Computacenter-Studie

Die Generation Digital findet Informatik langweilig

10.09.2008
Always on, doch mit Informatik nichts am Hut: Jüngere Bundesbürger sind lieber Nutzer als Anwender. Vertreter der IT-Branche gelten als unspannend.

Für die "Generation Digital", Jugendliche und Berufseinsteiger zwischen 14 und 29 Jahren, ist eine Karriere in der IT-Branche nur wenig erstrebenswert. Das ergab eine repräsentative Studie von Computacenter gemeinsam mit TNS Emnid. Der IT-Dienstleister hat vor dem Hintergrund des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels die digitale Lebenswelt der Generation Digital sowie deren Einstellung zu Berufen im ITK-Umfeld untersucht. Zwar sind die Jugendlichen demnach täglich in Online-Communities wie StudiVZ oder SchülerVZ unterwegs, können technische Geräte intuitiv und ohne Anleitung bedienen, doch einen Job im IT-Umfeld ergreifen sie nur in den wenigsten Fällen.

So können sich der Studie zufolge zwar 30 Prozent der Befragten vorstellen, einen informationstechnischen Beruf zu ergreifen. Von dieser Gruppe jedoch hält nur jeder Fünfte die IT-Branche für ein attraktives Berufsfeld. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendlichen der Branche in Bezug auf die Karrieremöglichkeiten zwar durchaus positive Attribute zuordnen, jedoch zu wenig über die konkreten Berufsbilder und mögliche Ausbildungs- und Karrierewege wissen (wollen). Dies führe in vielen Fällen zu Fehleinschätzungen hinsichtlich der Anforderungen von IT-Berufen. Daraus resultiere ein Image der gesamten Branche, das nicht mehr zeitgemäß ist.

Oliver Tuszik, Computacenter: Wir haben es nicht geschafft, zu zeigen, wie spannend die IT-Welt ist.
Foto: Oliver Tuszik

So glauben 80 Prozent der Befragten, dass Beschäftigte im IT-Bereich Freude an ihrer Tätigkeit haben. 74 Prozent sind der Meinung, dass der Beruf des Informatikers auch in Zukunft noch stärker gefragt sei, selbstständiges Arbeiten ermögliche (77 Prozent) sowie gute Aufstiegschancen (70 Prozent) und viele offene Stellen biete (67 Prozent). Dem Informatiker jedoch ordnen die Jugendlichen im Vergleich zu anderen im Rahmen der Studie abgefragten Berufen (Unternehmer, Arzt, Anwalt, Lehrer) mit deutlichem Abstand das Image eines Eigenbrödlers zu, der wenig Kontakt zu anderen Menschen hat. Das Ansehen des Informatikers in der Gesellschaft ist nach Meinung der jungen Erwachsenen von allen abgefragten Berufen am niedrigsten.

Fehlendes Wissen führt zu falschen Vorstellungen

Dieses Image überträgt sich scheinbar auf die gesamte Branche. "Die negativen Imagefaktoren überwiegen offenbar im Entscheidungsprozess pro oder kontra IT-Beruf", erklärt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer der TNS Emnid Medien- und Sozialforschung GmbH. "Zudem hat nur eine Minderheit der Befragten eine genaue Vorstellung, was sich hinter den oft kryptischen Berufsbezeichnungen in der ITK-Branche verbirgt. Dies führt dazu, dass sich die meisten Jugendlichen gegen eine Karriere in der IT entscheiden."

Ein weiterer Grund für das mangelnde Interesse an IT-Berufen sind die Einschätzungen der Jugendlichen hinsichtlich der Anforderungen einer IT-Karriere. So halten mehr als drei Viertel der Befragten vorhandene Programmierkenntnisse (78 Prozent) für wichtig, um einen IT-Beruf ergreifen zu können. Für 74 Prozent sind gute Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften Einstiegsvoraussetzung in die IT, über die Hälfte der Jugendlichen glaubt, ein abgeschlossenes Informatikstudium nachweisen zu müssen. Dazu kommt, dass über 80 Prozent der Befragten der Meinung sind, die Informationstechnologie sei nur etwas für Männer.

"Diese Zahlen zeigen, dass kaum jemand eigentlich weiß, was die Leute in der ITK-Branche so treiben", sagt Oliver Tuszik, Vorstandsvorsitzender und CEO von Computacenter Deutschland. "Unter unseren rund 4.000 Mitarbeitern in Deutschland gibt es sehr viele Quereinsteiger in die IT, die wenigsten sind von Haus aus Informatiker. Unsere Branche bietet spannende berufliche Möglichkeiten für eine Vielzahl von Berufsgruppen wie Wirtschaftswissenschaftler, Juristen, Kaufleute, Physiker oder Geisteswissenschaftler."

Dabei ist die grundsätzliche Affinität der Jugendlichen zur Informationstechnologie sehr hoch. Unabhängig von Geschlecht und Altersgruppe nutzt nahezu jeder (94 Prozent) einen Computer. Der PC ist auch im Beruf oder in der Ausbildung eine tägliche Selbstverständlichkeit. Die meisten Befragten haben bereits in der Schule den Computer für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation (86 Prozent) und/oder Internet-Recherche (77 Prozent) genutzt. Zwei Drittel der Jugendlichen schreiben oder empfangen täglich oder mehrmals in der Woche E-Mails, jeweils 58 Prozent verwenden den Computer ebenso häufig zum Chatten oder zur Informationsbeschaffung. Fast jeder Zweite nutzt mindestens mehrmals in der Woche virtuelle soziale Netzwerke oder Office-Programme. (ajf)