Die Durststrecke geht zu Ende

25.03.2004 von Karen Funk
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Aufwärtstrend im IT-Freiberuflermarkt, der Mitte 2003 begann, setzt sich weiter fort: Im Februar 2004 zogen die Projektanfragen an Selbständige um 17,6 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Getragen wird das Wachstum von der starken Nachfrage nach SAP-Experten.

Auf den heißen Herbst folgt ein heißer Frühling: Das Projektportal Gulp Information Services, in dem über 48000 IT-Freiberufler im deutschsprachigen Raum (inklusive Österreich und Schweiz) mit ihren Profilen eingetragen sind, verzeichnete in seiner jüngsten Datenbankauswertung mit rund 4230 Projektanfragen im Februar ein Rekordhoch - das sind 5,5 Prozent mehr als das zuvor beste Gulp-Ergebnis vom Januar 2001. Die Auftragsanfragen lagen im abgelaufenen Monat um 17,6 Prozent über dem Januarwert dieses Jahres und um mehr als 90 Prozent über dem Februarergebnis von 2003.

"Projektmarkt bleibt schwierig"

Wie viele Projekte jedoch tatsächlich realisiert werden, ist eine andere Frage. Im Durchschnitt kontaktierten die Unternehmen bei Gulp im Februar 2,9 Freiberufler pro zu vergebendes Projekt. So kommentiert Gulp-Geschäftsführer Karl Trageiser trotz der starken Nachfrage, man könne sich zwar über die Entwicklung freuen, solle aber auf dem Teppich bleiben, denn: "Der IT-Projektmarkt bleibt schwierig."

"Die IT in den Unternehmen stand nach der Krise auf dem Prüfstand, der Return on Investment wurde wichtig," erklärt Stefan Symanek von Gulp. "Die Unternehmen machen nun ihre Hausaufgaben und initiieren neue Projekte," kommentiert der Gulp-Sprecher die sich abzeichnende Investitionsfreude der Projektanbieter. Die Firmen gingen jetzt aus der Wettbewerbssicht wirtschaftlich wichtige und strategische Vorhaben an. Das schlage sich nicht nur in der Planung und der direkten Besetzung der Stellen nieder, sondern sei auch an der Art der Anfragen in der Gulp-Datenbank abzulesen. Bei der Kontaktaufnahme mit SAP-Profis beispielsweise fragten Firmen immer häufiger nach Qualifikationen für das Modul "SAP SEM" (Strategic Enterprise Management). "Diese Entwicklung ist ein erstes Signal, dass Unternehmen wieder verstärkt strategische IT-Projekte anpacken", fügt Trageiser hinzu.

Frankfurt und München vorn

Wenn Unternehmen derzeit einen Freiberufler für IT-Projekte suchen, dann wollen sie laut Gulp mit Abstand am häufigsten einen SAP-Experten. Demnach entfielen 23,2 Prozent oder 981 der rund 4230 im Februar geschalteten Gesuche auf SAP-Experten, im Vormonat waren es 21,4 Prozent der damals 3597 Anfragen. Weit abgeschlagen rangieren dagegen nach wie vor die Fachleute für andere Enterprise-Resource-Planning- (ERP) ziehungsweise Customer-Relationship-Management-Systeme: 1,1 Prozent der im Februar verzeichneten Projektofferten richteten sich an Siebel-Spezialisten, 0,3 Prozent an Oracle-Experten, 0,2 Prozent jeweils an Peoplesoft- und Navision-Berater. "Der Anteil der SAP-Fachleute im Projektmarkt ist überproportional groß, und das wird kurz- und mittelfristig so bleiben", kommentiert Symanek.

Die Projektanbieter suchten im Februar verstärkt nach Fachleuten mit Kenntnis des SAP-Grundsystems "Basis": 3,4 Prozent der SAP-Anfragen zielten in diese Richtung. Das ist ein Prozentpunkt mehr als noch im Januar. Die Module "SAP FI" (Finanzbuchhaltung), "SAP CO" (Kostenrechnung) und "SAP HR" (Personalwesen) wurden im abgelaufenen Monat zu je 2,1 Prozent, zwei Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent nachgefragt. Auf Platz fünf der SAP-Skill-Liste landete "IS-A" (Branchenlösung Automobil) mit 1,1 Prozent, das im Vormonat kaum gefragt war.

Die regionale Auswertung zeigt, dass im Februar die meisten SAP-Experten im Frankfurter (18 Prozent) und Münchner (17,5 Prozent) Großraum gesucht wurden. Auf SAP-Fachleute im Düsseldorfer und Hamburger Raum entfielen 12,7 beziehungsweise 11,5 Prozent der geschalteten SAP-Projektanfragen.

Jüngere Freiberufler gefragt

Besonders die rund 35- bis 40-jährigen Experten hatten es den Anbietern von SAP-Projekten im Februar angetan: Über 52 Prozent der Anfragen richteten sich an diese Altersgruppe. Die zirka 25- bis 30-Jährigen wurden zu 10,5 Prozent nachgefragt, auf Spezialisten um die 45 Jahre zielten 16,7 Prozent und auf rund 50- bis 55-Jährige 18,5 Prozent der Gesuche. Das durchschnittliche Alter der nachgefragten SAP-Fachleute lag bei 41 Jahren und damit um gut zwei Jahre über dem Altersdurchschnitt aller bei Gulp im Februar kontaktierten IT-Freiberufler (38,8 Jahre).

SAP-Qualifikation besser bezahlt

SAP-Experten forderten im abgelaufenen Monat wie auch im Januar einen durchschnittlichen Stundensatz von 78 Euro und lagen um zwölf Euro über dem Durchschnitt aller in den beiden ersten Monaten dieses Jahres von den Selbständigen verlangten Stundenhonoraren. Obwohl auch künftig mit einer stabilen Auftragslage für SAP-Fachleute zu rechnen ist, erwartet Symanek kurz- oder mittelfristig keine Steigerung der Stundensatzvorstellungen: "Die Forderungen werden im Kampf um die Projekte eher noch einmal um ein paar Prozentpünktchen fallen."