Steria Mummert zeigt Zukunft von Business Intelligence

Die BI-Trends der kommenden Jahre

28.09.2009 von Werner Kurzlechner
Ausbau der Metadatendokumentation, verstärktes Information Lifecycle Management und Business Analysten als Scharnier zwischen IT und Fachbereichen: Eine Studie von Steria Mummert gibt einen Ausblick auf die BI-Trends der kommenden Jahre.

In ihrer aktuellen BI-Studie - der ersten seit drei Jahren - wagen die Unternehmensberater von Steria Mummert einen Ausblick in die nähere Zukunft. Demnach wird sich die BI-Welt zwar fachlich, technisch und organisatorisch verändern. Allerdings dämpfen die Autoren der Studien allzu hochtrabende Erwartungen mit Blick auf ältere Prognosen. Diese hätten sich nur "teilweise bewahrheitet", die Herausforderungen von 2006 seien auch heute noch nicht bewältigt.

Grafiken zur Steria Mummert Stuide
Reifegrad des Corporate Performance Management
Hohe Erwartungen: Auf einer Skala von 0 bis 5 bewerten die befragten Unternehmen den Reifegrad ihres Corporate Performance Managements. Für die Zukunft rechnen sie mit signifikanten Sprüngen auf der fachlichen, technischen und organisatorischen Ebene. Allerdings lehrt der Blick zurück, dass es in den vergangenen Jahren nicht so schnell voran ging wie gedacht – eine Ausnahme macht der Bereich Organisation.
Trends der kommenden Jahre
Die wichtigsten Trends im Überblick: Steria Mummert erwartet, dass es im technischen Bereich Fortschritte sowohl bei der Integration als auch bei der Flexibilität geben wird. Ansonsten gilt es das Problem zu lösen, dass die Anwender wegen der Fülle an verfügbaren Informationen immer mehr den Überblick verlieren. Dem wirkt die Individualisierung des Informationszugriffs ebenso entgegen wie ein Information Lifecycle Management, das für eine intelligente Entrümpelung im Data Warehouse sorgt. Auch die prognostizierten organisatorischen Neuerungen dienen in erster Linie den Bedürfnissen der Anwender aus den Fachabteilungen.
Agile Architekturen
Die Arbeitspraxis der User soll durch agile Architekturen unterstützt werden. Die Schlüsselrolle der Metadaten dabei macht diese Grafik von Steria Mummert deutlich. Die Anwender beziehen ihre Informationen nicht alleine aus dem zentralen Data Warehouse, sondern auch aus den unterschiedlichsten anderen Quellen – beispielsweise aus dem Internet. Um eine hohe Qualität der erstellten Berichte und Analysen zu gewährleisten, muss über Herkunft und Art auch dieser Daten Klarheit herrschen. Die dazu angelegten Metadaten bilden neben dem Data Warehouse den „Single Point of Truth“, an dem die verwendeten Informationen auf ihre Qualität hin überprüft werden können.

Beispielsweise hält die Unzufriedenheit der Anwender mit den in BI-Systemen bereitgestellten Informationen an. Steria Mummert verweist darauf, dass die Ursache des Unmuts meist nicht bei den BI-Lösungen selbst läge, sondern in den fehlenden fachlichen Grundlagen. So bleibt oft unklar, welche Daten tatsächlich von Belang sind. Kennzahlen sind allzu häufig nicht standardisiert, Berichtswege entweder lückenhaft oder verstopft von überflüssigen Informationen. Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass die Unternehmen dieses Problem nun verstärkt angehen werden - auch weil Dashboards oder Cockpit-Anwendungen sie dazu zwingen. Wer Informationen in bunten und einfachen Grafiken verdichten will, muss zwangsläufig die wesentlichen Kennzahlen, die als fachliche Basis der Dashboards dienen, transparent machen.

Anwender bewältigen Informationsflut nicht mehr

Immer noch legen Unternehmen ihr Augenmerk darauf, möglichst viele Informationen bereitzustellen. Steria Mummert geht davon aus, dass sich hier das Gewicht von der Quantität in Richtung Qualität verschieben wird. Die einzelnen Anwender könnten die Menge an verfügbaren Daten längst nicht mehr verarbeiten. Es gilt, die relevanten Daten leichter auffindbar zu machen. Eine immer größere Rolle spielt dabei auch der Ausbau des Metadaten-Managements. Derzeit verschwenden die Mitarbeiter allzu viel Zeit mit Grübeleien darüber, wie eine Information zu interpretieren ist. Umso mehr ist es von Belang, im Data Warehouse Herkunft, Aufbau und Qualität der einzelnen Daten zu beschreiben. Der Ausbau der Metadatendokumentation zu einem zentral verfügbaren Repository steht laut Steria Mummert auf der Agenda vieler Firmen.

Jäger- und Sammlermentalität

Einen deutlichen Ausbau erwarten die Analysten beim Information Lifecycle Management (ILM).Gefragt ist der Mut, unnötigen Daten-Ballast auch wirklich über Bord zu werfen. Die Wirtschaftskrise hat beispielsweise gezeigt, wie schnell Geschäftsdaten aus dem Vorjahr plötzlich jegliche Aussagekraft als Vergleichswert zu aktuellen Entwicklungen verlieren können. Noch tun sich Firmen allerdings schwer damit, ihre Datensammlungen systematisch zu entrümpeln. Steria Mummert diagnostiziert eine "Jäger- und Sammlermentalität". Sie habe zur Folge, dass Kennzahlen, Reports und Analysen immer wieder ohne kritische Überprüfung reproduziert werden. Sie belegen Speicherplatz belegen und sorgen für Unübersichtlichkeit. ILM löse dieses Problem nicht durch die plumpe Löschung von Informationen, sondern durch die Aufteilung auf unterschiedliche Speichermedien und intelligente Archivierungsstrategien.

Auf der technischen Ebene beantwortet Steria Mummert die Frage nach integrierten oder agilen Architekturen mit einem klaren Sowohl-als-auch. Einerseits gebe es durchaus einen Trend zu einer einheitlichen Architektur mit möglichst wenigen Medienbrüchen, klar definierten Schnittstellen und durchgängigen Metadaten. Andererseits bestehe auch ein verstärkter Bedarf, auf veränderte Anforderungen flexibel reagieren zu können. Die einzelnen Anwender wollen also auch am zentralen Data Warehouse vorbei Informationen aus externen Quellen für ihre Analysen nutzen. Damit dies nicht zu einem heillosen Datenchaos führt, ist nach Ansicht der Berater eine starke Metadatenbasis vonnöten. Es müsse ersichtlich bleiben, woher die benutzten Informationen kommen und wie verlässlich sie sind.

Mehr zur Zukunft von BI

Im organisatorischen Bereich ist eine weitere Verselbständigung der BI von der sonstigen IT zu erwarten. "Der Anteil der Unternehmen, die künftig spezielle BI Governance-Strukturen einsetzen, wird signifikant zunehmen", meint Steria Mummert. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein "Data Ownership"-Konzept klärt, welche Rechte und Pflichten die einzelnen Anwender für die Unternehmens-BI haben. Um die BI besser auf die Bedürfnisse der Fachabteilungen zuschneiden zu können, erkennt die Studie insbesondere zwei Wege. Zum einen verlassen sich die Unternehmen künftig verstärkt auf interne "Business Analysten". Es handelt sich dabei um Spezialisten, die nicht nur in der BI des Unternehmens zu Hause sind, sondern auch Bescheid über Informationen und Daten jenseits dessen wissen. Die Business Analysten verschaffen sich Kenntnis über die Belange der fachlichen Anwender und bringen dieses Wissen in die Feinjustierung der BI ein. Einem ähnlichen Zweck dient die prototypische Entwicklung. Weil es in der Kommunikation zwischen Fachbereich und IT oft an der präzisen Formulierung der Bedürfnisse hapert, bietet sich die Arbeit mit Prototypen an. Erst wenn sich diese im Praxistest tatsächlich als hilfreiche Neuerung erweisen, ergibt die Integration in Standardrelease- und Entwicklungszyklen Sinn.

Eine große Herausforderung stellt nach Ansicht von Steria Mummert auch die genaue Beschreibung von Dienstleistungen dar, die etwa von BI-Kompetenz-Zentren erbracht werden sollen. "Insbesondere die dynamische Veränderung von Anforderungen wirft die Frage auf, welche Leistungen überhaupt standardisierbar bzw. zentralisierbar sind", heißt es in der Studie. Es lasse sich ein klarer Trend erkennen, die Datenbereitstellung in Form sauber definierter Services voneinander abzugrenzen.

An der "biMA-Studie 2009" nahmen 127 Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum teil.