Seit etwa zwei Jahren gibt es eine neue Digitalkameraklasse auf dem Markt: die so genannten Systemkameras. Sie setzen Wechselobjektive ein, verzichten jedoch im Gegensatz zu digitalen Spiegelreflexkameras (DSLRs) auf den Namen gebenden Spiegelkasten. Dadurch lassen sich die Kameragehäuse sehr viel kleiner bauen, und auch die Objektive haben einiges an Gewicht und Umfang verloren.
Bisher gibt es Systemkameras von Olympus, Panasonic, Samsung und Sony. Der größte Vorteil einer Systemkamera – egal von welchem Hersteller - ist ihre Flexibilität. Wie ihre großen Schwestern aus dem Spiegelreflexbereich setzen die „spiegellosen“ DSLRs Wechselobjektive ein und lassen sich so an jede Aufnahmesituation anpassen. Durch die kompakte Bauweise nehmen aber weder das Kameragehäuse noch die Spezialobjektive viel Platz in der Kameratasche ein: Wo Sie früher zwei Objektive plus Gehäuse untergebracht haben, passen nun locker Body und vier Linsen hinein.
Durch die geringeren Maße hat sich aber auch das Gewicht reduziert. Im Schnitt wiegt eine Einsteiger-DSLR mit Standard-Objektiv etwa 730 Gramm. Eine Systemkamera der Kompaktklasse bringt inklusive Objektiv dagegen nur um die 500 Gramm auf die Waage.
Lesen Sie auf den kommenden Seiten, welche Systemkamera für Sie die richtige ist. Dabei werfen die Tester einen Blick auf die Bildqualität, auf die Ausstattung und auf die Bedienung der einzelnen Kandidatinnen. Und natürlich kürt PC-WELT auch die Gesamtsiegerin und das Preis-Leistungs-Schnäppchen.
Die Testsiegerin: Olympus PEN E-P1
Olympus landet mit der PEN E-P1 einen Volltreffer mit kleinen Schönheitsfehlern. Denn Blitz und Sucher zum Anstecken sind unpraktisch und kosten unnötig Geld. Dafür war das 3-Zoll-Display qualitativ sehr hochwertig. Die Bildqualität überzeugte größtenteils, und von der Arbeitsgeschwindigkeit und dem Design der Systemkamera waren die Tester restlos begeistert.
Die Preis-Leistungs-Siegerin: Olympus PEN PL2
Olympus hat mit der PEN E-PL2 seine Systemkamerareihe konsequent weiterentwickelt - mit größerem und besserem Bildschirm, mehr ISO und optimierter Bedienung. Die Bildqualität reicht zwar nicht ans Vorgängermodell heran, kann sich aber immer noch sehen lassen. Und das zu einem sehr attraktiven Preis.
Das wichtigste Kriterium beim Kamerakauf ist die Bildqualität. Sie hängt vor allem von der Güte des Objektivs, dem Bildprozessor und dem Bildsensor ab. Olympus hat bei der Auswahl dieser drei Komponenten offensichtlich ein gutes Händchen: Das Siegertreppchen gehört komplett den PEN-Modellen des Herstellers.
Platz 1: Olympus PEN E-P1
In Sachen Bildrauschen erzielte die Olympus PEN E-P1 überwiegend gute bis sehr gute Ergebnisse. Lediglich bei ISO 3200 war der Messwert befriedigend. Der Wirkungsgrad der Systemkamera war sehr hoch, die Auflösung ließ zum Bildrand hin nur wenig nach. Hinzu kommt eine hohe Eingangsdynamik, die besagt, dass die Olympus PEN E-P auch kontrastreichere Motive darstellt, ohne dass Details in Lichter und Schatten verloren gehen. Die Ausgangsdynamik war allerdings nur befriedigend. Das bedeutet, dass zwischen den hellsten und den dunkelsten Bildbereichen nur eine begrenzte Anzahl an Helligkeitsstufen dargestellt werden. Bei kurzer Brennweite ermittelten wir einen Randabfall um 0,8 Blenden, was noch okay ist.
Platz 2: Olympus PEN E-PL1
Die Olympus Pen E-PL1 erzielte im Test einen sehr hohen Wirkungsgrad. Auch das Rauschverhalten der Kamera war vorbildlich. Selbst bei ISO 3200, der höchstmöglichen Einstellung, schaffte die Olympus Pen E-PL1 einen noch guten Messwert.
Die Eingangsdynamik war hoch. Damit kann die Kamera auch kontrastreiche Motive mit vielen Details wiedergeben. Die Ausgangsdynamik war dagegen nur befriedigend. Sie gibt die Anzahl der Helligkeitsstufen an, die eine Kamera zwischen den hellsten und dunkelsten Bildbereichen darstellen kann. Im Fall der Olympus Pen E-PL1 war das Problem, dass das Modell bei höherer Lichtempfindlichkeit Schwarz nicht mehr optimal darstellen konnte.
Platz 3: Olympus Pen E-PL2
Die Auflösung der Olympus PEN E-PL2 verlief relativ gleichmäßig in allen drei Messbereichen. Bei kurzer und mittlerer Brennweite ließ der Wert jedoch zum Bildrand hin deutlich nach. Der große Pluspunkt der Olympus PEN E-PL2 ist ihr Rauschverhalten: Selbst bei ISO 6400 waren die Bildfehler nur minimal. Die Eingangsdynamik war hoch, die Ausgangsdynamik befriedigend. Die Olympus PEN E-PL2 kann also auch kontrastreiche Motive mit vielen Details in den hellen und dunklen Bildbereichen darstellen. Problematischer war dagegen die Randabdunklung: Sowohl bei im Weitwinkel- als auch im Normalbereich veränderte sich die Helligkeit von der Bildmitte zum Rand um 0,7 respektive 0,8 Blenden, was zu viel ist. Im Telebereich lag die Randabdunklung bei akzeptablen 0,5 Blenden.
So vorteilhaft die kompakte Bauweise einer Systemkamera auch ist, sie hat auch Nachteile: So verzichten beispielsweise die meisten Hersteller auf einen Sucher. Stattdessen müssen Sie den Bildschirm zum Ausrichten der Motive einsetzen. Auch gibt es Systemkameras ohne eingebauten Blitz.
Platz 1: Panasonic Lumix DMC-GH1
Die Systemkamera nimmt Full-HD-Videos mit 1920 x 1080 Pixeln und 25 Bildern pro Sekunde auf. Als Format stehen AVCHD oder Quicktime Motion-JPEG zur Auswahl. Den Videomodus aktivieren Sie über einen Knopf neben dem Moduswählrad. Die Aufnahme startet, wenn Sie den roten Knopf rechts oben an der Gehäuserückseite der Panasonic Lumix DMC-GH1 drücken. Während des Filmens sind auch Tonaufnahmen über das Stereomikrofon möglich. Eine Besonderheit ist auch der elektronische Sucher sowie das mitgelieferte Superzoom-Objektiv, das eine Brennweite von 14-140 Millimeter und einen Bildstabilisator einsetzt. Über das Moduswählrad der DMC-GH1 gelangen Sie zu den Motivprogrammen und der Motivprogrammautomatik der Systemkamera. Außerdem gibt es eine Einstellung (Symbol Malerpalette), über die Sie Ihren Bildern einen Blau- oder Rotstich verpassen können.
Platz 2: Ricoh GXR-P10
Das P10-Modul für die Ricoh GXR besteht aus einen CMOS-Sensor mit 10 Megapixeln und einem 10,7fach-Zoomobjektiv mit einen Brennweitenbereich von 28 bis 300 Millimetern. Darüber hinaus fertigt es 120 Serienbilder pro Sekunde, Nahaufnahmen ab 1 Zentimeter Abstand zum Motiv und HD-Videos mit 1280 x 720 Bildpunkten bei 30 Bildern pro Sekunde. Besonders hervorzuheben ist der 7,6-Zentimeter-Bildschirm der Ricoh GXR-P10, der eine Auflösung von 0,92 Megapixeln einsetzt - im Gegensatz zu den sonst üblichen 320 000 Bildpunkten.
Platz 3: Panasonic Lumix DMC-G2
Die Panasonic Lumix DMC-G2 ist mit einem elektronischen Sucher sowie einem Touchdisplay ausgestattet, das in der Diagonale 7,62 Zentimeter misst. Die Auflösung des Bildschirms beträgt 460 000 Bildpunkte. Zum Bedienen der Systemkamera packt Panasonic einen "Stift" bei, genauer gesagt, ein Kunststoffplättchen mit Spitze zum Tippen. Im Videomodus arbeitet die Panasonic Lumix DMC-G2 mit 1280 x 720 Bildpunkten und 25 Bildern pro Sekunde. Als Besonderheit nimmt die Systemkamera SD-Karten in allen Varianten auf, also auch SDXC.
Der größte Vorteil von Systemkameras, ihre kompakte Bauform, macht sich natürlich auch bei der Handhabung bemerkbar. Zwar reizen nicht alle Hersteller das Potential komplett aus. Im Vergleich zu Spiegelreflexkameras sind Systemkameras jedoch kleiner und leichter. Und da die Geräte eher auf Einsteiger als auf Profis abzielen, lassen sich die Hersteller auch hinsichtlich der Bedienung einiges einfallen, um diese so einfach wie möglich zu machen.
Platz 1: Sony NEX-5
Mit Maßen von 110,8 x 58,8 x 38,2 Millimetern gehört die Sony NEX-5 zu den derzeit kleinsten Systemkameras. Auch dank ihres Gewichts eignet sie sich für den mobilen Einsatz: Mit nur 482 Gramm liegt sie deutlich unter jeder Einsteiger-Spiegelfeflexkamera. Einziges Manko bei der Bedienung: Die Einstellung der Lichtempfindlichkeit steckt in den Tiefen der Menüstruktur - ein direkter Knopf wäre hier wünschenswert.
Platz 2: Samsung NX100
Mit der NX100 führt Samsung die so genannten i-Function-Objektive (iFn) ein. Über sie lassen sich Weißabgleich, Lichtempfindlichkeit, Blende, Verschlusszeit und Belichtungskorrektur bequem anpassen. Sie drücken dazu den iFn-Knopf auf dem Objektiv so oft, bis die gewünschte Funktion aktiv ist. Anschließend drehen Sie den Objektivring, um den Wert anzupassen. Alternativ können Sie die Samsung NX100 auch wie gewohnt über Knöpfe bedienen. Allerdings ist das Menü etwas gewöhnungsbedürftig aufgebaut: Statt durch die einzelnen Optionen scrollen zu können, sind die Aufnahmeoptionen und allgemeinen Einstellungen in Seiten unterteilt, die Sie einzeln aufrufen müssen.
Platz 3: Ricoh GXR-S10
Zum Anbringen der Module verwendet Ricoh bei der GXR-S10 einen Schiebemechanismus, den Sie über einen Knopf lösen. Das Wechseln der Module funktionierte im Test einwandfrei und hat gegenüber Spiegelreflexkameras mit ihren Wechselobjektiven den Vorteil, dass alle Teile geschlossen und damit nicht anfällig für Staub sind. Ab Werk sind sämliche Anschlüsse mit einer Abdeckung geschützt, da Body und Module getrennt geliefert werden. Der Body der Ricoh GXR macht einen sehr robusten und wertigen Eindruck. Allerdings ist die Kombination Body/Modul nicht gerade ein Leichtgewicht: Mit 361 Gramm reiht sich die Ricoh GXR bereits in die Gewichtsklasse der Bridge-Kameras ein. Dafür ist die GXR, wie von Ricoh gewohnt, rasend schnell und sehr intuitiv zu bedienen. Wem das 3-Zoll-Display zum Fotografieren nicht reicht, kann sich für stolze 249 Euro den elektronischen Aufstecksucher VF-2 dazukaufen, der am Blitzschuh befestigt wird.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.