Compliance

Die Governance Engine von IDS Scheer wacht über Vorschriften

18.06.2008 von Frank Niemann
Mit der Governance Engine des BPM-Spezialisten IDS Scheer sollen Firmen Vorgaben beispielsweise im Einkauf oder bei der SAP-Einführung leichter einhalten können. Über eine Web-Oberfläche seien Anwender auf einfache Weise in der Lage, Prüfungen vorzunehmen und zu dokumentieren.

Nach Überzeugung von IDS Scheer gibt es mittlerweile zwar Software, mit denen Unternehmen Governance-Prozesse festlegen können, was bisher fehlte, waren einfache, automatisierbare Methoden, um sicherzustellen, dass diese Vorgaben in der täglichen Arbeit auch tatsächlich eingehalten werden. Der Anbieter von Business-Process-Management-Tools (BPM) hofft, mit der Governance Engine, die im nächsten Jahr erscheinen soll, eine Marktlücke gefunden zu haben.

Prüfauftrag im Eingangskorb

Das Produkt richtet sich an Anwender, die im Unternehmen Abläufe auf Einhaltung von Vorgaben prüfen müssen. Dazu zählen beispielsweise gesetzliche Vorschriften (Compliance). Abläufe und die damit zusammenhängenden Richtlinien legt das Unternehmen in den gängigen Aris-Werkzeugen an. Der Prüfer bedient dabei nicht das komplexe Aris-Frontend, sondern ein spezielles Web-Interface, das die Engine bereitstellt. Prüfungsaufgaben findet er in einem elektronischen Eingangskorb vor. Wie eine E-Mail soll er einen Vorgang öffnen, begutachten und sein Votum entsprechend dokumentieren können. "Auf diese Weise können Nutzer beispielsweise feststellen, ob bei einem Bestellvorgang das Vier-Augen-Prinzip eingehalten wurde", erläutert Entwicklungsvorstand Wolfram Jost. Sobald im Unternehmen eine entsprechende Bestellung ausgelöst werde, wandere ein Prüfungsauftrag in die Inbox des Prüfers. Öffnet er den Vorgang, präsentiert die Aris-Software ihm die Daten zur Bestellung, aus der ersichtlich wird, ob tatsächlich nach dem Vier-Augen-Prinzip vorgegangen wurde. Per Mausklick kann er dies bestätigen, was das Programm dann protokolliert. Auf diese Weise können Firmen Zeit und Geld sparen. Derzeit würden Unternehmen besagte Vorgänge oft ohne Werkzeugunterstützung prüfen.

Geeignet sei die Software auch, um Richtlinien der IT-, SOA- und Business-Process-Management-Governance zu prüfen (siehe auch "Mangelne Governance gefährdet SOA" sowie den SOA-Ratgeber auf dem Wiki der COMPUTERWOCHE). Ferner lässt sich laut Jost auf ähnliche Weise prüfen, ob beispielsweise der Roll-out von SAP-Software nach den Unternehmensvorgaben abläuft. IDS Scheer will entsprechende Referenzmodelle mit der Engine ausliefern.

Neue Anwendergruppen jenseits der klassischen Aris-Nutzer

Mit der Governance Engine will sich IDS Scheer neue Benutzergruppen in den Unternehmen erschließen (siehe auch "Aris für Alle"). Während die Aris-Tools zum Definieren und Analysieren von Geschäftsprozessen meist nur von einer kleinen Gruppe von Experten bedient wird, dürfte es weit mehr Personen geben, die die besagten Prüfungen vornehmen. Allerdings kann der Softwarehersteller mit der Governance Engine nur Bestandskunden erreichen, denn das neue Produkt stützt sich auf die Prozessdefinitionen von Aris. Was die neue Engine pro Nutzer kostet, steht laut IDS-Scheer-Manager Jost noch nicht fest.

Prozess-Performance-Messung im Arbeitsspeicher

Der Aris Process Performance Manager erhält eine von IDS Scheer selbst entwickelte In-Memory-Datenbank. Auswertungen lassen sich so deutlich beschleunigen.

Die Governance Engine stellte IDS Scheer auf der Konferenz "ProcessWorld 2008" in Berlin vor. Darüber hinaus kündigte das Softwarehaus dort eine Erweiterung des "Aris Process Performance Managers" (PPM) an. Dieser verfügt nun über eine In-Memory-Datenbank. Auswertungen von Prozessdaten finden im Arbeitsspeicher wesentlich schneller statt. Viele Anbieter von Business-Intelligence-Software haben in den letzten Jahren In-Memory-Techniken entwickelt oder hinzugekauft.

Ferner hat IDS Scheer Aris mit Schnittstellen zum IT-Service-Management-System "BMC Atrium CMDB" (Configuration Management Database) sowie zum Biztalk Server von Microsoft ausgestattet. Letztere hatte IDS Scheer bereits 2007 in Aussicht gestellt. Eine engere Kopplung von SAP Netweaver 7.1 soll Ende dieses Jahres erscheinen.