Telearbeit

Die Mehrheit bevorzugt Arbeit im Home Office

08.07.2010 von Ima Buxton
Anzeige  Der Wunsch vieler berufstätiger Frauen und Männer nach flexibleren Arbeitsbedingungen entspringt meist der Notwendigkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. Dennoch zögern die deutschen Unternehmen noch bei der Schaffung von Telearbeitsplätzen.
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Neue Technologien erhöhen die Chancen für junge Eltern, Familie und Beruf zu vereinbaren. Dank Internet, Laptop, Smartphones und Co. ist die Arbeit im Home-Office schon heute für einige Arbeitnehmer Realität. Einer aktuellen Studie im Auftrag des Hightech-Verbandes BITKOM zufolge arbeiten inzwischen zehn Prozent der Berufstätigen ganz oder teilweise von zu Hause aus, anstatt ins Büro zu gehen. Für die repräsentative Erhebung befragte die ARIS Umfrageforschung im Auftrag von BITKOM eintausend Personen im Alter ab 14 Jahren nach ihren Wünschen und Arbeitsgewohnheiten rund um das Thema Home-Office.

Home-Office passt nicht zu jedem Arbeitsplatz

58 Prozent der befragten Männer und Frauen würden gerne wenigstens an einigen Tagen von zu Hause aus arbeiten.
Foto: Bitkom

Der Trend in Sachen Arbeitsort und Arbeitszeit geht klar in Richtung Flexibilisierung. Insgesamt 58 Prozent der befragten Erwerbstätigen wünschen sich mehr Gestaltungsfreiheit bei den Arbeitsbedingungen. Dabei möchten 37 Prozent der Berufstätigen gerne an einigen Tagen in der Woche zu Hause arbeiten, und weitere 20 Prozent bevorzugen sogar das tägliche Arbeiten vom häuslichen Büro aus. Nur noch 30 Prozent der Befragten wollen ihre Arbeitsleistung dagegen am liebsten jeden Tag in den Räumen ihres Arbeitgebers erbringen. "Das Home-Office und andere mobile Arbeitsformen liegen im Trend", erläutert BITKOM Präsident August-Wilhelm Scheer die Entwicklung. "Die Mitarbeiter können Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren, die Arbeitgeber können qualifizierte Kräfte langfristig an sich binden." Doch er schränkt ein: "Trotzdem passt Home-Office nicht zu jedem Arbeitsplatz".

Einen Grund für diese Entwicklung sieht Scheer in den geringen technischen Anforderungen, die mit der Arbeit am heimischen Arbeitsplatz verknüpft sind: "Das Büro vieler Berufstätiger steckt heute in einem mobilen Computer", sagt der BITKOM-Präsident und einstige Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. "Fast jeder Arbeitsplatz kann zu geringen Kosten an den heimischen Schreibtisch oder einen beliebigen anderen Ort verlegt werden". Dank schneller Internetverbindung sei der Zugriff auf Anwendungen, Datenbanken und Kommunikationssysteme des Arbeitgebers kein Probelm mehr. Unternehmen empfiehlt Scheer, diese direkte Verbindung zum Unternehmen durch ein VPN (Virtual Private Network) gegen unbefugte Zugriffe abzusichern.

Auch Männer wollen ins Home-Office

Nach den Ergebnissen der Umfrage sind Frauen stärker an Telearbeit interessiert als Männer. Fast drei Viertel der berufstätigen Frauen (73 Prozent) arbeiten ganz oder teilweise von Hause aus oder würden dies gerne tun. Mit 65 Prozent ist der Anteil der Männer mit dieser Präferenz aber auch nicht gering. Unter den männlichen Mitarbeitern bevorzugen 34 Prozent den täglichen Gang ins Firmengebäude, während nur 24 Prozent der Frauen vorzugsweise jeden Tag im Büro arbeiten.

In der Gruppe der 30 bis 49-Jährigen ist der Wunsch, im eigenen Home-Office arbeiten zu können, am stärksten ausgeprägt. Drei Viertel der Beschäftigten dieser Altersgruppen arbeitet bereits regelmäßig von zu Hause aus oder möchten dies gerne tun. "Die Thirtysomethings wollen Familie und Job unter einen Hut bringen", sagt Scheer. "Flexible Arbeitsbedingungen sind dafür eine wichtige Voraussetzung". Am wenigsten Interesse am Home-Office zeigen die 14- bis 29-Jährigen: Sie befinden sich meist noch nicht in der Familienphase und müssen sich im Job noch beweisen.

Verbreitungsgrad der Telearbeit steigt nur gering

Deutsche Unternehmen sind dabei dem aktuellen "Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit" zufolge noch zögerlich, sich den Wünschen ihrer Arbeitnehmer zu öffnen. Sie haben in den Jahren 2006 bis 2009 trotz Wirtschafts- und Finanzkrise zwar den Umfang ihrer familienfreundlichen Maßnahmen im Allgemeinen und ihres Angebots an Telearbeit im Besonderen weiter gesteigert.

Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren ihre Maßnahmen zur Flexibilisierung der Arbeitszeit deutlich gesteigert. Telearbeit spielt aber noch immer eine geringe Rolle.
Foto: Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Nach der Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) bietet inzwischen jedes zehnte Unternehmen dreizehn oder mehr unterschiedliche Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Verbreitungsgrad der Telearbeit stieg im Untersuchungszeitraum aber nur von 18,5 auf 21,9 Prozent, obwohl die Autoren der Studie betonen, vor allem alternierende Telearbeit "bietet ein hohes Maß an Flexibilität und eröffnet den Beschäftigen die Möglichkeit, (…) gegebenenfalls lange Anfahrtswege zu sparen".

Für die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegebene Studie befragte das Kölner Institut 1.319 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer sowie Personalverantwortliche zu ihren Aktivitäten unter anderem in den Handlungsfeldern Arbeitszeitflexibilisierung und Telearbeit.