann den Status eines gebuchten Fluges empfangen und Start- sowie Landeinformationen überprüfen. So sollen Wartezeiten in der Flughafenlounge bei einem verspäteten Flieger der Vergangenheit angehören. Auf interessante Orte (Points of Interests) kann der Fahrer über eine reichhaltige Datenbank zugreifen. Nach der Auswahl berechnet Garmin Mobile for BlackBerry automatisch die schnellste Route und gibt dem Fahrer per Sprachansage Abbiegehinweise.
Wer einen Blackberry ohne GPS-Empfänger besitzt, kann sein Smartphone optional mit dem externen GPS 10x nachrüsten. Das tragbare Gerät kann sowohl im Auto als auch mit einem Clip an der Kleidung befestigt werden. Die Datenübertragung erfolgt via Bluetooth. Das GPS 10x ist nicht in der Einmalzahlung enthalten.

Autoradios mit Straßenlotsen

Fürs Auto hatte Kenwood (Halle 1.2/ 105) den All-in-One-Navigation-Monitor DNX5220BT im Gepäck. Der Navitainer vereint Navigationssystem, Multimedia- und Surround-Anlage in einem einzigen Gerät. Als Display kommt ein 6,95 Zoll großer Doppel-DIN-Monitor zum Einsatz. Das Kartenmaterial umfasst 39 europäische Länder inklusive Osteuropa. GPS-Signale empfängt der DNX5220BT mit dem SiRF-Star-III-Chipsatz. Ein Rundfunkempfänger ermöglicht die Nutzung von TMC- und TMCPro-Diensten. Damit wird der Fahrer noch schneller und präziser über Behinderungen informiert. Praktisch ist zudem die Tempolimitanzeige auf Autobahnen, die dauerhaft in die Straßenkarten eingeblendet wird. Gesteuert wird das Gerät über den Touchscreen mit den Fingern. Mit verschiedenen Display-Modi behält der Fahrer stets die Übersicht. Neben den Navi-Funktionen kommt auch der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz: Als Signalquelle hat Kenwood ein DVD-Laufwerk und einen RDS-Tuner integriert. Weitere Quellen lassen sich über 2 USB-Ports oder den AV-Eingang an der Front adaptieren. Das multifunktionale Navi unterstützt bereits die Sound-Standards Dolby Digital 5.1 und dts. Videos verarbeitet das Gerät im MPEG-1 und -2-Format. Dank Bluetooth kann der Monitor sogar als Freisprechanlage für Telefonate genutzt werden. Kostenpunkt: 1.500 Euro.

Autoradio mit Navi und TV inside

Foto: HS Networks

HS Networks (Halle 9/ 315) ging sogar noch einen Schritt weiter und stattete seinen Alleskönner mit einem Empfänger für Digitalfernsehen aus. Beim HD NAVIst III handelt es sich um ein Einbaugerät für 2 DIN-Schächte. Das berührungssensitive Display misst 6,95 Zoll und schafft eine Auflösung von 800 x 400 Bildpunkte. Für ordentliche Rechenleistung sorgen gleich zwei AU-Prozessoren. Eine CPU arbeitet mit einer Taktfrequenz von 1.250 Megahertz, die andere ist mit 600 MHz getaktet. Für Speichermedien stehen ein abnehmbarer 2,5-Zoll-Schacht für eine SATA-Festplatte und ein SD-/ SDHC-Slot zur Verfügung. Zur weiteren Ausstattung zählen ein FM-Radio und ein MP3-Player, selbst DiviX-Filme spielt das Gerät ab. Wer sich mal nicht passiv berieseln lassen will, kann auf die vorinstallierten Spiele zurückgreifen. Analog zum Navitainer von Kenwood beherrscht das HD NAVIst III Bluetooth.

Der Trend geht eindeutig zu Geräten, die serienmäßig Verkehrsinformationen über den TMC-Pro-Verkehrsdienst empfangen. Auch Sprachsteuerung und Community-Features kommt immer mehr in Mode und führen den Anwender schneller ans Ziel.

Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation pcwelt.de.