DFL plant die Bundesliga mit Ilog-Software

11.08.2006
Optimierungstechnik soll für einen fairen Meisterschaftskampf sorgen.

Heute Abend um 20:45 Uhr wird die erste Partie der Bundesligasaison 2006/2007 angepfiffen - zwischen Bayern München und der Borussia aus Dortmund. Traditionell bestreitet der amtierende deutsche Meister die erste Begegnung der neuen Spielzeit - möglichst gegen einen attraktiven Gegner. Doch die Paarung des heutigen Abends ist auch das Ergebnis einer komplexen Berechnung.

"Die Planung der beiden Top-Ligen des deutschen Profifußballs ist alles andere als trivial", so Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb bei der Deutschen Fußball Liga GmbH (DFL). Um den Spielplan für die jeweils 18 Clubs der Ersten und der Zweiten Bundesliga "fair" zu gestalten, sei eine Vielzahl von Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Schließlich müssen die insgesamt 612 Partien und die Belegungspläne der 35 Stadien mit anderen Wettbewerben wie Champions' League, UEFA-Cup und DFB-Pokal abgestimmt werden - die Qualifikationsspiele der Nationalmannschaften nicht zu vergessen. Darüber hinaus berücksichtigt der Rahmenterminkalender selbstverständlich auch die Vorgaben der Fernsehrechteinhaber.

Rechnerisch sind bei 36 Clubs in zwei Liegen rund 6,4 Billiarden gültige Spielpläne möglich. Bis zur vergangenen Saison wurden die schließlich verabschiedeten Varianten manuell erstellt. Das kostete Zeit und Nerven - zumal stets mehrere Durchläufe nötig waren, bis alle Beteiligten ihr D'accord gaben.

In diesem Sommer war das anders: Erstmals kam eine Optiomierungssoftware zum Einsatz, die den Planern half, Spielpläne quasi auf Knopfdruck zu erstellen. Entwickelt wurde das Programm vom französisch-amerikanischen Business-Rules-Spezialisten Ilog, der beispielsweise auch Planungsalgorithmen für Produktionsplanungs- oder Logistiksysteme entwickelt.

"Die Software übernimmt den Abgleich der Terminplanung mit den Vorgaben und schlägt optimale Varianten zur Auswahl vor", erläutert Hermann Stolle, Optimierungsexperte bei Ilog Deutschland. Aus diesen Vorschlägen wählte das Team um Hieronymus den "idealen" Spielplan aus.

"Damit die Fairness des Spielplans gewahrt bleibt, achten wir auch darauf, dass ein nominell schwächerer Verein nicht mehrmals hintereinander gegen Top-Favoriten spielen muss", geht der Spielplanchef ins Detail. Zudem würden die Sonntagsspiele für die einzelnen Clubs begrenzt und nach Möglichkeit gegen einen Konkurrenten aus dem geografischen Nahbereich angesetzt. "Zu guter Letzt" habe auch die Polizei "ein Wörtchen mitzureden". Die sehe es beispielsweise "nicht so gern", wenn die benachbarten Großvereine Borussia Dortmund und Schalke 04 ihre Heimspiele am selben Tag austrügen, "und wenn in Köln Karneval ist, spielt der FC besser auswärts." (qua)