Hue, Echo & Co.

Die besten Smart Home-Systeme im Vergleich

11.06.2023 von Bastian Reiter
Mehrere Anbieter integrierter Smart-Home-Plattformen buhlen um die Gunst der Kunden. Um Ihnen die Wahl zu erleichtern, stellen wir die beliebtesten Systeme vor.
Foto: RWE

Mehrere Anbieter integrierter Smart-Home-Plattformen buhlen um die Gunst der Kunden. Um Ihnen die Wahl zu erleichtern, stellen wir die beliebtesten Systeme vor und verraten, wie Sie unterschiedliche Plattformen zur reibungslosen Zusammenarbeit bewegen.

Wenn Sie nach Smart-Home-Systemen suchen, landen Sie in der Regel bei Philips mit Hue, AVM mit Fritz-DECT, eQ-3 mit Homematic IP und der Telekom mit Magenta Smart Home.

Beachten Sie: Am Anfang der Installation eines Smart-Home-Systems steht die Wahl der richtigen Plattform, was erheblichen Einfluss auf den späteren Ausbau Ihres intelligenten Zuhauses hat. Deshalb sollten Sie sich bereits im Vorfeld über die verschiedenen Plattformen informieren und zu jenem System greifen, das Ihren Vorstellungen, Anforderungen und Wünschen am nächsten kommt.

Wenn Sie jedoch erst einmal in die Materie hineinschnuppern möchten oder bereits einige Komponenten im Einsatz haben, müssen Sie jetzt nicht unbedingt einen aufwendigen Masterplan erstellen. Denn mit den richtigen Tipps und Kniffen bewegen Sie auch "fremde" Smart-Home-Komponenten zur Zusammenarbeit, wie Sie auf den folgenden Seiten erfahren werden.

Philips Hue: Es werde Licht

Seit mehr als zehn Jahren entwickelt Philips Hue, das mittlerweile im weltgrößten Beleuchtungskonzern Signify aufgegangen ist, fortschrittliche Lichtlösungen für das smarte Zuhause.
Foto: Philips

Im Gegensatz zu den anderen hier vorgestellten, universellen Smart-Home-Plattformen konzentriert sich das bereits im Jahr 2012 eingeführte Philips-Hue-System ausschließlich auf die Lichtsteuerung. Das allerdings so gut, dass es sich zu einem Quasi-Standard für die smarte Beleuchtung entwickelt hat, der sich in viele andere Plattformen integrieren lässt.

Die Basis des Hue-Systems ist die Hue Bridge, ein kleines Gateway, das an den Router angeschlossen wird und bis zu 50 Leuchtmittel und Schaltelemente über den verbreiteten und zuverlässigen Zigbee-Standard steuern kann. Die Bedienung erfolgt über die komfortable Hue-App auf dem Smartphone oder dem Tablet, in der sich Leuchtmittel einzelnen Räumen zuordnen und beliebig gruppieren lassen.

Was ist Zigbee?

Zigbee hat seinen Namen von tanzenden Honigbienen, die sich in Zickzack-Linien bewegen und dabei miteinander kommunizieren. Zigbee spannt ein Mesh-Netzwerk auf, das auf geringen Stromverbrauch bei Reichweiten von bis zu 100 Meter ausgelegt ist. Das Besondere daran: Die Daten werden von Empfänger zu Empfänger weitergeleitet, um große Distanzen zu überbrücken und die Ausfallsicherheit zu erhöhen.

Die größten Kaufargumente für Philips Hue sind die fortschrittliche LED-Technik mit satten, hellen und natürlich wirkenden Farben sowie das riesige Angebot an Hue-Leuchten. Das Spektrum reicht von der einfachen E27-Glühbirne über diverse Tisch-, Boden-, Wand- und Deckenleuchten bis hin zu Gartenlampen und Multimedia-Systemen zur Ausleuchtung des Heimkinos und des Gaming-PCs.

Aufgrund ihrer großen Verbreitung lassen sich Hue-Leuchten in die Apps vieler anderer Plattformen integrieren, neuerdings auch in Homematic IP. Darüber hinaus können Sie die Lampen von allen Sprachassistenten aus mit Ihrer Stimme steuern.

Für die Planung Ihrer Smart-Home-Infrastruktur bedeutet dies: Für eine weitreichende Lichtsteuerung sollten Sie eine Hue Bridge erwägen, die sich zusammen mit anderen Gateways für flexiblere Plattformen betreiben und sich auch in die entsprechenden Apps integrierten lässt.

AVM Fritz-DECT: Die WLAN-Router als Smart-Home-Zentrale

AVM lässt seine Smart-Home-Komponenten über das zuverlässige und sichere Protokoll DECT ULE mit der Fritzbox kommunizieren. Per Smartphone-App können Sie die Geräte komfortabel steuern und regeln.
Foto: AVM

Einen Sonderweg für alle Besitzer des beliebtesten WLAN-Routers in Deutschland stellt die Smart-Home-Steuerung über die Fritzbox dar. Vorteil: Hier ist die Zentrale bereits vorhanden, und es muss keine zusätzliche Hardware mehr gekauft und installiert werden. AVM setzt auf das von der drahtlosen Telefonie bekannte DECT-Protokoll in der energiesparenden Variante ULE ("Ultra Low Energy").

Dazu hat der Berliner TK-Spezialist ein kleines, aber feines Angebot an kompatiblen Smart-Home-Komponenten im Angebot - von der LED-Lampe über Heizungsthermostate bis hin zu smarten Steckdosen. Die doch recht übersichtliche Produktpalette lässt sich mit dem jüngst veröffentlichten Fritz Smart Gateway deutlich erweitern - damit lassen sich beispielsweise auch Hue-Leuchtmittel steuern.

Homematic IP: Das komplette Haus automatisieren

Homematic IP von eQ-3 bietet das größte Angebot an verschiedenen Smart-Home-Komponenten, die mit einem eigenen Funkstandard entweder lokal oder cloudbasiert auf deutschen Servern laufen.
Foto: Homematic IP

Die eQ-3 AG aus dem ostfriesischen Leer gehört zu den Pionieren der Smart-Home-Szene. Seit 2007 entwickelt das Unternehmen Smart-Home-Lösungen, zunächst im professionellen Bereich mit Bus-Systemen für den Verteilerkasten, dann mit der universellen Homematic-Reihe und aktuell mit der smarten Consumer-Plattform Homematic IP.

Das Angebot an Komponenten ist riesig und reicht von Sensoren aller Art über diverse Heizkörperregler bis hin zu Rollladensteuerungen, Wetterstationen und Türschlossöffnern. Lediglich in Sachen Beleuchtung hält sich eQ-3 zurück, doch dafür gibt es ja Philips Hue, das in die aktuelle Version der App integriert wurde.

Der kompakte Access Point HMIP-HAP (BIld) erlaubt die Verwaltung und Steuerung von bis zu 80 Homematic- IP-Komponenten. Die größere Zentrale CCU3 eignet sich für lokale Infrastrukturen mit bis zu 400 Geräten.
Foto: Homematic IP

In Sachen Steuerung haben Sie die Wahl zwischen WLAN-Access-Points mit Fokus auf schneller Einrichtung und Zugriff via Smartphone - oder der Smart-Home-Zentrale CCU3 für rein lokale Lösungen ohne Cloudanbindung. Die CCU3 wird über den Webbrowser gesteuert und bietet für erfahrene Nutzer eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten zum Feintuning großer und individueller Smart-Home-Installationen.

Magenta Smart Home: Plattformübergreifender Standard

Die Telekom setzt auf einen weitgehend offenen Smart-Home-Standard und unterstützt auch zertifizierte Produkte von Drittanbietern wie hier Nuki (Schließsysteme) und Gardena (Bewässerung).
Foto: Telekom

Als führender Kommunikationsdienstleister hat sich die Telekom die eingängige URL www.smarthome.de reserviert und präsentiert mit Magenta Smart Home ein breit gefächertes Angebot an Komponenten für das smarte Zuhause.

Das Besondere an der Telekom-Plattform ist die Basisstation Home Base 2.0, die vom Kooperationspartner Quivicon stammt und Standards wie DECT ULE, Zigbee und Homematic IP unterstützt. Ganz so offen wie es scheint ist die Telekom-Plattform jedoch nicht: Lediglich zertifizierte Produkte von Kooperationspartnern - darunter beispielsweise D-Link, eQ-3, Philips, Netatmo und Nuki - funktionieren an der Home Base. Eine Liste unterstützter Geräte finden Sie unter www.smarthome.de/shop.

Dennoch sind Sie mit der Telekom-Lösung besonders flexibel und vereinen interessante Produkte aus vielen Welten unter einer gemeinsamen Oberfläche - von der Beleuchtung über die Heizungssteuerung bis hin zur Hausüberwachung mit Alarmanlagen, Sensoren und IP-Kameras.

Proprietäre Lösungen und China-Produkte

Neben den hier vorgestellten Plattform-Produkten finden Sie im Web unzählige proprietäre Lösungen, die sich direkt ins WLAN einbinden lassen, per App gesteuert werden und mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis locken.

Dazu gehören preiswerte Steckdosen, Leuchtmittel oder Heizungsthermostate aus Fernost, die sich innerhalb einer Cloudlösung per App zu einem vollwertigen Smart-Home-System ausbauen lassen. Kostenseitig sind die meisten dieser Angebote hochinteressant, doch Sie müssen auch mit potenziellen Nachteilen leben: Während beispielsweise eQ-3 den Cloudbetrieb auf deutschen Servern sowie eine Produktunterstützung bis mindestens 2030 garantiert, begeben Sie sich mit vielen Produkten aus chinesischer Produktion in eine weniger gesicherte Zukunft und eine Onlineabhängigkeit, die aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage sowohl unter dem Sicherheitsaspekt als auch bezüglich der Laufzeitgarantie bedenklich ist.

Amazon Echo & Alexa: Kommunikation über Plattformgrenzen hinweg

Mit der Sprachassistentin Alexa im Amazon Echo – hier das Modell Echo Show 10 mit 10-Zoll-Display – steuern Sie Smart-Home-Komponenten mit Ihrer Stimme und nutzen plattformübergreifende Routinen.
Foto: Amazon

Wenn Sie gleichzeitig mehrere Smart- Home-Lösungen im Einsatz haben - etwa Heizungsthermostate für die Fritzbox und Fensterkontakte von Homematic IP - brauchen Sie einen "Übersetzer", der beide Plattformen zusammenbringt. Diese Rolle kann beispielsweise die Alexa-App für den Amazon Echo übernehmen.

Die günstigste und energiesparendste Version des Sprachassistenten ist der Echo Dot, den Sie bereits ab knapp 40 Euro - und bei Amazon-Aktionstagen sogar noch günstiger - bekommen. Wünschen Sie ein Display, greifen Sie etwa zum Echo Show 8 für knapp 120 Euro oder zum Spitzenmodell Echo Show 10 für rund 220 Euro. Mit allen Geräten können Sie kompatible Smart-Home-Komponenten (auf der Amazon-Website mit dem Logo "Works with Alexa" gekennzeichnet) mit Ihrer Stimme steuern.

In der Alexa-App kombinieren Sie alle registrierten Smart-Home-Geräte für bestimmte Aufgaben.
Foto: Amazon

Der Clou sind jedoch die Routinen, die Sie in der Alexa-App über den Menüpunkt "Mehr / Routinen" erreichen. Um wie zum Beispiel ein AVM-Thermostat beim Öffnen eines Fensters per Signal vom Homematic-IP-Fenstersensor direkt auf 12 Grad Celsius herunterzudrehen, erzeugen Sie mit dem Plus-Zeichen oben rechts eine neue Routine. Tippen Sie auf "Wenn Folgendes passiert", gefolgt von "Smart Home", der Bezeichnung des Fenstersensors und der Option "Offen". Anschließend tippen Sie auf "Aktion hinzufügen", "Smart Home" und "Thermostate". Wählen Sie Ihr Thermostat aus, und legen Sie unter "Temperatur einstellen" die gewünschte Abregeltemperatur fest. Mit einer weiteren Alexa-Routine lassen Sie die Temperatur nach dem Schließen des Fensters automatisch wieder hochregeln.

Matter: Übergreifender Standard für das Smart Home

Der Smart-Home-Standard „Matter“ ist eine gemeinsame Technologieplattform, die von führenden Herstellern ins Leben gerufen wurde, um die Interoperabilität von Smart-Home-Geräten verschiedener Marken zu gewährleisten. Ähnlich wie bei den übergreifenden Standards Bluetooth oder WLAN haben sich auch für die Definition des Matter-Standards zahlreiche Hersteller zusammengeschlossen – darunter Schwergewichte wie Amazon, Apple und Google sowie Smart-Home-Spezialisten wie AVM, Signify (Philips Hue) oder Somfy.

Eine App für alle Produkte

Der Standard wurde im Oktober 2022 endgültig verabschiedet, und die Hersteller arbeiten aktuell an der Integration der entsprechenden Protokolle in ihre Smart-Home-Systeme.

Das kann noch mehrere Monate in Anspruch nehmen, doch am Ende steht eine homogene Infrastruktur, in der etwa das Heizungsthermostat von AVM mit dem Temperatursensor von Homematic IP zusammenarbeitet. Somit werden Workarounds wie die oben beschriebene Integration über die Alexa-App unnötig, da sich alle Geräte mit einer App steuern lassen.

Multi-Admin vereint verschiedene Infrastrukturen

Ein Kern-Feature des Matter-Standards nennt sich Multi-Admin und erlaubt die unkomplizierte Integration verschiedener Smart-Home-Infrastrukturen. So lässt sich ein Gerät innerhalb mehrerer Infrastrukturen gleichzeitig steuern, etwa über Amazon Echo, Apple Homepod oder Google Nest, ohne dass das Gerät in jedem Ökosystem separat und zeitaufwendig installiert werden muss.

Weitere Infos zum neuen Standard finden Sie auf der offiziellen, englischsprachigen Matter-Website https://csa-iot.org/ all-solutions/matter/ oder in deutscher Sprache auf der unabhängigen Website https://matter-smarthome.de.

(PC-Welt)