CW-Ranking

Die meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2008

20.08.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Unternehmen im Juli 2008.

Peter Bauer und seine Vorstellungen für die Zukunft von Infineon

Der neue Infineon-Chef Peter Bauer hat es geschafft: Zum ersten Mal im Computerwoche-Ranking dabei und schon auf Platz eins. Was die deutsche Medienlandschaft am meisten interessierte, sind seine Vorstellungen über die zukünftige Marschrichtung Infineons. Scheinbar möchte der neue Chef den Münchner Konzern komplett umkrempeln. Kaum im Amt, hat Bauer schon einen umfassenden Umbauplan auf den Weg gebracht. Laut dem deutschen Mitteilungsblatt „Der Platow Brief“ will Bauer nichtprofitable Produktgruppen verkaufen oder enger an die Leine nehmen. Geringere Herstellungskosten, Effizienzsteigerungen in Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung sowie eine auf fünf Divisionen aufsetzende neue Unternehmensstruktur sollen bis Ende 2009 jährlich 20 Millionen Euro Einsparungen erzielen. Einen ersten Vorgeschmack auf diese Pläne bekamen Mitarbeiter und Betriebsräte bereits Mitte Juli. Insgesamt sollen weltweit 3.000 Stellen gestrichen werden, davon alleine 2.000 Stellen in Deutschland. Das betrifft jeden fünften Arbeitsplatz. Diese Einschnitte seien „hart für die Belegschaft", sagte Bauer. Er schloss auch nicht aus, „dass es an einigen Standorten betriebsbedingte Kündigungen geben wird."

Starker Tobak für Arbeitnehmer und Gewerkschaften, die unter Vorgänger Wolfgang Ziebart solche Hiobsbotschaften kaum zu befürchten hatten. Im Gegensatz zu seinem Nachfolger versuchte Ziebart immer Stellenabbau zu vermeiden. Nunist diese Zeit vorbei. Bauer will und muss den in letzter Zeit stark gebeutelten Konzern aus den roten Zahlen führen. Indirekt räumte Bauer Versäumnisse in der Vergangenheit ein. „Wir haben uns in den letzten Jahren nicht an Marktveränderungen angepasst und müssen schneller werden“, gestand er ein. Jetzt, wo die Karten auf dem Tisch liegen, steht Infineon und Bauer ein stürmischer Herbst bevor.

René Obermann entdeckt sein Herz für den Sportnachwuchs

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2008.

In diesem Monat hat es der Deutsche Telekom-Chef René Obermann „nur“ auf Platz zwei des monatlichen Computerwoche-Rankings geschafft. Während in den beiden Vormonaten in erster Linie über die Spitzelaffäre und deren Auswirkungen diskutiert wurde, ebbte das Interesse im Juli deutlich ab. Dabei kam Obermann zu Gute, dass er die Spitzelaffäre ehrlich bedauerte und eine umfassende Aufklärung zusicherte. Eins kratzte jedoch am Ansehen des Deutsche Telekom-Chefs, zumindest aus Sicht der Arbeitnehmer und Gewerkschaften: Seit Obermanns Antritt als Vorstandsvorsitzender im November 2006 ist die Telekom nach wie vor in einer Umstrukturierungsphase, die von Stellenabbau begleitet wird. Ziel ist die Konkurrenzfähigkeit der Telekom gegenüber anderen Marktteilnehmern. Im Juli ging es um die knapp 40.000 inländischen Beschäftigten der Geschäftskundensparte T-Systems. Die kleinste Telekomsparte will im Inland bis 2010 jährlich 3.000 bis 4.000 Stellen abbauen will. Ein wichtiger Baustein ist das freiwillige Abfindungsprogramm. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte werden aber auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Obermann selber bringt das Problem auf den Punkt: „Wir haben nun mal zu viel Personal an Bord", erklärte Obermann im Magazin „Der Spiegel“. Und da der Konzern mit den Kosten herunter müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben, werde sich das ohnehin angespannte Verhältnis zu den Gewerkschaften „auch in den nächsten Monaten kaum verbessern".

Ein weiteres Thema in diesem Monat waren auch die Sponsoringaktivitäten der Telekom. Auf der zweitägigen Veranstaltung „1. Deutscher Olympischer Sport-Kongress" in Berlin, verkündete Obermann die Zusammenarbeit mit dem deutschen Olympiateam bis 2012 sowie eine strategische Neuausrichtung des bisherigen Sportsponsorings. Nach dem Rückzug aus dem skandalbelasteten Radsport will Obermann das Sponsoring auf ein breiteres Fundament stellen. Neben dem deutschen Olympiateam will sich das Unternehmen künftig auch im Nachwuchs- und Breitensport engagieren. Nach den Negativschlagzeilen der letzten Monate ein durchaus Ansatz, um bei der Bevölkerung zu Punkten.

Hat Henning Kagermann von der Industriespionage gewusst?

Im Juli errang der SAP-Co-Vorstandsvorsitzende Henning Kagermann Platz drei des Computerwoche-Rankings. Das vorherrschende Thema war wieder einmal Oracle und der leidige Vorwurf der Industriespionage. Wie die Online-Seite ZDnet berichtete, hat Oracle SAP und Kagermann direkt angegriffen. Demnach soll der gesamte Vorstand über die Datenspionage der amerikanischen Konzerntochter TomorrowNow informiert gewesen sein. Außerdem habe die SAP-Spitze nicht gegen das Ausspionieren von Oracle und das Abwerben von Kunden interveniert, sondern sei jahrelang Nutznießer des illegalen Geschäftsgebarens der Tochterfirma gewesen. Daher habe Oracle die Klage gegen SAP entsprechend erweitert und die Vorwürfe einem Bundesgericht in Kalifornien vorgelegt.

SAP hatte bereits den unerlaubten Zugang zu Oracle-Datenbanken eingeräumt und die Schließung des Geschäftsbetriebes von TomorrowNow bis Ende Oktober 2008 angekündigt. Gegen den Vorwurf, Oracle-Business-Applikationen heruntergeladen und für Kundendienstleistungen genutzt zu haben, wehrt sich SAP nach wie vor.

Eckhard Spoerr und Bernd Bischoff teilen sich den vierten Platz

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Juli 2008.

Im Juli teilen sich freenet-Chef Eckhard Spoerr und Fujitsu Siemens-Chef Bernd Bischoff den vierten Platz. Auch wenn beide mit 25 Nennungen gleichauf liegen, sind die Themen der beiden äußerst unterschiedlich. Bei Spoerr ging es in erster Linie um die bevorstehende Hauptversammlung am 8. August 2008. Der freenet-Chef demonstrierte noch mal Aktivität, um sich von seinen Aktionären keine Untätigkeit beim angekündigten Verkauf der DSL-Sparte vorwerfen zu lassen. Laut des deutschsprachigen Informationsdienstes „Der Platow Brief“ hat Spoerr in den vergangenen Wochen den Verkaufsprozess vorangetrieben und mit Vodafone einen weiteren Interessenten an Land gezogen. Gleichzeitig bestätigte Vodafone-Chef Friedrich Joussen das Interesse seines Unternehmens an der DSL-Sparte von freenet. Dass auch Vodafone seinen Köder auswirft erstaunt nicht sonderlich. Seit der Komplett-Übernahme der Festnetz-Tochter Arcor hat sich Vodafone in Deutschland die Expansion des DSL-Geschäftes auf die Fahne geschrieben. Hintergrund für den Verkauf der freenet DSL-Sparte ist unter anderem der Abbau von insgesamt 1,1 Milliarden Euro Verbindlichkeiten, die sich freenet bei der Übernahme von Debitel aufgebürdet hatte.

Im Gegensatz zu Spoerr hat Fujitsu Siemens-Chef Bernd Bischoff mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Bei ihm geht es um die Zukunft „seines“ Unternehmens. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, erwägt Siemens aus dem Joint Venture mit Fujitsu auszusteigen. Unter Berufung auf Konzernkreise sind Vertreter des deutschen Unternehmens bereits auf den Weg nach Japan, um über die Zukunft des Gemeinschaftsunternehmens zu verhandeln. Laut der Onlineseite „tecChannel“ deuten viele Zeichen auf einen Verkauf hin. Daher möchten die Siemens-Vertreter den Vertrag zum Herbst vorsorglich kündigen.