Im Vorstellungsgespräch hörte sich alles super an. "Wir bilden unsere Mitarbeiter systematisch weiter, das ist Priorität der Geschäftsführung". In dem großen IT-Beratungshaus galt das aber nicht für erfahrene Projekt-Manager, die nur "als Cash-Cow auf Projekteinsätzen genutzt wurden", schildert uns ein Online-Leser. Was Firmen versprechen und was sie halten, sind manchmal leider zwei unterschiedliche Dinge.
Entlassungen verschwiegen
Ein besonders heikles Thema sind Restrukturierungen, die im Zuge der Finanzkrise oft anstehen, aber mitunter nicht offen kommuniziert werden. So weiß Personalberater Dieter Kastenhuber von Ray & Berndtson von einem Bewerber, der seine bisherige Stelle gekündigt und den neuen Arbeitsvertrag schon unterschrieben hatte. Als er seinen neuen Job antreten wollte, gab es diesen nicht mehr, da das Unternehmen aufgekauft worden war. Unterschlagene Informationen, manchmal auch dreiste Lügen machen es den Bewerbern schwer, herauszufinden, wie es wirtschaftlich um die Lage des Unternehmens bestellt ist. So erging es auch Simone Manz (Name von der Redaktion geändert), die zu einer Firma wechselte, die später pleite ging.
Nach dem Vorstellungsgespräch wurden der IT-Vertriebsfrau auch die Büroräume gezeigt. Ihre Frage nach den vielen leeren Schreibtischen wurde kommentiert mit: "Die Kollegen sind auf der ganzen Welt unterwegs". Hinter einer Glastüre sollten sich noch weitere Büros befinden. Am ersten Arbeitstag musste sie feststellen, dass diese Büros schon Jahre leer standen und die besagten Mitarbeiter entlassen worden waren. Dazu kam, dass die angekündigten "marktführenden Applikationen" schon lange nicht mehr weiterentwickelt wurden. Die versprochenen variablen Gehälter gab es nicht mehr, der angekündigte Dreier BMW als Firmenwagen entpuppte sich als VW Polo.
Vorsicht bei flexibler Vergütung
Ein anderer Arbeitgeber betonte zwar im Vorstellungsgespräch, wie wichtig ein bestimmter Kunde für ihn sei. Gleichzeitig gab der Mittelständler an, dass es sich nicht auf seine Stabilität auswirken werde, wenn er diesen Kunden verlieren würde. Als schließlich der Kunde verloren ging, wurden sämtliche Mitarbeiter in der Probezeit und auch weitere Beschäftigte entlassen.
Vorsicht ist auch geboten beim Thema flexible Vergütung. Personalberater Kastenhuber weiß, dass manchmal die unterschiedlichen Ziele, die dem leistungsbezogenen Gehalt zugrunde liegen, nicht klar kommuniziert oder diffus formuliert werden. Einem IT-Berater versprach ein kleines IT-Beratungshaus sogar Geschäftsanteile, sobald er ein strategisch wichtiges Projekt abgeschlossen hätte. Als er das Projekt nach drei Jahren erfolgreich beendet hatte, hielt das Unternehmen nicht mehr Wort.
Flexibilität ist ein weiteres Feld, das Arbeitgeber und -nehmer mitunter unterschiedlich interpretieren. So lockte ein IT-Beratungshaus Bewerber damit an, dass sie nicht an den Stammsitz des Unternehmens ziehen müssten. Reise- und Hotelkosten würden stets von den Projekten getragen, in denen sie eingesetzt würden. Allerdings traf diese Aussage nicht auf Projekte am Stammsitz des Unternehmens selbst zu. Die meisten frisch Angestellten mussten daher doch blitzartig umziehen. Ursache der Misere war ein Kommunikationsfehler der Personalabteilung.
Arbeiten in den USA ohne Visum
Auch Manfred Renners (Name von der Redaktion geändert) Flexibilität wurde von seinem Arbeitgeber ausgenutzt. Fast ein Jahr lang arbeitete er für seinen Schweizer Arbeitgeber im Vertriebsbüro in den USA. Alle drei Monate flog ihn die Firma aus und wieder in die USA: Ein offizielles Arbeitsvisum sollte er nach einem Jahr erhalten. Durch einen Anwalt erfuhr er, dass dies nicht möglich ist, da die Stempel in seinem Reisepass darauf hindeuten, dass er das gesamte Jahr in den USA verbracht hat. Schließlich versprach der Arbeitgeber Renner doch noch ein Visum, aber nur unter der Bedingung, dass er einen US-amerikanischen Arbeitsvertrag mit einem Urlaubsanspruch von nur acht Tagen unterschreiben muss. Mittlerweile hat der Marketing-Spezialist wie seine drei europäischen Kollegen, die in dem amerikanischen Vertriebsbüro arbeiteten, gekündigt und die Firma verlassen.
Heute sagt Renner: "Ich würde nie mehr bei einem Arbeitgeber anheuern, von dem ich nur den Chef in einer weit entfernten Produktionsstätte kenne, ohne die Filiale besucht zu haben, in der man eingesetzt ist." Allerdings ist er sich nicht sicher, ob er bei einem kurzes Treffen vor Ort das Ausmaß der falschen Versprechungen erkennen hätte können.
Fragen für das Vorstellungsgespräch
Wie der Name sagt, ist das Vorstellungsgespräch keine einseitige Angelegenheit, bei der Personaler den Kandidaten nur ausfragen. Seriöse Unternehmen fordern den Bewerber auf, seine Fragen zu stellen. In der Praxis sind manche Bewerber so darauf konzentriert, sich selbst zu präsentieren, dass Ihnen keine Fragen mehr einfallen.
Dagmar Schimansky-Geier, Geschäftsführerin der Personalberatung 1a Zukunft in Bonn, hat sinnvolle Fragen für das Vorstellungsgespräch zusammengestellt:
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Was genau erwarten Sie von mir?
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Was werden meine konkreten Aufgaben sein?
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Wie werden meine ersten drei Monate bei Ihnen aussehen?
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Mit welchen Kollegen werde ich zusammenarbeiten? (Kann ich diese vorher kennenlernen?)
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Was gefällt Ihnen persönlich an Ihrem Unternehmen am besten?
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Was gefällt Ihnen weniger gut?
Nicht gur kommt es dagegen an, wenn man
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gleich im ersten Gespräch zu viel Wert auf Gehalt und Rahmenbedingungen legt;
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einen Gehaltswunsch mit seinen perönlichen Belastungen begründet;
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schlecht über gegenwärtige und frühere Arbeitgeber spricht.