Outsourcing

Die Auslagerung wird meist teurer als erwartet

14.05.2011 von Karin Quack
Viele Anwenderunternehmen werfen ihren Dienstleistern vor, sie würden "Arbeit erfinden", um mehr Geld zu verdienen.
Foto: P. Lecko - Fotolia.com

Mit dem Outsourcing wollen die meisten Unternehmen Geld sparen. Aber häufig kommt die Auslagerung von IT-Dienstleistungen teurer als geplant. Das ergab eine aktuelle Studie der Lieberman Software Corp. Der Anbieter von Lösungen für das Indentity- und Sicherheits-Management befragte insgesamt etwa 500 IT-Profis - auf zwei Sicherheitskonferenzen: der diesjährigen Infosecurity Europe in London und der anschließenden RSA Conference in San Francisco.

Der Untersuchung zufolge zahlen 62 Prozent der Outsourcing-Kunden am Ende mehr, als anfangs angenommen. 27 Prozent sprachen sogar von "deutlich" höheren Kosten. Nur elf Prozent erlebten eigenen Angaben zufolge eine positive Überraschung.

77 Prozent der IT-Profis, deren Unternehmen Teile ihrer Informationstechnik ausgelagert haben, müssen sich über unlautere Geschäftspraktiken ihrer Provider ärgern, so die Studie. Die Outsourcing-Partner würden Arbeit "erfinden", um zusätzlichen Umsatz zu machen.

Philip Lieberman, President und CEO von Lieberman Software, zeigt sich von diesen ernüchternden Ergebnissen wenig überrascht: "Im Grunde war Outsourcing immer eine Übung in zwei Disziplinen - Reduzierung der Ausgaben und Abwälzen von Personalfragen auf einen Dritten." Doch die Medizin gegen Kosten und Kopfschmerzen habe eine unerwünschte Nebenwirkung: "Das Unternehemenswissen und die Loyalität der Mitarbeiter gehen dabei verloren."

Medizin mit Nebenwirkungen

Früher einmal war die IT der Hebel für den Unternehmenserfolg, fährt Lieberman fort. Aber dann traten die Analysten und Berater auf den Plan und verbreiteten die Mär, jeder Job lasse sich voll und ganz beschreiben, also auch extern erledigen. Tatsächlich wurden auf diese Weise zunächst bemerkenswerte Einsparungen erzielt. Dummerweise tauchten plötzlich neue geschäftliche Herausforderungen auf, die Flexibilität, gesammeltes Unternehmenswissen und ein gutes Verhältnis zur Firma erforderten. "Die Experten haben Unternehmenstreue niemals als ein Element in ihr Prozess-Engineerings einbezogen", bemängelt der Softwareunternehmer, "so etwas galt als nicht quantifizierbar."

Gerade im Sicherheitsbereich sei das ein Fehler, konstatiert Liebermann: "Wir sind hier ständig mit neuen Bedrohungen konfrontiert. Also müssen wir kontinuierlich neue Techniken entwickeln und ausliefern, um den Kriminellen und Hackern immer einen Schritt voraus zu bleiben." Die damit verbundenen Anforderungen und die notwendigen Aktionen ließen sich kaum jemals exakt vorhersagen und definieren.

Die Studie habe einmal mehr nachgewiesen, dass viele Unternehmen unzufrieden sind mit ihren weitgehend ausgelagerten IT-Abteilungen, so Lieberman, denn Outsourcing-Mitarbeiter würden kommen und gehen, ohne jemals heimisch zu werden. Sein Rat: "Unternehmen, die ein Outsourcing planen, sollten die Performance des Anbieters nach allen Kriterien messen - nicht nur hinsichtlich der Kosten, sondern auch in Bezug auf Beständigkeit und Flexibilität, Transparenz und nicht zuletzt Datensicherheit."