Die CMDB - Drehscheibe für IT-Services

12.02.2008
Ernüchterung macht sich bei der Einführung von IT-Change- und Business-Service-Management breit. Das für IT-Prozesse erhoffte Automatisierungspotenzial bleibt ohne Configuration Management Database (CMDB) aus.

Szenen aus dem IT-Alltag: Eine IT-Komponente ist defekt und es beginnt die Suche, ob es für sie noch eine Gewährleistung gibt, ob ein Wartungsvertrag besteht oder ob ein Reparaturauftrag geschrieben werden muss. Schlimmstenfalls passiert es, dass für die Reparatur des Geräts eine Rechnung beglichen wird, obwohl der Defekt noch im Garantierahmen liegt ? und das nur, weil weder Auftraggeber noch Servicetechniker diesen Umstand kannten. Ein anderes, ebenfalls häufig anzutreffendes Beispiel: Ein Server soll versetzt werden, der IT-Mitarbeiter plant den Umzug auf Basis der ihm lokal vorliegenden Excel-Informationen. In der Praxis stellt sich dann heraus, dass der Rechner nicht an dem Platz steht, wo er erwartet wurde - ein Kollege hat ihn aus einem anderen Anlass bereits umgestellt. Es beginnt die Suche, der Ablauf ist gestört, unnötige Kosten entstehen.

In der Configuration Management Database sollten sich sämtliche Informationen zu einer IT-Komponente, also auch nichttechnische Angaben etwa zu Lizenzen und Wartungsverträgen, möglichst automatisiert sammeln und verwalten lassen.
Foto: Comconsult

Lange Zeit haben IT-Abteilungen versucht, durch die lokale Pflege von Listen die für sie relevanten Informationen vorzuhalten. Doch dann musste man feststellen, dass sich diese Daten nur schwer bis gar nicht untereinander synchronisieren lassen und häufig veralten.

IT-Change- und Business-Service-Management

Die Erwartungen waren daher groß, als vor einigen Jahren zwei Themen in den IT-Abteilungen Einzug hielten. Zunächst ging es um das IT-Change-Management, das vielfach im Helpdesk-Bereich angesiedelt wurde, weshalb bis heute sowohl Tools als auch Prozesse dieser Disziplin meist Ticket-basierend arbeiten und ähnlich wie eine E-Mail aufgebaut sind. Das hat allerdings zur Folge, dass die dort eingetragenen Daten nicht in der strukturierten Form vorliegen, die nötig wäre, um sie auch in Werkzeugen zur IT-Automation zu verwenden.

Einige Zeit später kam das Business-Service-Management (BSM) zur Visualisierung und Überwachung von Geschäftsprozessen auf. Die Serviceausrichtung sollte dazu führen, dass IT-Assets diesen Abläufen zugeordnet werden, um etwa beurteilen zu können, welche der IT-Komponenten im Unternehmen geschäftskritisch sind. Auf diesem Weg, so das Versprechen der Hersteller, sei eine exaktere Risikokalkulation und eine bessere Steuerung der IT-Investitionen möglich.

Doch eine Frage haben alle Anbieter lange Zeit nicht befriedigend beantwortet: Wo soll die Beschreibung der Services überhaupt stattfinden? Es wurde deutlich, dass ein im BSM-Werkzeug dokumentierter Service sehr viel Arbeit verursacht, wenn über einen davon losgelösten Change-Prozess Veränderungen stattfinden, die später manuell in den Service eingepflegt werden müssen. Daher verwundert es nicht, wenn sich Disziplinen wie IT-Change- und Business-Service-Management auf Gartners "Hype Cycle for IT Operation Management" derzeit in Richtung "Tal der Desillusionierung" bewegen.

Hoffnung auf Itil

Die Antwort auf das Problem kam mit der IT Infrastructure Library (Itil), deren Spezifikationen sich auf Kernprozesse wie Configuration- und Change-Management konzentrieren. Itil fordert ein zentrales Repository in Form einer Datenbank, in der alle IT-Komponenten und deren Zusammenhänge beziehungsweise Abhängigkeiten beschrieben sind, so dass sich daraus diejenigen Daten extrahieren lassen, die man zum Beispiel für eine Servicemodellierung benötigt. Herzstück soll die Configuration Management Database sein. Ganz nebenbei erlangte die CMDB-Technik auf diesem Weg Management-Aufmerksamkeit, da Themen wie Servicemodellierung die IT-Kompetenz eines Unternehmens nach außen darstellen, während man das Funktionieren interner Change-Prozesse als selbstverständlich voraussetzt. Unterstrichen wird diese Position durch Analysen von Forrester Research, die für die BSM-Einführung bis zum Jahr 2010 der CMDB eine zentrale Rolle zuordnen. Das Repository führe dazu, dass die Gestaltung von IT-Services, die im Jahr 2005 noch überwiegend "chaotisch" erfolgte, nach und nach die Zustände "reaktiv", "stabil", "proaktiv" bis schließlich "vorausschauend" (predictive) durchlaufen werde.

Dieser Zeitrahmen ist weniger dem Umstand geschuldet, dass Anwenderunternehmen sich nur zögerlich mit der Technik beschäftigen. Vielmehr mangelt es noch an der Reife der angebotenen Produkte. Die großen System-Management-Spezialisten wie BMC, Computer Associates, Hewlett-Packard und IBM haben zwar alle eine CMDB im Portfolio, doch diese Lösungen sind derzeit noch überwiegend technikorientiert. Das kommt nicht von ungefähr, handelt es sich doch um klassische Monitoring-Lieferanten, deren Scanner eine IT-Infrastruktur überwachen und die CMDB mit den ermittelten technischen Informationen füttern. Will man jedoch den Planungsprozess eines IT-Service sowie dessen Lebenszyklus (Changes) im Griff haben, sind weit mehr Informationen in der CMDB zu hinterlegen. Neben den technischen Daten eines PC oder Servers, deren Software und Netzanbindung gehören dazu auch die Angaben zum Standort, zu den Benutzern und Vertragsdaten wie Lizenzen, Garantien, Service-Level-Agreements oder Wartungsabkommen. Derartige Informationen lassen sich bislang nicht ohne weiteres automatisiert in die CMDB einlesen.

Falscher Weg

Ein von Anwendern oft eingeschlagener Weg ist deshalb, für die Initialisierung einer CMDB ein bereits verfügbares Repository für IT-Asset-Management (ITAM) heranzuziehen. Davon raten Experten wie Gartner ab. Der Fokus solcher Lösungen liege auf dem Lizenz-, Finanz- und Vertrags-Management von IT-Assets, was eine andere Bestandspflege und Bestandsdauer zur Folge habe, als sie für eine CMDB nötig wäre. Ein typisches Problem sei zum Beispiel, dass eine im Unternehmen eingesetzte Komponente nicht mehr im ITAM-Repository auftaucht, weil sie bereits buchhalterisch abgeschrieben ist. Es besteht also noch reichlich Aufklärungsbedarf darüber, was eine CMDB leisten soll, welche Architekturansätze es gibt und wie sich derzeit der Markt darstellt.

Wichtige CMDB-Funktionen

Eine Gelegenheit dazu bot kürzlich das Aachener Beratungshaus ComConsult Kommunikationstechnik GmbH im Rahmen eines "CMDB Infotags". Demnach sollte eine CMDB fünf Kernfunktionen beherrschen:

Solche Funktionen sind nötig, so Ralf Horstmann, Senior Berater bei ComConsult, wenn es um mehr als einen "dummen" Pool für eingelesene technische Informationen geht. Eine CMDB sollte darüber hinaus als Instrument für Planungs-, Analyse- und Pflegeprozesse fungieren, um weitere Mehrwerte zu schaffen. Einfaches Beispiel dafür ist der Umzug eines Mitarbeiters in ein anderes Büro. Allein mit Scanner-Verfahren hat man zwar die Angaben zur Desktop-Ausstattung des Kollegen, nicht aber zum Standort des PC und den Infrastrukturvoraussetzungen der neuen Lokation. Verfügt man innerhalb der CMDB auch über solche nichttechnischen Informationen, lässt sich dort der komplette Umzug planen. Wie unangenehm sich Informationsdefizite auswirken können, weiß Horstmann von einem anderen Beispiel zu berichten, als ein Unternehmen sein abgeschriebenes Host-System inklusive Speicherplattenturm weiter verkaufte, nicht beachtend, dass Teile der Anlage noch in einem Leasingvertrag standen und dann teuer nachgekauft werden mussten.

Die Planung und Pflege eines zuverlässigen IT-Service kommen also erst zustande, wenn sich auch diejenigen Angaben einer Komponente berücksichtigen lassen, die nicht im Scan-Zugriff liegen. Wird ein Asset als geschäftskritisch eingestuft, ist neben dessen Leistungsfähigkeit auch relevant, welche vom Lieferanten zugesagten Servicevereinbarungen und Verfügbarkeitsgarantien es gibt. Wie granular diese Informationen hinterlegt werden, hängt letztlich von der Bedeutung der Komponente ab. Greift ein Buchhaltungssystem für eine kritische Berechnung immer wieder auf den Wert einer definierten Datenbankzelle zurück, ist diese als besonders schützenswert in der CMDB zu kennzeichnen.

Vier Architekturausrichtungen

Die heute verfügbaren CMDB-Produkte erfüllen solche Anforderungen an eine Prozessorientierung nicht oder nur eingeschränkt. ComConsult spricht von vier Architekturausrichtungen, in die sich die Lösungen einstufen lassen.

Hersteller und ihre CMDB-Strategien

Das Aachener Beratungshaus ComConsult hat im Rahmen eines "CMDB-Infotags" eine Einschätzung der heute verfügbaren CMDB-Lösungen vorgenommen. Die hier in alphabetischer Reihenfolge beschriebenen Produkte decken nahezu 100 Prozent des Marktes ab.