IT-Dienstleister

Die Chemie muss stimmen

12.12.2008 von Hans Königes
Kunden von IT-Dienstleistern stellen immer höhere Anforderungen. Vorrangig erwarten sie Branchen-Know-how und Geschäftsprozesskompetenz, wie eine aktuelle Untersuchung ergab.

Unternehmen setzen nicht nur IT-Freelancer in ihren Projekten ein, sie arbeiten verstärkt auch mit IT-Dienstleistern zusammen. Laut einer Lünendonk-Studie im Auftrag der GFT Technologies AG entfällt bereits ein Drittel des IT-Budgets der befragten Unternehmen für den laufenden IT-Betrieb auf externe Dienstleister. Bei der Frage, welche Vorteile sie aus der Zusammenarbeit mit diesen Dienstleistern ziehen, nennen die Unternehmen am häufigsten (26 Prozent der Nennungen) den Know-how-Transfer vom externen Dienstleister zum Unternehmen.

An zweiter Stelle (20 Prozent der Nennungen) liegen der Kapazitätsausgleich, die Abdeckung von Bedarfsspitzen sowie der Ausgleich von Ressourcen-Engpässen. Die befragten Unternehmen bevorzugen eindeutig ein Dienstleistungsmodell, das sowohl interne als auch externe Ressourcen einschließt. Als wichtigste Kriterien für die Auswahl eines externen Dienstleisters nennt die Untersuchung Branchen- und Prozesskompetenz, Technologiekompetenz sowie die Fähigkeit, als Berater die Geschäftsprozesse des Kunden zu verstehen.

Kunden wünschen mehr Flexibilität

Für GFT Senior Consultant Miguel Reiser, sind die Ergebnisse ein weiterer Beweis dafür, dass die Kunden noch mehr Flexibilität wünschen: "Zu einem erfolgreichen Projekt gehören der Kosten- und der Zeitfaktor sowie der Qualitätsaspekt. Während der eine Kunde Wert auf eine schnelle Leistungserbringung legt, ist für einen anderen Top-Qualität entscheidend. Ein guter IT-Dienstleister muss auf diese unterschiedlichen Prioritäten flexibel eingehen können." Möchte ein Kunde sehr rasch ein System entwickeln, das noch nicht ausgereift sei, würden ihm mehr Mitarbeiter vor Ort zur Verfügung gestellt, ginge es vorrangig um die Senkung von Kosten, biete GFT ein Modell an, das auf Offshore-Ressourcen basiert. Im letzteren Fall seien die Kosten niedriger, aber der Zeitfaktor höher.

"Die Kunden stellen nicht nur höhere Anforderungen an die Dienstleister, sondern auch an die IT-Freelancer", meint Andrea Scherf, die bei GFT die SAP Practice auf internationalem Terrain leitet. Neben fundiertem IT-Wissen würden die Kunden mittlerweile ein tiefes Prozess-Know-how verlangen. Hinzu kommt ihrer Erfahrung nach der Wunsch nach themenübergreifendem IT-Fachwissen. Scherf: "Diese Voraussetzung muss der Freelancer erfüllen." Ganz wichtig seien auch Mobilität, Flexibilität sowie interkulturelle Kompetenzen.

Internationale Suche nach Freiberuflern

Um jedem Kunden den richtigen Freiberufler bieten zu können, sucht das IT-Dienstleistungsunternehmen weltweit. Hierfür arbeitet GFT sowohl mit den Niederlassungen im Ausland als auch mit Netzwerkpartnern zusammen. So sind beispielsweise in den Ostblockländern die Netzwerkpartner direkt vor Ort, was laut GFT einen intensiven Zugriff auf die Freelancer im jeweiligen Land ermöglicht. Scherf räumt ein, dass kein IT-Dienstleister von gelegentlichen Misserfolgen verschont bleibe. Während die befragten Unternehmen als einen Hauptgrund "die schlechte Definition der Schnittstellen zwischen Dienstleister und Kunden" nannten, sieht die GFT-Managerin die mangelnde Kommunikation zwischen Kunden und Projektteam als entscheidenden Faktor: "Dieses Problem tritt seltener auf, wenn das Projektteam direkt vor Ort ist. Deshalb ist gerade bei Near- und Offshore-Projekten ein GFT- Mitarbeiter auf jeden Fall direkt beim Kunden tätig." Der so genannte fliegende Projekt-Manager sei jeweils zwei bis drei Tage beim Kunden und beim Team, um auftretende Kommunikationsprobleme sofort zu lösen.

Mangelnde Kommunikation behindert Projekte

Missverständnisse zwischen Kunde und externen Partnern sind Klaus-Peter Bruns, IT-Chef bei der Fiducia IT AG in Karlsruhe beileibe nicht fremd: "In den meisten Fällen ist in der Tat mangelnde oder falsche Kommunikation der Grund gewesen." So sei das Verständnis, was zu tun ist, zwar auf beiden Seiten vorhanden, nur die Sichtweise jeweils völlig unterschiedlich gewesen. Hin und wieder käme es auch vor, dass der externe Partner das Projekt unterschätze und dies nicht offen darlege.

Bis es dann zu einer offenen Aussprache käme, sei das Kind vielfach bereits in den Brunnen gefallen. Aus diesem Grund arbeitet Fiducia am liebsten mit Beratern zusammen, die das Unternehmen schon länger kennen. Dazu gehören rund 40 Beratungsfirmen, von denen laut Bruns 20 zu den so genannten bevorzugten Unternehmen gehören, mit denen der Bedarf an externen Spezialisten abgewickelt wird. Bruns: "Wir verlangen von Beratern und IT-Freelancern gleichermaßen vor allem Branchenerfahrung." Hilfreich wären auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse. "Letztlich aber", erklärt der Fiducia-IT-Manager, "muss die Chemie stimmen." Achim Plückebaum, CIO bei der Novartis AG in Nürnberg, sieht das genau so. Seiner Meinung nach ist es allerdings gar nicht so einfach, den Dienstleister seines Vertrauens zu finden. Bislang hat der CIO den Einsatz von Freelancern selbst gesteuert. Dabei hätte es sich aber um Größenordnungen gehandelt, die man selber hätten managen können.

Zurzeit jedoch denken er und seine Kollegen darüber nach, einen externen IT-Dienstleister in Anspruch zu nehmen. Plückebaum: "Das gilt vor allem für den Infrastrukturbereich. Die Koordination unterschiedlicher Servicegesellschaften und Outsourcern macht nämlich jede Menge Arbeit." Diese Zeit könnte seiner Meinung nach besser genutzt werden. Andererseits würde es auch Zeit kosten, die Mitarbeiter eines Dienstleisters anzulernen. Bei der Novartis AG würden die gegenwärtigen Verhandlungen immer wieder an den Kosten scheitern. "Für den Preis", so Plückebaum, "können wir die Koordination der Freelancer auch selbst übernehmen."