Berufswahl 2009

Die Kündigung überleben

16.02.2009 von Simon Hülsbömer
Wer seinen Job verliert oder freiwillig hinwirft, muss sich nicht gleich in ein schwarzes Loch verkriechen. Unsere Hilfe gegen die Depression.

Um schnell wieder Fuß zu fassen, sollte sich jeder Betroffene alsbald nach der Klärung des Arbeitslosengeldes (Antragsfristen beachten!) und dem möglichen arbeitsrechtlichen Streit mit dem Noch-Arbeitgeber schnell wieder auf den freien Markt begeben und zumindest zeigen, dass er da ist. Wer zunächst etwas Abstand braucht, darf und sollte sich schon im eigenen Interesse eine Auszeit nehmen, um den Kopf wieder klar zu bekommen. Vorbereitungen auf das "Danach" sind aber von Beginn der möglichen Arbeitslosigkeit an unausweichlich. Hier die wichtigsten Regeln.

Buch führen

Wer gekündigt wird, sollte sofort beginnen, über alles Buch zu führen. Welche Abfindung wurde mir mündlich zugesichert, wie viel Gehalt bekomme ich noch wie lange, wie viel Resturlaub steht mir zu? Nicht selten kommt vor, dass gekündigte Mitarbeiter ihre letzten Gehälter nur noch unvollständig erhalten, zugesicherte Prämien letztlich doch nicht gezahlt werden und die Geschäftsleitung dazu auch noch an plötzlichem Gedächtnisverlust leidet. Idealerweise lassen Sie sich alles schriftlich zusichern - ist das nicht möglich, sollten Sie zumindest eigene Notizen besitzen, anhand derer sich Zusagen (auch vor dem Arbeitsgericht) später besser nachvollziehen lassen.

Lassen Sie sich mit der Jobsuche Zeit

Wer sofort am Tag nach der Kündigung Bewerbungen schreibt, ist noch zu sehr emotionalisiert. Einige Tage Abstand müssen sein - selbst, wenn Sie das Gefühl haben, sie nicht zu brauchen.

Arbeitslos melden

Die kurze Schockstarre nutzen Sie, um sich beim Amt arbeitslos zu melden - selbst, wenn Sie nahezu sicher sind, direkt im Anschluss an den Ablauf der Kündigungsfrist wieder fest in Arbeit zu sein. Wer sich nicht termin- und fristgerecht (das heißt drei Monate vor Beendigung des Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisses!) um die Arbeitslosenmeldung kümmert, bekommt später erst einmal nichts vom Staat.

Lebenslauf aktualisieren

Wer seine Vita schon länger nicht überarbeiten musste, sollte sich zumindest einen halben Tag daran machen, sie auf den neuesten Stand zu bringen. Werfen Sie unwichtige und veraltete Daten heraus, heben Sie die jüngst erworbenen Kompetenzen besonders hervor. Wer sich eine thematische Neuorientierung vorstellen kann, hat am besten mehrere verschiedene Lebensläufe vorrätig - je nach angestrebter Branche und Position.

Monatliche Rechnungen prüfen

Wenn der regelmäßige Geldeingang versiegt, müssen auch lieb gewonnene Extras zurücktreten. Nicht lebensnotwendige Abos kündigen, Versicherungen prüfen und gegebenenfalls zu günstigen Anbietern wechseln: Sparen, wo es gerade noch geht.

Lebenshaltungskosten stutzen

Bei knapper Kasse sparen die Deutschen zuerst beim Essen. Alleinstehende tun sich da sicherlich leichter als Familien. Wenn es möglich ist, sollten Sie auf preisgünstigste Lebensmittel umsteigen (ohne natürlich die Qualität der Ernährung zu vernachlässigen). Das Gleiche gilt für Kleidung, Transport und Reisen.

Versicherungen

Durchleuchten Sie Ihre Versicherungen. Sind Sie überversichert, ist wirklich alles nötig? Wo kann gespart werden? Welche Anbieter wären günstiger bei fast identischer Leistung?

Steuerberater bemühen

Da Sie wahrscheinlich selbst kein Fachmann sind, sollten Sie zur Prüfung Ihrer monatlichen Ausgaben auch einen Experten hinzuziehen - selbstredend nur, wenn dieser bezahlbar ist und die erwartbaren Einsparungen das Honorar des Steuerberaters übertreffen könnten.

Geldquelle Steuererklärung

Wenn Sie zu einer Zeit im Jahr arbeitslos werden, zu der Sie Ihre Steuererklärung noch nicht gemacht haben, holen Sie es nach und nutzen Sie das vom Finanzamt zurückgezahlte Geld als Überbrückungsgeld. Vielleicht schulden Ihnen Bekannte und Freunde ebenfalls noch Geld. Seien Sie nicht unverschämt, aber fordern Sie das geliehene Geld mit Bestimmtheit zurück - es steht Ihnen schließlich zu.

Auf der kommenden Seite geben wir Tipps, wie Sie sich aktiv um einen neuen Job kümmern.

Aktive Arbeitssuche

Wenn Sie sich dann auf die Suche nach einer neuen Stelle machen, setzen Sie nicht auf Ihren Berater beim Arbeitsamt - damit sind die wenigsten glücklich geworden. Gehen Sie in die Offensive und reizen neben Stellenbörsen im Internet (wie beispielsweise den CW-Stellenmarkt) auch Job-Newsletter und die Gesuche auf Unternehmens-Webseiten aus. Social Networks wie beispielsweise Xing bieten einen großen Fundus an aktuellen Angeboten. Nutzen Sie Ihre beruflich und privat erworbenen Kontakte. Inserieren Sie Ihre Gesuche auch selbst und lassen andere für sich arbeiten.

Vorstellungsgespräch vorbereiten

Selbst wenn Sie noch keine konkrete Einladung bekommen haben, schaden Selbstinterviews und inszenierte "Vorstellungsgespräche" mit Bekannten, Freunden oder Familienmitgliedern nicht. Vielleicht ist Ihre Selbstvermarktungskompetenz in den vergangenen Jahren etwas eingeschlafen - testen Sie sich selbst und lassen Sie sich testen. Mit jedem Gespräch werden Sie sicherer - egal wie stark Sie in den vergangenen Jahren im Rampenlicht gestanden haben.

Mit Personalern umgehen lernen

Gerade wenn Sie im Internet inserieren, kommt es vor, dass Ihnen mehrere Headhunter den gleichen Job anbieten. Vor allem große Unternehmen arbeiten mit mehreren externen Personalberatern zusammen. Hier müssen Sie auf Zack sein und das erkennen. Gehen Sie nicht davon aus, dass derartige Fehler nicht vorkommen oder die Schuld später nicht bei Ihnen gesucht wird. Machen Sie sich immer bewusst: Sie möchten die Stelle, nicht der Personalberater - der hat im Zweifel noch genug andere mindestens genauso gut qualifizierte Bewerber an der Hand. Es kommt nicht gut, wenn Sie von einem Unternehmen auf Hinweis eines ersten Personalberaters eingeladen werden und noch vor dem Vorstellungsgespräch unwissentlich das Angebot eines zweiten Headhunters zu der gleichen Stelle annehmen. Spätestens in der HR-Abteilung der Firma werden Sie dann schnell aussortiert.

Hilfe annehmen

Wer nach vielen Jahren seine Arbeit verliert, fühlt sich in seiner Ehre gekränkt. Materielle und finanzielle Hilfe oder auch Unterstützung bei Amtsgeschäften und persönlicher Neuorientierung anzunehmen, fällt oft schwer. Machen Sie sich aber bewusst, dass Kündigungen heute an der Tagesordnung sind und es immer jeden treffen kann. Selten hat es etwas mit Ihnen persönlich zu tun - niemand verbringt heute noch sein ganzes Leben in einer einzigen Firma. Nutzen Sie die Angebote von Familie und Freunden - was würden Sie denn denken, wenn ein guter Bekannter seine Arbeit verliert und Sie ihm Ihre Hilfe anbieten, die dann ohne ersichtlichen Grund abgelehnt wird?

Das Telefon klingelt nicht

Das ist kein Beinbruch. Warten Sie nicht darauf, dass die halbe Welt auf Sie zukommt und Ihnen eine neue Arbeit anbietet. Helfen Sie sich selbst. Hier stimmt das abgedroschene Sprichwort "Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen."

Gehen Sie täglich aus dem Haus

Jeder Mensche verfällt schnell in eine Lethargie, wenn es keinen Grund zum Aufstehen gibt. Behalten Sie Ihren geordneten Tagesablauf bei, so gut es geht und verlassen Sie das Haus oder die Wohnung mindestens einmal am Tag. Suchen Sie sich Aufgaben: der Garten, die Familie, Kurse an der Volkshochschule (soweit bezahlbar), Sport. Wenn es gar nicht anders geht, legen Sie sich einen Hund zu.

Nie aufgeben

Es kann zwar ganz schnell gehen mit dem neuen Traumjob. Es kann aber auch Monate oder Jahre dauern - sofern Sie sich nicht doch zum beschwerlichen und oft unsicheren Gang in die Selbstständigkeit entschließen. Dennoch, und immer wieder: Wer schon nur ans Aufgeben denkt, hat bereits verloren.

In der IT-Branche sind trotz Krisenjahr 2009 einige Berufe gefragter als andere. Welche das sind, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Gefragte Berufe 2009

Die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" hat in ihrem jährlichen "Forecast Survey" unter IT-Beschäftigten die gefragtesten Berufe für 2009 ermittelt. Dabei stellt sich heraus, dass besonders Anwendungsentwickler, SAP-Experten, Support-Mitarbeiter und Projektmanager weiterhin stark nachgefragt sind. Hier die Ergebnisse im Detail:

1. Programmierung / Anwendungsentwicklung

SAP zu beherrschen ist nach Meinung von Personalberatern derzeit die wichtigste Kernkompetenz eines guten Entwicklers. Dementsprechend werden SAP-Experten allgemein gut bezahlt - Spezialisten für bestimmte Einsatzgebiete noch besser. Auch IT-Profis mit .NET-, SQL- und C#-Fachwissen können derzeit verstärkt wieder Arbeit in den Konzernen finden - das Outsourcing der Entwicklungsabteilungen nimmt ab.

2. Helpdesk / Technischer Support

Support-Mitarbeiter, die eine technische Expertise und kundenfreundliches Auftreten mitbringen, sind rar geworden. Dementsprechend ist für sie jetzt eine gute Zeit, sich in der IT-Branche umzuschauen.

3. Projektmanagement

Unternehmen sparen zwar bei größeren IT-Projekten, erfahrene Projektmanager sollten aber dennoch am Ball bleiben: Wer seine Aufgaben "in time" erledigen kann und - noch entscheidender - dabei nachweislich weniger ausgibt, als ihm an Budget zur Verfügung steht, kann sich gerade jetzt äußert positiv verkaufen. Wer Projektmanagement-Zertifikate aufweisen kann sowie Business und IT ganzheitlich betrachtet, bekommt weitere Pluspunkte.

4. Konvergenz / Unified Communications

Telefonie, VoIP, E-Mail, Videokonferenzsysteme und Instant Messaging wachsen zusammen. Netzwerk-Spezialisten mit dem passenden Vernetzungs- Implementierungs-Know-how können punkten.

5. Business Intelligence

Kunden- und Verkaufsdaten einheitlich zu erfassen, aufzubereiten und darzustellen, ist derzeit wichtiger denn je. Wer Data Mining, Data Warehousing und Data Management beherrscht, ist gut im Geschäft. BI-Spezialisten, die aus ihren Analysen die richtigen Schlüsse ziehen, kommen weit.

6. Security

SAP-Sicherheitsexperten sind wohl die am heißesten begehrten Security-Könner. Auch Netzwerk- und WLAN-Sicherheit stehen hoch im Kurs.

7. Web 2.0

Social-Networking-Komponenten wie MySpace und Facebook im Unternehmen einzuführen und produktiv zu nutzen, steckt noch in den Kinderschuhen. Wer Web-Expertise mitbringt, kann gerade in der Unternehmenskommunikation jetzt punkten.

8. Data Center / Green IT

Server- und Storage-Virtualisierung zum Senken der Energiekosten ist in den Medien noch präsenter als in der Breite des Marktes. 2009 könnte der Hype die Industrie aber endgültig erreichen, weil viele stark in die "grünen Männchen" investieren.

9. TK

Fachkenntnisse in Wi-Fi-, WiMax- und Bluetooth-Technologie sind immer häufiger gefragt. Die steigende Nachfrage nach Unified Communications und VoIP lässt den Einsatz von Drahtlos-Übertragungen weiter wachsen und schafft neue Berufsfelder.