Studie von Arthur D. Little

Deutschland verliert bei Breitband den Anschluss

21.09.2010 von Manfred Bremmer
Laut einer Untersuchung von Arthur D. Little verschläft Deutschland die Internet-Zukunft: Nur zwei von 100 Haushalten hatten Ende 2009 die Möglichkeit, ein Glasfasernetz zu nutzen.
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Deutschland, aber auch ganz Europa (sechs Prozent), liegen damit deutlich hinter führenden Ländern Asiens wie etwa Korea, wo diese Quote über 40 Prozent beträgt. Klaus von den Hoff, globaler Director der TIME-Practice bei Arthur D. Little, befürchtet durch den zu langsamen Ausbau einen gravierenden Wettbewerbsnachteil. "Die meisten EU-Länder liegen beim Ausbau des Glasfasernetzes im internationalen Vergleich sieben Jahre zurück. Diese Länder, und das gilt auch für Deutschland, fallen dadurch wiederum im internationalen Standort-Wettbewerb zurück", warnt er.

Von den Hoff fordert daher, dass Regulierungsbehörden und Regierungen den Netzausbau bis zur Wohnung (Fibre to the home - FTTH) stärker und proaktiver unterstützen sollten. "In Asien und den USA fördern die Regierungen den Roll-out des Glasfasernetzes dadurch, dass sie unter bestimmten Bedingungen Telekom-Anbieter von der Verpflichtung befreien, ihren Wettbewerbern Zugang zum Glasfasernetz geben zu müssen", so Karim Taga, Managing Director von Arthur D. Little Österreich und Autor der Studie. Solche Maßnahmen wären auch in Europa dringend notwendig, damit bei den modernen, leistungsstarken Kommunikationstechnologien nicht die Wettbewerbsfähigkeit verloren geht.

DSL spinnt
Auf zur Fehlersuche
Wenn von der erhofften Turbogeschwindigkeit nichts zu spüren ist, heißt es erstmal cool bleiben. Ist die eigene Installation wirklich korrekt?
Werbeversprechen
Vollmundig versprechen die Anbieter in der Werbung teilweise DSL-Geschwindigkeiten, die sie in der Praxis gar nicht realisieren können. Entscheidend ist….
Die Realität in den AGBs
….was im Vertrag steht. In diesem Beispiel muss der Kunde beispielsweise eine Minderleistung von bis 20 Prozent akzeptieren. Dafür zeigt sich das Unternehmen kundenorientiert und definiert klar, wann gekündigt werden darf. Allerdings sollte man das Kleingedruckte auch lesen und verstehen.
Geschwindigkeit messen I
Bevor Sie sich über einen lahmen DSL-Zugang ärgern, sollten Sie messen, wie schnell Ihr Zugang ist. Aber Vorsicht: Die Ergebnisse unterscheiden sich teilweise erheblich. So attestierte uns die Web-Seite wieistmeineip eine Geschwindigkeit von 12.336 Kbit/s……
Geschwindigkeit mesen II
…….die Beta-Variante des Speedtests billigte uns dann schon 15.094 Kbit/s. Für ein DSL 16.000 wäre das ein Traumwert. Doch…..
Geschwindigkeit messen III
…..es geht auch noch grotesker. Die von speedtest.net ermittelten Werte lassen den User raten. Sind hier Mbyte/s oder Mbit/s gemeint.
Geschwindigkeit messen IV
Unter dem Strich sind die verschiedenen DSL-Tests (hier wurden 11.707 Kbit/s gemessen, lediglich Schätzeisen,….
Geschwindigkeit messen V
…., die nur zur Orientierung dienen sollten, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Modem auslesen
Mehr Aussagekraft haben dagegen Tools wie OrbMT, die die Werte direkt aus dem Modem auslesen. Zudem zeigen sie die Dämpfung der Leitung und offenbar grafisch, welche Trägersignale gestört sind beziehungsweise nicht genutzt werden (Im Bild zwischen 416 und 470).
DSL-Konfiguration
Wer Zugriff auf die Administrationsoberfläche des DSL-Modems hat, kann die Werte auch ohne Zusatz-Tools auslesen. An eine Manipulation der DSL-Konfigurationsparameter sollten sich aber nur Experten wagen – nicht umsonst schützen die Provider ihre Modems mit Passwörtern.
FitzBox-Feature
Neuere FritzBoxen besitzen in der Benutzeroberfläche einen Schieberegler, um das Gerät an die Leitungsqualität anzupassen.
Parameter am PC
Auf der Suche nach mehr Speed, sollte auch der eigene Rechner nicht vergessen werden. Falsche TCP/IP-Parameter bremsen den Internet-Zugang ebenfalls aus. Mit Hilfe von TCP/IP-Analyzern lassen sich die optimalen Werte ermitteln. Benutzer von Vista sollten aber darauf verzichten. Das Betriebssystem passt die Parameter automatisch an.

Wie es gehen könnte, zeigt ein Blick nach Frankreich. Dort hat die Regierung einen Fonds mit zwei Milliarden Euro angelegt, um die Finanzierung des Ausbaus von Breitbandnetzen zu unterstützen. Die öffentliche Hand schreibt im so genannten "DSP-Programm" Ausbauprojekte für einzelne Regionen aus. Diejenigen, die das beste Konzept vorlegen (Ausbaugeschwindigkeit, Kosten etc.), erhalten eine Co-Finanzierung aus dem Fonds. Während sich das Programm zunächst auf ländliche Gegenden beschränkte, wurde es mittlerweile auch auf so attraktive Bereiche wie den Gürtel an mittelgroßen Städten rund um Paris ausgeweitet.

Schlusslicht Deutschland

In Deutschland haben nicht einmal zwei Prozent der Haushalte Zugang zu einem superschnellen Glasfasernetz im Gebäude. Damit ist Deutschland im Vergleich mit führenden Ländern in Asien deutlich abgeschlagen und hinkt auch den in Europa führenden Ländern wie zum Beispiel Portugal (23 Prozent), Dänemark (30 Prozent) oder Lettland (51 Prozent) und Slowenien (54 Prozent) hinterher. Die Deutsche Telekom treibt zwar als Marktführer den Ausbau ihres VDSL- (Kupfer-)Netzwerkes voran und hat zudem angekündigt, ihr FTTB/H Netz bis Ende 2012 auf vier Millionen Haushalte auszubauen. Damit wird sie jedoch nur rund zehn aller deutschen Haushalte mit Glasfaser anschließen können, so Arthur D. Little. Alternative Anbieter in Deutschland preschen daher vor. M-net in München, NetCologne in Köln oder wilhelm.tel in Norderstedt und in Hamburg sind Beispiele für alternative Festnetzbetreiber, die sich die "Filetstücke" deutscher Großstädte herauspicken und dort Glasfasernetze aufbauen.

Die Deutsche Telekom reagiert daher und sucht Partnerschaften mit alternativen Anbietern. In Norddeutschland ist sie zum Beispiel eine Kooperation mit EWE eingegangen, in Heilbronn und Würzburg läuft ein Pilotprojekt für eine Partnerschaft mit Vodafone.

Europäische Telekom-Unternehmen geraten durch den verzögerten Ausbau in eine Zwickmühle: Auf der einen Seite gewinnen Kabelnetzbetreiber Marktanteile mit ihren superschnellen Breitbandangeboten mit 50 bis 100 MBit/s. Auf der anderen Seite bauen alternative Festnetzanbieter und Energieversorger die Glasfasernetze bis in die Wohnungen gezielt aus. Sie sind für stolze 65 Prozent der Ausbauten in Europa verantwortlich. "Die führenden Telekommunikationsbetreiber stehen unter Druck von zwei Seiten - und müssen dringend reagieren. Ansonsten riskieren Sie, dass ihr Kerngeschäft, die Vermarktung von Breitbandanschlüssen, erodiert", warnt Experte von den Hoff. Ein Schlüssel zum Erfolg wird es sein, innovative Partnerschaften einzugehen. Von den Hoff abschließend: "In vielen Ländern sind direkte Wettbewerber Partnerschaften eingegangen, um die hohen Kosten für den Netzausbau bewältigen zu können, was eine sinnvolle Strategie ist."