SAP unerreichbar

Die größten deutschen Standard-Software-Anbieter

10.12.2014 von Christiane Pütter
Die Lünendonk-Liste zeigt das aktuelle Top-10-Ranking der Standardsoftware-Anbieter aus Deutschland. Nur SAP übertrifft noch die Milliarden-Euro-Grenze.

Von einem engen Feld kann keine Rede sein unter Deutschlands erfolgreichsten Standard-Software-Anbietern. Das zeigt jedenfalls ein Blick auf die Top Ten-Liste, die der Berater Lünendonk aus Kaufbeuren erstellt hat. Demnach setzte SAP im vergangenen Jahr knapp 17 Milliarden Euro um - der Listenletzte, die P&I AG aus Wiesbaden, kommt auf 82 Millionen Euro.

Seit 1997 erstellt Lünendonk dieses Ranking. Der aktuellen Liste liegt erstmals eine andere Systematik zugrunde: Lünendonk berücksichtigt jetzt nur noch Unternehmen, die Gründungshistorie und Kapitalmehrheit in der Bundesrepublik haben. Die aufgeführten Unternehmen setzen mindestens 60 Prozent ihres Erlöses mit Herstellung, Vertrieb und Wartung von Standard-Software um.

Lünendonk-Liste Top 10 der deutschen Standard-Software-Unternehmen 2013 -
Führende Anbieter von Standard-Software
Wo kaufen deutsche Anwender die meiste Standard-Software - diese Frage beantwortet der Berater Lünendonk aus Kaufbeuren. Er listet die zehn erfolgreichsten Anbieter des Jahres 2013 auf.
Lünendonk-Liste
Lünendonk führt Unternehmen auf, die mindestens 60 Prozent ihres Umsatzes mit Standard-Software-Produktion, -Vertrieb und -Wartung erwirtschaften. Ihr Hauptsitz muss in Deutschland liegen. Die Angaben in der Liste basieren auf kontrollierten Selbstauskünften der Unternehmen und Schätzungen von Lünendonk.
SAP AG, Walldorf
Platzhirsch SAP steht unerreichbar auf Platz Eins. Sowohl nach Umsatz als auch nach Mitarbeiterzahl sind die Walldorfer im vergangenen Jahr gewachsen.
Software AG, Darmstadt
Die Plätze zwei und drei liegen vergleichsweise eng beieinander. Die Software AG aus Darmstadt setzte 2013 knapp 928 Millionen Euro um. Damit musste sie gegenüber 2012 einen Verlust hinnehmen.
Datev eG, Nürnberg
Die Datev eG aus Nürnberg nimmt mit einem Umsatz von 803 Millionen Euro Rang drei ein. Im Gegensatz zum Zweitplatzierten ist das Unternehmen gewachsen.
Compugroup Medical AG, Koblenz
Auch die Compugroup Medical AG aus Koblenz konnte im vergangenen Jahr den Umsatz steigern. Mit 460 Millionen Euro hält sie den vierten Platz im Lünendonk-Ranking. Das ist ein relativ großer Abstand zu Rang drei.
Nemetschek AG, München
Auf Platz fünf steht die Nemetschek AG aus München. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Jahr knapp 186 Millionen Euro und ist damit deutlich kleiner als die Compugroup.

Zusammengerechnet beläuft sich der Umsatz der zehn größten Anbieter auf knapp 20 Milliarden Euro. Diesen erwirtschaften insgesamt 87.400 Mitarbeiter. Dabei bleibt SAP unerreichbar. Der Platzhirsch aus Walldorf hält mit seinem Umsatz von 16,8 Milliarden den Löwenanteil und beschäftigt allein 66.500 Menschen. Gegenüber dem Vorjahr ist SAP 2013 sowohl nach Umsatz als auch nach Mitarbeiterzahl gewachsen.

Software AG rutscht unter die Milliardengrenze

Nur vier der zehn Größten schnitten 2013 schlechter ab als 2012. Dazu zählt der Zweitplatzierte, die Software AG aus Darmstadt. Sie ist unter die Milliarden-Grenze gerutscht und liegt nun bei einem Umsatz von knapp 928 Millionen. Die Mitarbeiterzahl ist um 181 auf 5238 gesunken.

Die Stimmung unter den deutschen Standard-Softwareanbietern bezeichnet Lünendonk insgesamt als optimistisch, die Wachstumsraten seien moderat. Das Geschäft werde seit Jahren immer internationaler, schreibt der Berater. Die großen Anbieter seien weltweit in den wichtigsten Märkten mit eigenen Gesellschaften präsent.

Microsoft, Oracle, Adobe & Co.

Die meisten Tochtergesellschaften der multinationalen Software-Konzerne treten auch in Deutschland beim Verkauf der Software-Produkte als "Agenten" ihrer Konzerne auf, so Lünendonk. Die Consultants führen aus: "Das heißt, sie erhalten Verkaufsprovisionen von in der Regel circa eineinhalb Prozent des Gesamtverkaufsvolumens sowie Kostenerstattungen für die Marketing- und Vertriebsaktivitäten."

In die Gewinn- und Verlustrechnungen der deutschen Töchter fließen dann nur die Provisionen und Kostenerstattungen ein. Damit sei das Gesamtverkaufsvolumen in Deutschland nicht erkennbar, weswegen Lünendonk hier keine Vergleichbarkeit gegeben sieht. Die Kaufbeurer schätzen, dass globale Dickschiffe wie Microsoft und Oracle, Infor und Adobe, SAS und CA in der Bundesrepublik jeweils Beträge von mehr als 100 Millionen Euro umsetzen.