Tagessätze weltweit unter Druck

Die Kosten für Berater schrumpfen

03.04.2011 von Karsten Tampier
Bereits im dritten Jahr in Folge sinken die Honorare für externe Berater. Das gilt auch für Near- und Offshore-Regionen.

Die Tagessätze der externen Mitarbeiter sind 2009 im Zuge der Wirtschaftskrise unter Druck geraten und haben sich seit dem nicht erholt. Im Gegenteil: Schon zu Beginn des Jahres 2011 deutet sich an, dass die Honorare weiter sinken. Allerdings verläuft die Entwicklung nicht einheitlich. Vor allem teure Projektleiter und IT-Architekten konnten in den vergangenen Jahren das hohe Preisniveau nur schwer halten. In den unteren Skill-Kategorien war die Preiserosion nicht ganz so ausgeprägt. Teilweise ließ sich zuletzt sogar ein geringfügiger Anstieg verzeichnen.

IT-Tagessätze
Foto: Maturity

Externe IT-Mitarbeiter werden heutzutage in fast jedem Unternehmen eingesetzt. Damit werden verschiedene Strategien verfolgt: Das Spektrum reicht von punktuellen Einsätzen, die Spezialwissen erfordern, über einen Ausgleich von Personalengpässen etwa in Roll-out-Phasen bis hin zu langfristigen Einsätzen in strategischen Bereichen mit Projektleitungsfunktionen. In den meisten Outsourcing-Verträgen sind Tagessätze in vier- bis sechsstufige Staffeln eingeteilt. Eine Standard-Einteilung umfasst die folgenden Stufen:

Die Bandbreite der durchschnittlichen Tagessätze im deutschsprachigen Raum lag Anfang 2011 zwischen zirka 450 Euro für die Stufe eins und 1.400 Euro Stufe fünf. Sind Berater mit speziellen Fähigkeiten gefragt, also beispielsweise IT-Architekten, Strategie-Consultants und Sicherheitsexperten, kann der Tagessatz fallweise auch die Marke von 2.000 Euro überschreiten. Insgesamt sind die durchschnittlichen Tagessätze für Onsite-Leistungen seit 2009 um rund zehn Prozent gefallen.

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Auf nach Osteuropa

In der globalisierten Wirtschaft werden IT-Zentren im Ausland für die Leistungserbringung von externen Services zunehmend interessant. Viele Service-Provider greifen daher auf Nearshore-Kapazitäten in den osteuropäischen Nachbarländern zurück. Gut ausgebildete IT-Fachkräfte finden sich beispielsweise in Tschechien, Polen, Ungarn, Russland und dem Baltikum. Die Tagessätze liegen bis zu 60 Prozent unter dem westeuropäischen Niveau.

Den Vorteil der günstigen Tagessätze können die Nearshore-Regionen bei den Tätigkeiten ausspielen, die aus lokalen IT-Leitständen heraus erbracht werden, beispielsweise die durchgängige Systemüberwachung und das Applikations-Management. Auch in der Anwendungsentwicklung kann Nearshore punkten. Programmierleistungen werden in dieser Region zwischen 200 und 300 Euro pro Tag angeboten.

In den aufstrebenden Offshore-Standorten wie Indien und China sind die Preise noch einmal um bis zu 20 Prozent niedriger als in den Nearshore-Regionen. Die indischen und chinesischen Dienstleister bieten ebenfalls vor allem für das Management von IT-Infrastruktur und Applikationen sowie die Auslagerung von Geschäftsprozessen wie Personal-Management und Rechnungswesen an. Das Preisspektrum von Test-, Implementierungs- und Unterstützungsarbeiten bis zum IT-Engineering liegt zwischen 120 und 300 Euro am Tag.

Allgemein ist erkennbar, dass sich die Schere zwischen den Top-Tagessätzen etwa für IT-Architekten und dem niedrigsten Niveau in den vergangenen Jahren leicht geschlossen hat. Dies betrifft nicht nur Leistungen vor Ort, sondern auf in Nearshore- und in Offshore-Regionen. Für die Ergebnisse hat Maturity Kennzahlen berücksichtigt, die in den vergangenen Jahren im Rahmen von Marktpreis-Benchmarks von Outsourcing-Projekten mit europäischen Kunden erhoben worden sind und die bereits das Niveau des Jahres 2011 berücksichtigen.

Nach dem Sinkflug der vergangenen Jahre zeichnet sich jedoch eine allmähliche Kehrtwende ab. Betrachtet man die Vertragsabschlüsse der vergangenen Monate, ist erkennbar, dass sich die Standard-Tagessätze der heimischen IT-Experten voraussichtlich auf dem aktuellen Niveau stabilisieren werden. In den Nearshore- und Offshore-Regionen ist mittelfristig mit einem leichten Anstieg der Tagessätze zu rechnen. (jha)

Gehaltsreport 2011 für Gruppen- und Projektleiter
Wie viel verdienen IT-Projektleiter und Gruppenleiter?
Die Gehaltsstudie von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt zeigt, in welche Branchen IT-Projektleiter und Gruppenleiter am besten verdienen.

erhält...
ein IT-Projektleiter pro Jahr in Banken.
Diese zahlen nicht nur IT-Projektleiter, sondern auch andere IT-Führungspositionen überdurchschnittlich gut.

verdient...

bekommt...
ein Projektleiter in der Automobilindustrie.
Auch die Autobauer gehören zu den Branchen, die ihre IT-Führungskräfte sehr gut vergüten.

erhält...
ein Projektleiter in Systemhäusern.

verdient...

bekommt...
ein Projektleiter in Softwarehäusern.
Hier vierdient er im Schnitt 20.000 Euro im Jahr weniger als ein IT-Projektleiter in Banken.

verdient...
ein IT-Gruppenleiter in der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie.
Diese bezahlt demnach ihre IT-Gruppenleiter im Vergleich zu den anderen Branchen am besten.

bekommt...
ein IT-Gruppenleiter in Banken.

erhält...
ein IT-Gruppenleiter in der Autoindustrie.
Autobauer gehören neben Banken zu den Anwenderbrachen, die ihre IT-Führungskräfte am besten vergüten.

verdient...
ein Gruppenleiter aus der Halbleiterindustrie.

bekommt...
ein IT-Gruppenleiter in der Bekleidungs-/Textilindustrie.

erhält...
ein Gruppenleiter in der Telekommunikationsindustrie.
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verdient...
ein Gruppenleiter in einem IT-Systemhaus.

bekommt...
ein Gruppenleiter in Softwarehäusern.
Hier verdient ein Gruppenleiter rund 17.000 Euro weniger im Jahr als in der Konsumgüterindustrie.