Connected Worlds

Die CeBIT wird jünger - und ein bisschen cooler

25.02.2010 von Heinrich Vaske
Das Motto "Connected Worlds" verspricht nicht nur Mobile Computing und Breitband-Internet. Auf der CeBIT 2010 soll es mehr Web, mehr Musik und mehr Lifestyle zu erleben geben. Lesen Sie, wo´s langgeht!

Ein Motto braucht so eine CeBIT ja nun mal, und diesmal haben sie sich "Connected Worlds" ausgedacht. Es geht darum, wie CeBIT-Chef Ernst Raue sagt, die "verbundenen Welten ins Bild zu setzen". Schützenhilfe bekommt er von August-Wilhelm Scheer, dem Präsidenten des ITK-Verbands Bitkom. Mit dem Thema werde die Messe zu einem "Zukunftskongress für das Leben und Arbeiten" von morgen, so der Bitkom-Sprecher.

Konzeptionell zieht sich das Messemotto denn auch wie ein Netzwerk durch die Hallen. Besucher haben über verschiedene Anlaufpunkte Zugang dazu. Dabei steht nicht allein die Ausstellung von Produkten, sondern vor allem das Diskutieren und Weiterentwickeln von Themen im Vordergrund: "Die CeBIT ist eine Plattform für den gesellschaftlichen Dialog zu den großen Zukunftsherausforderungen", erklärt Scheer die Positionierung. Politik hin, Dialog her - die CeBIT entwickelt sich zu einer Erlebniswelt.

Die Anlaufpunkte zu den Connected Worlds

Webciety

Im letzten Jahr sollte die erstmals veranstaltete Webciety in Halle 6 eigentlich eine Plattform für die Internet-Wirtschaft sein. Am Ende bot die Veranstaltung aber mehr. Messebesucher erfuhren, wie sich das Internet immer tiefer in der Gesellschaft verankert, welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben und welche Folgen das für den Einzelnen und für Unternehmen hat (zum Fotostream).

Nicht gerade CeBIT-typisch, die Atmosphäre in der Webciety.

Inzwischen ist ein Jahr vergangen und eine Menge hat sich getan. Rund drei Viertel der Dax-30-Unternehmen twittern heute, knapp zwei Drittel sind auf YouTube vertreten, so hat die Fachhochschule Mainz herausgefunden. "Enterprise Microblogging" ist plötzlich ein CeBIT-Thema, der Aussteller Communardo zeigt etwa mit "Communote" eine entsprechende Anwendung.

Nahezu alle Aussteller aus dem Vorjahr sind 2010 wieder dabei - und einige mehr. Erstmals präsentiert sich auch Google auf der Messe, um für seinen umstrittenen Dienst Streetview zu werben. Ebenso wichtig wie die Ausstellung ist das Bühnenprogramm, das alle relevanten Themen vom Reputation Management über Social Networks, kollaboratives Arbeiten und Crowdsourcing bis hin zum Cloud Computing und neuen Formen des Arbeitens behandelt.

Messebaulich ist die Webciety wieder als das "begehbare Internet” gestaltet. Sechseckige, digital bespielbare Homebases bieten die Möglichkeit, Business-orientierte Web-Anwendungen und -Geschäftsmodelle live zu präsentieren. Über ihr Notebook können Aussteller ihren Stand bespielen und hinsichtlich Ton, Licht und Gestaltung an ihr Corporate Design anpassen.

Diskutiert wird natürlich auch, beispielsweise zum Thema Medienunternehmen im Web 2.0. Am Messe-Mittwoch, den 3. März, werden sich Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit Online, Kai Gniffke, Erster Chefredakteur bei ARD-aktuell, und Sven Scheffler, Chefredakteur von Handelsblatt Online über ihre Perspektiven austauschen.

CeBIT Sounds!

Musik war auf der CeBIT bislang ein Tabu und allenfalls den abendlichen Standpartys vorbehalten. Das ist in diesem Jahr anders: Die CeBIT Sounds! in Halle 22 öffnet erstmals ihre Tore - mit dem Anspruch, Musik, Business und Festival unter einem Dach zu vereinen. Das Internet hat die Musikindustrie auf den Kopf gestellt. Musik wird im Netz beworben, verkauft und oftmals auch veröffentlicht. Die Wertschöpfungskette der einschlägigen Industrie ist digitalisiert, von der Entstehung über den Vertrieb bis hin zum Konsum. Die Gewinner von gestern sind in diesem Prozess nicht zwangsläufig auch die Sieger von morgen.

Auf der CeBIT Sounds! werden große Plattenfirmen und kleine Labels, Medien und Marken, Musik-Hardware und Software-Produzenten sowie zahlreiche Internet-Unternehmen zusammenkommen, um gemeinsam die Zukunft des internationalen Musik-Business mitzugestalten. Rund um die Künstler gibt es ein Musik-Business-Festival zu erleben, das durch tägliche Live-Acts und Überraschungen unterhaltsam werden dürfte.

By the way: Am Mittwochabend ab 20.30 Uhr spielen Die Sterne auf, am Donnerstag Timid Tiger und am Freitag The Boss Hoss! Zum Programm geht´s hier!

Connected Living

Nicht mehr ganz frisch, aber immer noch ein Thema ist der vernetzte Haushalt. Hier lassen die CeBIT-Macher den erst im November 2009 gegründete Verein Connected Living schalten und walten. Er wird CeBIT-Besuchern einen Blick in die Zukunft ermöglichen. Sicher, nicht jeder wird es für zwingend notwendig erachten, seinen Backofen vom Fernseher aus steuern zu können. Ein Energieassistent, der hilft, sparsam mit Heizung und Licht umzugehen, ist da schon alltagsnäher. Ebenso der digitale Küchenhelfer, der beim Zubereiten von gesunden, ausgewogenen Mahlzeiten hilft oder der Gesundheitsassistent, der für die nötige Fitness sorgt.

Wie viel IT braucht die deutsche Küche? Conected Living klärt auf.
Foto: CeBIT

Auf 400 Quadratmetern lässt die Messe in Halle 9 eine "Wohnung der Zukunft" entstehen, in der alle Geräte herstellerübergreifend vernetzt sind und zentral gesteuert werden können. Dabei helfen Software-basierende digitale Assistenten. Das Forum Future Talk kümmert sich am CeBIT-Mittwoch dann um die Theorie: Interessenten können sich an diesem Thementag anhand von Vorträgen und Diskussionen um das vernetzte Heim schlau machen.

Destination ITS

Was dem einen sein Wohnzimmer, ist dem anderen sein Auto! Angesichts der globalen Klimaerwärmung geht die Zahl der Limousinen mit hohem Spritverbrauch auf den Straßen deutlich zurück. Unternehmen verpflichten sich, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren und gehen mit verbrauchsreduzierten Fuhrparks sowie verbesserten Telematik- und Logistiklösungen in die Offensive. Damit schlägt die Stunde all derer, die intelligente Elektronik rund ums Fahrzeug liefern.

Diesem Trend trägt die CeBIT mit ihrer Destination ITS in Halle 7 Rechnung - letzteres steht für Intelligent Transport Systems. Die Messe zeigt hier vom Navigations- über Parkleit- und Mautsysteme bis hin zu Sicherheits- und Flotten-Management-Lösungen alles Relevante zum Thema Verkehr. Zusätzlich gibt es im östlichen Bereich der Halle direkt über dem Ausstellungsbereich wieder das Forum "CeBIT in Motion", wo über die jüngsten Entwicklungen und Trends rund um die intelligente Verkehrstelematik informiert wird. Und wem das alles zu langweilig ist, der erfährt hier eine Menge zu Themen wie Infotainment auf vier Rädern, Elektroautos oder auch Fahrerassistenz-Systeme.

AutoID/RFID

Nachdem sich der Hype rund um Funkerkennung mittels RFID ein wenig gelegt hat, gehen Unternehmen jetzt pragmatisch an das Thema Automatische Identifikation heran. Sie setzen dabei nicht nur auf Funketiketten, sondern auch auf Sensorik, klassische Barcodes, optische Codes und andere Kennzeichnungs- und Identifikationstechniken. Wer sich einen Überblick verschaffen will, ist im AutoID/RFID Solutions Park in Halle 6 gut aufgehoben. Die CeBIT verlässt sich hier auf die bewährte Unterstützung des Industrieverbands AIM.

Broadband World

Die breitbandige Vernetzung, wichtige Lebensader für Wirtschaft und Gesellschaft, darf im Gesamtkonzept Connected Worlds natürlich nicht fehlen. Auf dieser CeBIT veranstaltet der ITK-Branchenverband Bitkom unterstützt vom Bundeswirtschaftsministerium erstmals das Special Broadband World mit eigenem Forum in der Halle 13.

Willkommen in der Zukunft: Im Future Park erfahren Messebesucher, was kommt.

Der Hintergrund für dieses Engagement ist durchaus politischer Natur: Ende 2010 soll jeder Haushalt in Deutschland mit mindestens 1 Megabit pro Sekunde im Internet surfen können. 75 Prozent der Haushalte sollen 2014 bereits auf mindestens 50 M/bit zugreifen können. Also gilt es, das Thema Breitband im Rahmen einer "Messe in der Messe" darzustellen. Spitzenvertreter der deutschen TK-Unternehmen diskutieren mit Politikern, Verbänden und Anwendern. Wer wissen will, wie das breitbandig vernetzte Deutschland aussehen und welche Chancen es bieten wird, ist hier gut aufgehoben.

TeleHealth

Ebenfalls als Messe in der Messe ist die TeleHealth konzipiert, ein Marktplatz und eine politische Plattform rund um eHealth-Lösungen. Zu sehen ist, wo überall im Gesundheitswesen Informations- und Kommunikationstechnik sinnvoll ist und zum Wohl des Patienten eingesetzt wird. Highlight in diesem Jahr ist der Gesundheits-Parcours "FutureCare", dessen Konzeption der Bitkom verantwortet, und die Ausweitung des Konferenzforums, das sich erstmals über die gesamte Messedauer erstreckt.

In Halle 8 beantworten renommierte Branchenvertreter die wichtigsten Fragen rund um das Thema Mensch, IT und Gesundheit. Aspekte wie Prävention, Infrastruktur, Telemonitoring und Homecare /Ambient Assisted Living (AAL) - gemeint ist die Unterstützung älterer und kranker Patienten über größere Distanzen mittels moderner Technik - stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Spezielle Thementage befassen sich beispielsweise mit den Sorgen und Nöten niedergelassener Ärzte, dem IT-Einsatz in der häuslichen und stationären Pflege oder auch den Problemen von Kliniken, Pharmaunternehmen und Krankenkassen.