77 Prozent hinken technischer Entwicklung hinterher

Die meisten US-Banken sind DV-technisch nicht up to date

31.07.1992

NEW YORK (CW) - In einer Studie über die DV-Ausstattung amerikanischer Banken, die der US-Wirtschaftsprüfer Ernst & Young durchgeführt hat, erhalten die Finanzhäuser schlechte Noten im Bereich IT-Infrastruktur. Die Banker hätten es versäumt, so der Bericht, ihre teure und für sie lebenswichtige Hard- und Software auf dem neuesten Stand zu halten.

Obwohl die 68 untersuchten Finanzinstitute im vergangenen Jahr 14,1 Milliarden Dollar für IT ausgegeben haben, verlassen sich rund 77 Prozent davon auf eine Infrastruktur, die nicht auf dem neuesten Stand ist. Beispielsweise erreichte die DV-technisch am besten ausgestattete Bank nur 39 von 100 möglichen Punkten, die die Analysten für die Klasse der IT-Infrastruktur zu vergeben hatten.

77 Prozent aller Programmierarbeit, so die Studie weiter, werde in Cobol erledigt, 84 Prozent der Anwendungen liefen immer noch auf Mainframes und 80 Prozent der eingesetzten Anwendungsprogramme seien älter als sechs Jahre.

Die Banken berichteten zwar, sie hätten 1991 rund 766000 (im Vorjahr: 644000) Mikros im Einsatz gehabt, dabei verfügten aber nur 37 Prozent ihrer Niederlassungen über ein LAN, das die Vorteile der PCs erst voll zum Tragen bringt. Lediglich sieben Prozent des Banken-Datenverkehrs orientiere sich an Standard-Protokollen, die meisten Häuser wickelten hingegen ihre Datenkommunikation über weitgehend proprietäre Protokolle ab.

Einige Banken haben inzwischen erkannt, daß sie über einen immensen Datenpool verfügen, den sie durch sinnvolle Software besser ausnutzen können, heißt es in der Studie. 55 Prozent der Häuser fahren demnach inzwischen ein Kunden-Informationssystem, 35 Prozent entwickeln zur Zeit an einer solchen Anwendung. 29 Prozent der untersuchten Banken haben eine Kunden-Profitabilitäts-Analyse installiert, wo allerdings nur 43 Prozent dieser Häuser auch damit arbeiten.

Ein anderer Weg, den die Finanzinstitute der Studie zufolge beschreiten, ist die Umorganisation ihrer Geschäftsabläufe. 1991 unternahmen immerhin 37 Prozent von diesen Schritt und die meisten anderen wollen in diesem Jahr nachziehen.