Tipps für Software on-Demand

Die große SaaS-Checkliste

03.02.2013 von Ertan Özdil
Fehler bei der Auswahl von Mietsoftware können teuer werden. Wichtige Entscheidungshilfen finden Sie in diesem Ratgeber Software-as-a-Service.
Elementare Entscheidungshilfen finden Sie in diesem Ratgeber Software-as-a-Service.
Foto: Yuganov Konstantin - shutterstock.com

Was als Leasing bei Fahrzeugen längst Alltag ist, hilft auch in der Informationstechnik, die Kosten zu senken. Unternehmen, die Software auf Zeit mieten, anstatt sie zu kaufen, verwandeln Fixkosten in variable Ausgaben und reagieren zudem deutlich schneller auf Veränderungen. Sehr viel effizienter lassen sich die eigenen Geschäftsprozesse mit Hilfe des Web-basierenden Software-Mietmodells "Software-as-a-Service" (SaaS) unterstützen.

Das Prinzip dieser Lösung ist sehr einfach: Unternehmen greifen per Internet auf die benötigten Programme zu, die auf den Servern des Anbieters im Rechenzentrum installiert sind, und können Anwendungen "schlüsselfertig" nutzen, ohne eine Installation auf dem eigenen Rechner vorzunehmen. Für den Betrieb sind lediglich ein Web-Browser sowie ein Internet-Zugang nötig. Bezahlen müssen die Nutzer dabei nur, was sie tatsächlich beziehen. Die monatlichen Gebühren decken bereits die Kosten für die IT-Infrastruktur beim Dienstleister, Upgrades und neue Versionen ab.

On-Demand-Lösungen helfen sparen

Eine On-Demand- oder SaaS-Lösung ist nicht nur kostengünstiger, sie lässt sich auch schneller im Unternehmen einführen. Durch den modularen Aufbau lassen sich Funktionen relativ einfach erweitern und anpassen. Ein Unternehmen kann sich in einer Art Baukastensystem alle relevanten Produkte auswählen. Zusammengesetzt ergeben diese dann ein System beziehungsweise eine ganzheitliche Lösung. Selbst eine bereits vorhandene IT-Landschaft ist schnell angebunden. Der Anbieter kümmert sich dabei auch um die Wartung, während sich die SaaS-nutzenden Unternehmen voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Weitere Investitionen in eigene Hard- und Software, Netz oder IT-Experten entfallen.

Somit steht fest: SaaS-Anwendungen lohnen sich gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen. Entscheidend dabei ist, dass eine Unternehmenslösung über das technische Potenzial für heutige und künftige Geschäftsanforderungen verfügt. Außerdem sollte sie flexibel genug sein, damit sie sich an wechselnde Bedingungen und an das Unternehmenswachstum anpassen lässt.

Worauf Sie bei der Wahl des richtigen SaaS-Anbieters achten sollten, zeigt die folgende Checkliste.

Sicherheit

Wer SaaS-Lösungen nutzt, muss sich unter dem Aspekt der Sicherheit immer folgende Frage stellen: Wie sicher und zuverlässig ist das Rechenzentrum, in dem die Unternehmensdaten auf Hochleistungsrechnern lagern? Um zu ermitteln, ob die Daten dort auch absolut sicher vorgehalten werden, sollten Interessenten prüfen, ob ein stabiler Betrieb des Rechenzentrums durch den SaaS-Anbieter gewährleistet wird.

Kriterien für eine solche Prüfung der Betriebssicherheit sind:

Ein entscheidender Faktor ist ferner die physische Sicherheit des Rechenzentrums. Wie sicher Daten im sind, hängt auch vom Gebäude ab. Hier spielen folgende Aspekte eine wichtige Rolle:

Tipp: Am besten achtet man nicht nur darauf, ob der SaaS-Anbieter alle diese Kriterien erfüllt, sondern auch, ob sie in regelmäßigen Abständen von einem unabhängigen Experten überprüft werden.

Top100 - Cloud Computing
Keine Frage: Cloud Computing ist nicht nur als Theoriediskussion in den IT-Zentralen angekommen. Die Wolke ist Wirklichkeit geworden in deutschen Unternehmen. Aber Cloud ist nicht gleich Cloud.
Hype Cycle für Cloud-Computing
Gartners Hype Cycle für Cloud-Computing-Entwicklungen zeigt, dass doch noch überraschend viele Schätze zu heben sind und Cloud-Techniken noch lange nicht ausschöpfend genutzt werden.
Die größten SaaS-Anbieter
Für 2010 hat IDC einmal die größten SaaS-Anbieter aufgeführt. Hier hätte man noch ein paar wenige Anbieter mehr vermutet...
B2B-Cloud-Investitionen
... denn es zeigt sich, dass SaaS auch 2012 noch das mit Abstand lukrativste Investitionssegment darstellt. (Quelle: Experton Group 2012)
Cloud-Akzeptanz nach Branchen
Interessant, wiewohl irgendwie vorhersehbar ist die Tatsache, dass die Finanz- und Versicherungsbranche nur zögerlich die Cloud-Option spielt. (Quelle: Experton Group 2012)
Cloud-Vendor Benchmark
Schon interessant, wen Experton unter den Cloud-Anbietern warum interessant findet.
B2B versus Unterhaltung
Nicht unbedingt vorhersehbar ist, dass ein größerer Teil der Umsätze im Cloud-Umfeld im Bereich Unterhaltung generiert wird. (Quelle: Experton Group 2012)
Cloud ist ein Servicesmarkt
Wenig überraschend wiederum ist, dass in Deutschland mit SaaS, PaaS und IaaS die meisten Umsätze erzielt werden. (Quelle: Experton Group 2012)

Unter Sicherheitsaspekten ist das Augenmerk aber nicht nur auf den Betrieb und das Gebäude zu richten, sondern auch auf das IT-System des SaaS-Providers. Hier sind folgende Punkte zu beachten:

Tipp: Fragen Sie den Anbieter, welche Zertifikate er vorzuweisen hat. Ist er Mitglied in Initiativen wie "Cloud Services Made in Germany" oder "EuroCloud Deutschland" ist das ein weiterer Pluspunkt. Damit wird bestätigt, dass Daten innerhalb Deutschlands gespeichert werden und der Anbieter sich an die deutschen Gesetze hält.

Datenschutz und Disaster Recovery

Datenschutz

Die Daten eines Unternehmens sind ein wertvolles Gut. Einen besonders hohen Stellenwert hat der Schutz der personenbezogenen Daten. Für Kunden stellt sich daher die Frage nach der Datentrennung im Rechenzentrum. Hier gilt es, folgende Kriterien zu beachten:

Tipp: Bietet der SaaS-Provider von Kunden gemeinsam genutzte Umgebungen (sogenannte Shared-Umgebungen) an, ist dies im Fall von besonders sensiblen Unternehmensdaten eher kritisch. Es ist darauf zu achten, dass der Anbieter der Wahl "dedizierte" Umgebungen für Daten zur Verfügung stellt: Hier werden sämtliche Kundendaten separat von den Informationen anderer Unternehmen gespeichert.

Checkliste für sicheres Cloud Computing
Anwender, die Leistungen von einem externen Cloud-Provider beziehen, bleiben für den Schutz von übertragenen Daten stets haftbar. Sie sollten daher entsprechende Vorsorge treffen. Einige Tipps dazu finden Sie auf den folgenden Seiten.
Tipp 1:
Unerlässlich für jeden Cloud-Anwender ist es, einen Vertrag über Auftragsdatenverarbeitung gemäß Paragraph 11 des Bundesdatenschutzgesetzes abzuschließen.
Tipp 2:
Der Cloud-Provider muss angemessene technische und organisatorische Maßnahmen vorweisen können, um die Daten vor unbefugten Zugriffen zu schützen. Gegebenenfalls sollten sich Kunden Zertifikaten unabhängiger Zertifizierungsstellen vorlegen lassen (etwa EuroPriSe, das Datenschutzgütesiegel des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz aus Schleswig-Holstein).
Tipp 3:
Die Kommunikation zwischen Cloud-Anbieter und Cloud-Nutzer sollte immer verschlüsselt sein.
Tipp 4:
Die Cloud-Lösung benötigt zwingend verbindlich und verlässliche Authentizierungsmechanismen und -richtlinien.
Tipp 5:
Die Partner müssen den Umfang der Datenverarbeitung und den Datenverarbeitungszweck festlegen.
Tipp 6:
Für Kunden ist es immens wichtig, dass Sie schon zum Start des Services auch ein mögliches Ende im Blick haben. Sie sollten daher Ausstiegsszenarien prüfen.
Tipp 7:
Werden Cloud-Anbieter oder Unterauftragnehmer mit Sitz in unsicheren Drittstaaten mit dem Betrieb des Cloud-Service betraut, sollten sich Anwender mit ausreichenden Garantien absichern. Dafür eignen sich beispielsweise die von der EU-Kommission verabschiedeten Standardvertragsklauseln.
Tipp 8:
Ein Blick auf die Beteiligungsverhältnisse eines Cloud-Anbieters verschafft oft eine gute Übersicht über das geschäftliche Umfeld des Partners.

Disaster Recovery

Weitere elementare Auswahlkriterien sind Business Continuity und Disaster Recovery - mit anderen Worten: Sind Daten auch im Krisenfall sicher?

Der Ausfall eines Rechenzentrums ist durchaus als Gefährdung für das Unternehmen zu sehen, denn im schlimmsten Fall können geschäftskritische Daten verloren gehen. Nutzt ein Betrieb zum Beispiel ein Warenwirtschaftsprogramm als SaaS-Anwendung und das Rechenzentrum des Anbieters fällt aus, steht auch beim Kunden die Arbeit still. Der SaaS-Anbieter sollte also für alle denkbaren Probleme einen Plan B parat haben, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Bedacht werden müssen Datenschutzproblematiken, Notfallpläne für den Netzausfall und wie man im Falle einer Insolvenz des Dienstleisters an die gespeicherten Daten gelangt.

Tipp: Achten Sie darauf, dass diese Leistungen Teil des Grundpakets und in dessen Kosten enthalten sind - sonst kann es im Zweifelsfall teuer werden.

Support, Softwareintegration und Service-Level-Agreements

Support

Bei der Nutzung von SaaS-Lösung ist es für Anwender fundamental, immer Ansprechpartner für den Support zu haben.

Tipp: Video-Tutorials, die einen Überblick über die Funktionsweise der Web-Anwendungen geben, bieten eine gute Ergänzung zum klassischen Support.

Wenn dem Anwender mal ein Projekt über den Kopf wächst, ist es hilfreich zu wissen, dass der SaaS-Spezialist auch über Ressourcen zur Beratung und Unterstützung verfügt.

Tipp: Achten Sie darauf, ob auf Wunsch ein dedizierter - also Ihrem Unternehmen fest zugeteilter Betreuer zur Verfügung steht. Das erleichtert die Zusammenarbeit und hilft, Prozesse zu verbessern.

Zum guten Stil eines SaaS-Lieferanten gehört auch, dass er Kunden im Fall von Serviceunterbrechungen und Störungen rechtzeitig und schnell über bevorstehende Wartungsarbeiten und Komplikationen informiert.

Tipp: Ein guter SaaS-Anbieter informiert unaufgefordert über Komplikationen.

Checkliste Cloud-SLAs
Um zu beurteilen, ob ein Cloud-Provider kundenfreundliche SLAs anbietet, lassen sich folgende Kriterien anlegen und überprüfen:
Punkt 1:
Kurze und klare Gestaltung von Inhalt, Struktur und Formulierung.
Punkt 2:
Version in der Landessprache des Kunden.
Punkt 3:
Klare Definitionen von Fach- und Produktbegriffen zu Beginn.
Punkt 4:
Detaillierte Ankündigung und Planung der Wartungsfenster (Beispiel: "Viermal im Jahr an vorangemeldeten Wochenenden").
Punkt 5:
Leistungsbeschreibung in Tabellenform (Übersicht!).
Punkt 6:
Klar definierte Bereitstellungszeiträume für neue Ressourcen (Beispiele: Bereitstellung virtueller Server bei Managed Cloud in maximal vier Stunden; Bereitstellung kompletter Umgebungen oder dedizierter Server in fünf bis zehn Tagen).
Punkt 7:
Bereitstellung von klar abgegrenzten Konfigurationsoptionen für Ressourcen (Beispiel: Konfiguration von Servern nach Gigahertz, Gigabyte).
Punkt 8:
Einfach unterscheidbare Service-Levels (Beispiel: Silber, Gold, Platin); Abgrenzungskriterien können sein: Verfügbarkeit, Bereitstellungszeiten, fest reservierte Kapazitäten ja/nein, Support-Level (Telefon, E-Mail).
Punkt 9:
Bei IaaS-Angeboten unbedingt auf Netzwerk-Konfigurationsmöglichkeiten und Bandbreite achten (Volumen? Im Preis inkludiert ja/nein?).
Punkt 10:
Kundenfreundlicher Reporting- beziehungsweise Gutschriftenprozess (am besten aktive Gutschriften auf Kundenkonto; kein bürokratischer, schriftlicher Prozess; möglichst einfache Beweis- und Nachweispflicht für Kunden).
Punkt 11:
Reaktionszeiten und Serviceverfügbarkeit klar beschreiben (zentrale Hotline; Reaktionszeiten auf Incidents in Stunden).
Punkt 12:
Nennung der Rechenzentrumsstandorte mit Adresse und sonstigen Informationen wie Zertifizierungen und Tier.
Punkt 13:
Definition der Verfügbarkeiten: Unterschiede hinsichtlich Verfügbarkeit Server/VM und Verfügbarkeit Admin-Konsole definieren.
Punkt 14:
Erläuterung zu Möglichkeiten der SLA-Überwachung beziehungsweise des Incident-Reportings für den Anwender (Beispiel: Link auf Monitoring-Dashboard).

Softwareintegration und Service-Level-Agreements

Ein weiteres, wesentliches Kriterium bei der Auswahl eines SaaS-Anbieters sollte sein, dass der Kunde Software individuell einstellen und anpassen kann. Außerdem sollten auch Personen, die nicht IT-affin sind, die Software beziehungsweise das Programm verstehen. Die neue Software sollte man zudem ohne Probleme in andere Anwendungen integrieren können.

Tipp: Das Tüpfelchen auf dem i ist, wenn auch Programme von anderen SaaS-Anbietern leicht und kostengünstig integriert werden können.

Ein unerlässlicher Punkt bei der SaaS-Entscheidung ist die Qualität der angebotenen Leistungen und deren vertragliche Zusicherung. Als Bestandteile von Dienstleistungsverträgen regeln Service-Level-Agreements, in welcher Qualität ständige oder wiederkehrende Services zu erbringen sind - und was passiert, wenn diese Qualität zu wünschen übrig lässt.

Tipp: Fragen Sie Ihren Anbieter, ob Sie Gutschriften erhalten, falls einer der vertraglich geregelten Punkte oder Vorgaben nicht eingehalten wird. Gutschriften sollten in der vertraglichen Vereinbarung ebenfalls festgehalten werden.

Kostenkontrolle

Damit Kunden nicht die Katze im Sack kaufen, sollten sie im Vorfeld die Preise des Wunschanbieters genau in Augenschein nehmen. Im Vorfeld ist unbedingt zu prüfen, ob der Vertrag einen zeitnahen Auf- und Abbau von Kapazitäten erlaubt und ob die vertragliche Preisgestaltung die erwünschten Kosteneinsparungen bringt. Im Grundpreis sollten neben der Softwarelizenz auch Leistungen wie Implementierung, Integration und Einrichtung inbegriffen sein. Sind sie das nicht, muss der Anbieter auf alle Fälle vor Vertragsabschluss danach gefragt werden.

Und dann stellt sich auch noch die Frage, ob eine Abrechnung nach Volumen oder Nutzeranzahl besser ist.

Abrechnungsmodelle: Bei der Preisstruktur gibt es im Wesentlichen zwei unterschiedliche Abrechnungsmodelle.

  1. Nutzerbasiert: Die Preisstruktur ist nutzerbasiert, das heißt, es wird je Nutzer, der die Applikation pro Monat benutzt, eine feste Pauschale abgerechnet. Das hat den Vorteil, dass Unternehmen beispielsweise im Saisongeschäft Geld einsparen können.

  2. Volumenabhängig: Die Abrechnung erfolgt nach dem verbrauchten Datenvolumen. Für Betriebe, die große Datenmengen ins Rechenzentrum auslagern wollen, ist die nutzerbasierte Abrechnung empfehlenswert.

  3. Tipp: Je kürzer die Mindestvertragslaufzeit, desto besser. Das gibt Ihnen eine faire Chance, das Mietverhältnis zu beenden, sollten die Programme nicht den Ansprüchen gerecht werden. (pg)