Vergleichstest Grafikkarten

Die beste Grafikkarte ab 200 Euro im Test

25.07.2012 von Friedrich Stiemer
In einem Highend-PC muss auch eine starke Grafikkarte ihren Dienst tun, um Spiele und Multimedia-Anwendungen auf Hochtouren zu bringen. Die aktuelle Generation unterstützt neuste Schnittstellen wie PCI-Express 3.0 und DirectX 11.1. Die GPUs lassen die Hersteller im stromsparenden 28-Nanometer-Prozess fertigen. PC-WELT verrät Ihnen, welche Grafikkarte ab 200 Euro ihr Geld wert ist.

Die aktuellen Grafikkarten sind mit der Vorgänger-Generation kaum noch zu vergleichen. Die neuen 28-Nanometer-Grafikchips sind nicht nur erheblich leistungsfähiger, sondern auch noch viel sparsamer im Energieverbrauch. Grafisch aufwändige Spiele wie der Ego-Shooter Battlefield 3 bringen ältere Grafikkarten an den Rand der Verzweiflung, doch ab 200 Euro erhalten Sie Grafik-Beschleuniger, die das Spiel in der höchsten Detailstufe "Ultra" mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln darstellen können.

Der ewige Kampf zwischen AMD und Nvidia

Blockdiagramm der Nvidia Geforce GTX 680 GK104-Kepler-GPU.

Aktuell hat Nvidia mit der sogenannten GK104-GPU (Codename Kepler) die Nase vorn und bietet Top-Leistung bei vergleichsweise geringem Stromverbrauch. AMDs Spitzen-GPU hört auf den Namen Tahiti und war bis zum Start von Kepler die effizienteste und leistungsfähigste auf dem Markt. Als Konsequenz des Machtwechsels zugunsten Nvidias hat AMD schon vor Kepler die unverbindlichen Preisempfehlungen der AMD Radeon HD 7000-Serie um bis zu 25 Prozent gesenkt. Auch hier tut sich ein bekanntes Muster auf: AMD bietet im Gegensatz zum grünen Konkurrenten meist ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das größte Kriterium: Die Performance

Wenn es um Grafikkarten geht, denken die Meisten sofort an die Spiele- und Multimedia-Leistung. Wie eingangs erwähnt erhalten Sie ab 200 Euro bereits anständige Modelle, die selbst komplexe und fordernde Spiele sowie Anwendungen problemlos beschleunigen können. Die größten Unterschiede gibt es zwischen Grafikkarten mit einer AMD- und einer Nvidia-GPU, untereinander nehmen sich die Grafikkarten in der Top-Platzierung jedoch nicht mehr allzu viel im Bezug auf die Leistung.

Ab 200 Euro ist ruckelfreies Spielevergnügen dank hoher Bildwiederholraten garantiert.

Im linken Diagramm sehen Sie, wie sich die verschiedenen Referenz-Designs in unseren Spiele-Benchmarks schlagen. Wir messen die durchschnittlichen Bilder pro Sekunde in den Games Battlefield 3, Dirt 3 und Anno 2070 unter den jeweilig höchsten Einstellungen und in der Full-HD-Auflösung. Dadurch geben wir Ihnen Werte an die Hand, mit denen Sie sicher sein können, wie gut die Grafikkarte wirklich beschleunigt. Hinweis: Mit einer ruckelfreien Darstellung können Sie ab einer Bildwiederholrate von 30 Bildern pro Sekunde rechnen.

Viele Multimedia-Anwendungen setzen auf die Programmierschnittstelle OpenGL, um komplexe Grafiken zu berechnen. Aktuelle Bearbeitungsprogramme für Bild und Video können Sie so einstellen, dass der Grafikchip die Berechnung komplett übernimmt. Mittlerweile leisten die Grafikprozessoren immer mehr Arbeit und übertreffen auch oft eine klassische CPU in der Leistung. Wir messen in unseren Tests die Dauer der Transcodierung von Full-HD-Material in das iPad-Format, die Auslastung der Haupt-CPU während der Wiedergabe einer 3D-Blu-ray und die OpenGL-Leistung mit Cinebench 11.5.

Dadurch können Sie sehen, wie schnell Sie Ihre Lieblingsfilme für unterwegs umwandeln können oder wie gut Ihre Multimedia-Software mit der jeweiligen Grafikkarte harmoniert, um einwandfrei Bilder zu bearbeiten oder Videos zu schneiden und rendern. Ab 200 Euro dürfen Sie flüssiges Bearbeiten erwarten.

Ausgeklügelte Custom-Designs

Beim Betriebsgeräusch der Grafikkarten gibt es große Unterschied im Test-Feld.

Grafikkarten-Hersteller wie Asus, Sapphire, HIS oder Zotac werden von den beiden Erzrivalen mit den neusten GPUs beliefert. Um sich gegen die Mitbewerber zu behaupten, feilen die Firmen am Referenz-Design oder ersetzen es komplett mit eigenen Lösungen. Hier steht vor allem eine effektivere Kühlung im Vordergrund, die gleichzeitig auch noch geräuscharm arbeiten soll. Aber die Grafikkarten-Hersteller legen auch Hand am Grafikprozessor an und übertakten sie oft, um eine bessere Leistung als die Konkurrenz zu erzielen. Mitunter kommen dabei richtige Boliden wie die Asus GTX 680 DirectCU 2 TOP heraus, die gleich drei PCI-Express-Slots belegt.

Strom sparen: Die Hersteller haben das Energie-Management der Grafikkarten besser im Griff.

In unseren Tests spielen sowohl Kühleffizienz, Leistungsaufnahme und Lautheit in die Kategorie "Umwelt und Gesundheit" hinein - hier haben die verschiedenen Hersteller neben der Spiele- und Multimedia-Performance die größte Möglichkeit sich von der Konkurrenz abzuheben. Mit den Ergebnissen können Sie gut vergleichen, wie laut und heiß eine Grafikkarte wird und wie viel Strom sie dabei letztendlich verbraucht.

Auch die Temperatur spielt bei Grafikkarten eine wichtige Rolle.

Ein gutes Beispiel ist der Unterschied zwischen der HIS Radeon HD 7950 (baugleich zum Referenz-Design) und der HIS Radeon HD 7950 IceQ Turbo (HIS' Custom-Design): In der Umwelt-Kategorie unterscheidet sich die Grafikkarte im Eigen-Design stark von seinem Vorgänger, da der Stromverbrauch effizienter, die Lärmentwicklung moderater und die Temperaturen niedriger sind, obwohl sich beide Karten der gleichen GPU bedienen.

So ergeben sich auch die Preisunterschiede von Hersteller zu Hersteller. Um Ihnen eine Preisempfehlung geben zu können, vergleichen wir die gezeigte Leistung und errechnen einen Preisindex. Denn nicht automatisch die günstigste Grafikkarte ist auch sofort Preis-Leistungs-Sieger - es kommt immer auch auf die finale Testnote an.

Neuste Techniken: Powertune, 3D Vision Surround & Co.

AMD und Nvidia dominieren den Markt mit ihren GPUs.

Die Techniken der neuen Grafikprozessoren können sich sehen lassen und beschäftigen sich vor allem mit der Leistungsaufnahme und der Anpassung der Performance. Beispielsweise können sich die Grafikkarten vollautomatisch über oder untertakten im Rahmen der Verlustleistungsgrenze (TDP), um sich der jeweiligen Systemauslastung anpassen zu können. Oder Sie können bis zu sechs Monitore gleichzeitig und unabhängig voneinander ansteuern. Durch diesen Multi-Monitor-Betrieb profitieren Sie von einem nützlichen Mehrwert. Außerdem ermöglichen AMD und Nvidia die Darstellung von 3D-Inhalten, um auch auf dem heimischen PC Spiele greifbar zu machen.

Grafikkarten ab 200 Euro: 5. bis 1. Platz

Platz 5: HIS Radeon HD 7870 IceQ Turbo

Platz 5: HIS Radeon HD 7870 IceQ Turbo.
Foto: HIS

Die HIS Radeon HD 7870 IceQ Turbo übertrifft in puncto Leistung schon manch andere Grafikkarte aus der AMD Radeon HD 7950-Reihe – und ist dabei auch oft genügsamer im Energiehunger. Auch die Temperaturen halten sich in einem guten Rahmen und der Lüfter stört nicht mit einem durchdringenden Rauschen eines zu lauten Lüfters. Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers ist mit 299 Euro auch noch sehr günstig und erschwinglich, da Sie nicht gleich zu einem Highend-Modell greifen müssen, wenn Sie aktuelle Spiele daddeln möchten: Viel Leistung für wenig Geld!

Negativ ist jedoch der fehlerhafte BIOS-Treiber der HIS-Karte, da die Transcodierung leider nicht geklappt hat. Der Hersteller hat mittlerweile aber nachgebessert. Auch der Lieferumfang ist alles andere als umfangreich – hier hat der Hersteller definitiv gespart.

Platz 4: Sapphire HD 7950 OC

Platz 4: Sapphire HD 7950 OC.
Foto: Sapphire

Die Sapphire HD 7950 OC beweist im Test, dass sie in allen Kategorien bestehen kann und sich nicht die Blöße geben muss. Vor allem die Spiele-Leistung ist Top und für Gamer zu empfehlen. Doch auch in Sachen Multimedia funktioniert die Berechnung flott und anstandslos. Zusätzlich punktet die Grafikkarte mit einem üppigen Lieferumfang an Adaptern und Kabeln - ein Extrakauf fällt also oft weg. Aufgrund der guten Leistungs-Werte ist die Karte mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 459 Euro sogar preiswert.

Lediglich ist der Strombedarf unter Last fast etwas zu hoch. Die Lautstärke-Messung ergibt, dass es sich bei der Karte nicht gerade um einen Leisetreter handelt. Außerdem verzichtet der Hersteller darauf, weitere Tools mit zu liefern, um beispielsweise die Taktraten weiter zu verändern oder die Werte zu überwachen. Da müssen Sie schon auf Programme von Drittanbietern oder der Konkurrenz zurückgreifen.

Platz 3: Asus GTX 680 DirectCU 2 TOP

Platz 3: Asus GTX 680 DirectCU 2 TOP.
Foto: Asus

In Sachen Leistung können andere (Singlecore-) Grafikkarten der modifizierten GTX 680 von Asus derzeit nicht das Wasser reichen. Die Spiele-Leistung ist ausgezeichnet und in Sachen Multimedia ist das Niveau ebenfalls sehr hoch. Highend-Gaming und professionelle Multimedia-Arbeiten erledigen Sie mit der Asus-Karte ohne Stottern und lange Wartezeiten - sofern die GPU die Haupt-Last übernimmt. Zusätzlich leistet die Kühlung saubere Arbeit - bei diesen Ausmaßen sollte das jedoch das Mindeste sein. Für Enthusiasten, die viel Leistung erwarten, lohnt sich der Griff zur Asus Geforce GTX 680 DirectCU 2 TOP.

Die Übertaktung fordert aber relativ viel Strom, ist im Vergleich zu Vorgängergenerationen aber immer noch recht energieeffizent. Hinzu kommt, dass die Lüfter unter Last hörbar rauschen. Auch der Lieferumfang gibt Grund zu Beanstandung: Asus versäumt es, auch nur einen einzigen Adapter beizulegen. Für einen hohen Preis von rund 549 Euro (unverbindliche Preisempfehlung) ist das zu wenig. Glücklicherweise ist die Grafikkarte schon zu einem Straßenpreis von etwa 475 Euro erhältlich.

Platz 2: MSI R7950 Twin Frozr III 3GD5

Platz 2: MSI R7950 Twin Frozr III 3GD5.
Foto: MSI

Die MSI R7950 Twin Frozr III bewährt sich im Test und muss den Vergleich mit der Konkurrenz nicht scheuen. Eine gute Energieeffizienz sowie überdurchschnittliche Leistungswerte machen die Grafikkarte zu einer idealen Lösung für Gamer und Multimedia-Anwender. Die unverbindliche Preisempfehlung von 459 Euro sind für die Leistung sogar preiswert.

Negativpunkte der R7950 sind die lauten Lüfter, die unter Volllast deutlich zu hören sind. Auch die leichte Übertaktung ergibt keine besseren Werte - doch das ist auch nicht das Ziel von MSI. Der Hersteller legt einen guten Grundstein für eine Übertaktung und fundiert das mit dem mitgelieferten Tool MSI Afterburner.

Platz 1: Zotac Geforce GTX 680

Platz 1: Zotac Geforce GTX 680.
Foto: Nvidia

Die Zotac Geforce GTX 680 ist eine Top-Grafikkarte, die sich mit konkurrenzlosen Werten an die Spitze setzen kann. AMDs Radeon HD 7000-Modelle haben bei diesen Ergebnissen das Nachsehen. Vor allem aber kann sich das Zotac-Modell mit einer überaus üppigen Ausstattung rühmen: Gleich drei hochkarätige Spiele befinden sich im Lieferumfang und garantieren stundenlangen Spielspaß - dank der Zotac Geforce GTX 680 auch mühelos in den höchsten Details und Auflösungen. Des Weiteren gibt der Hersteller auch noch fünf Jahre Garantie auf die Grafikkarte und punktet somit auch beim Service.

Ein Wermutstropfen ist der hohe Preis von rund 500 Euro, den Zotac empfiehlt. Doch dafür erhalten Sie die derzeit schnellste Grafikkarte auf dem Markt, die neue Techniken bietet, um den Gaming-Alltag zu verbessern. Außerdem ist die OpenGL-Leistung auf einem schwachem Niveau sowie die Lärm- und Hitzeentwicklung könnte bei einem Top-Modell besser sein.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.