Die Gehaltsschere öffnet sich weiter

12.04.2006 von Hans Königes
Kein einheitliches Bild kennzeichnet die Vergütungsentwicklung in der Hightech-Industrie. Software-Manager bekommen mehr, Hardwareverkäufer dagegen weniger.

Die Einkommen der Mitarbeiter in der Hightech-Branche sind im vergangenen Jahr im Durchschnitt um drei Prozent gestiegen, wie die aktuelle Gehaltsstudie der in Vaihingen/Enz ansässigen Unternehmens- und Personalberatung Interconsult ergab. Dietrich Graf von Reischach, Inhaber des schwäbischen Consulting-Hauses, das die Gehaltsumfrage seit 1982 betreibt, schränkt allerdings ein: "Die Bezahlung hängt immer stärker von der persönlichen Qualifikation der Mitarbeiter sowie deren Erfahrung und der momentanen Nachfrage nach der jeweiligen Branche ab." So könne der Unterschied bei einem Applikationsingenieur bis zu 30 Prozent ausmachen, abhängig davon, in welcher Region und in welcher Branche er tätig und ob der Arbeitgeber ein Mittelständler oder ein Konzern ist.

Hier lesen Sie ...

  • welche Gehaltstrends sich in der Hightech-Industrie abzeichnen;

  • welche Berufsgruppen besser dastehen, welche sich mit weniger zufrieden geben müssen;

  • welche Automarken IT-Manager als Dienstwagen bevorzugen.

Programmierer mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung verdienen demnach in einem Softwarehaus zwischen 39.000 und 51.000 Euro Jahresgehalt. Dies bedeutet einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als die Untersuchung eine Spanne von 41.000 bis 56.000 Euro auswies. Der Graf begründet diese Entwicklung mit dem wachsenden Druck auf die reinen Codierjobs, die die Firmen tendenziell nach Osteuropa verlagern.

Die Gehälter der Berater werden auch in Zukunft stärker steigen als die der Netzexperten.

Etwas besser verdienen die Entwicklungsingenieure mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung in der Netzwerktechnik, die zwischen 41.000 und 54.000 Euro im Jahr mit nach Hause nehmen. Der Seniorprogrammierer mit einigen Jahren Erfahrung darf sich auf 52.000 bis 69.000 Euro im Jahr freuen, was allerdings ebenfalls einen leichten Rückgang im einstelligen Prozentbereich ausmacht. Wesentlich besser geht es dem Datenbankprofi, der zwischen 78.000 und 88.000 Euro im Jahr verdient. Das bedeutet einen Zuwachs um wenige Prozente und entspricht etwa dem Gehalt eines SAP-Experten.

Im Außendienst liegen die Einkommen etwas höher. So erreicht der Softwareberater mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung zwischen 52.000 und 72.000 Euro im Jahr (Vorjahr: 50.000 bis 71.000 Euro) und sein Kollege mit mehreren Jahren im Job zwischen 61.000 und 85.000 Euro (Vorjahr: 60.000 bis 83.000 Euro).

IT-Leiter verdienen nicht schlecht

Wesentlich besser schneidet die Management-Ebene ab. Zum Beispiel verdient der Leiter IT mit bis zu vier Jahren Berufserfahrung zwischen 95.000 und 111.000 Euro im Jahr, und mit mehr als sechs Jahren Erfahrung kann er sich über ein Jahresentgelt zwischen 106.000 und 137.000 Euro freuen. Der Chief Information Officer (CIO) bezieht ein Salär zwischen 153.000 und 206.000 Euro im Jahr (Vorjahr: 148.000 bis 198.000 Euro im Jahr).

Geschäftsführer Dietrich Graf von Reischach führt in seiner Studie auch die Gehälter auf anderen leitenden Positionen in der Hightech-Industrie an. So hat der Leiter Rechnungswesen mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung und Personalverantwortung für mindestens sechs Mitarbeiter zwischen 113.000 und 128.000 Euro im Jahr (Vorjahr: 110.000 bis 124.000 Euro im Jahr) in der Tasche. Sein Kollege aus dem Personalressort mit acht Jahren Berufserfahrung und Verantwortung für mehrere Mitarbeiter kassiert zwischen 108.000 und 135.000 Euro per annum, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht.

Graf von Reischach stellt fest, dass "die erfolgsabhängigen Vergütungsprogramme stark zunehmen". So erhalten Geschäftsführer im Schnitt nur noch 65 Prozent Fixgehalt, und bei Einsteigern sind es 90 Prozent. Für 95 Prozent der Topmanager sind variable Vergütungssysteme vorgesehen. Immer mehr Firmen gingen dazu über, Einkommenssteigerungen "besonders in Außendienstpositionen" mit dem Unternehmenserfolg zu verknüpfen. Der erfolgsabhängige Einkommensbestandteil, jeweils produkt- und marktabhängig, variiert zwischen 39 und 48 Prozent. Der Graf beobachtet ferner, dass Programme, die für den einzelnen Mitarbeiter nachvollziehbar sind, auf wachsende Zustimmung stoßen, während Vergütungsmodelle, die auf den weltweiten Ergebnissen der jeweiligen Firma basieren, keine Akzeptanz finden. Auch Aktienoptionen haben "nicht viel von ihrer früheren Attraktivität zurückgewonnen", formuliert es von Reischach diplomatisch. Die meisten Mitarbeiter bewerteten sie etwas besser als in den Vorjahren, sähen sie aber trotzdem nicht als Einkommensbestandteil an.

Wer fährt welchen Firmenwagen?

Was den Firmenwagen angeht, so dominieren im Topmanagement, also auf Geschäftsführerebene, die Mercedes-E-Serie und der 5er BMW. Beide Marken erreichen je fast 35 Prozent, gefolgt vom Audi A6 mit neun Prozent und dem Audi A8 mit sieben Prozent. Die teuren Modelle, also die 7er Reihe von BMW fahren zwei Prozent und die Mercedes S-Klasse lediglich ein Prozent der Chefs. Die Gesamtverkaufsleiter bevorzugen am ehesten den BMW der 5er (32,5 Prozent) und der 3er Serie (19 Prozent). Die meisten Vertriebsmitarbeiter sind im 3er BMW (23 Prozent), im Audi A4 (19 Prozent) und im VW Passat (elf Prozent) unterwegs.

Noch eine Entwicklung hat Interconsult-Geschäftsführer Graf von Reischach ausgemacht, und zwar die Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit: "Von einer 37-Stunden-Woche kann keine Rede sein." Vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen nehme die Zahl der geleisteten Stunden zu, und auch die großen Betriebe würden sich wieder der 40-Stunden-Woche nähern.

105 Firmen, darunter 97 Hersteller und acht Distributoren, beteiligten sich am aktuellen Gehaltsvergleich der Vaihinger Unternehmens- und Personalberatung. Die Teilnehmer sind nationale sowie internationale Hersteller, die unter anderem aus den Bereichen Bauelemente, Mikroprozessorsysteme, Netzwerktechnik, Hardware, Software, Automatisierungstechnik sowie Telekommunikation kommen. (hk)