Der Versandhandel ist in Sachen Internet aufgewacht

11.07.2006
Der Versandhandel in Deutschland, zu dem auch Internet-Versender wie Amazon zählen, macht gegenüber dem Katalogversand zunehmend Boden gut.

Der Versandhandelsmarkt in Deutschland ist weit umsatzstärker als bisher behauptet. Dies ergab eine Umfrage von TNS Infratest, Bielefeld, im Auftrag des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels. Danach steigen die Umsätze in diesem Jahr im Versandhandel voraussichtlich auf 26,3 Milliarden Euro - 30 Prozent mehr als vom Verband angenommen.

Auch ändern sich die Vorzeichen bezüglich der Gesamtentwicklung des Versandhandelsmarkts: Er ist nicht seit 1995 leicht gesunken, sondern gewachsen (siehe auch "Deutlich mehr Internet-Umsatz im deutschen Versandhandel"). Laut Verband erreicht der Versandhandel nun einen Rekordanteil am gesamten deutschen Einzelhandel von 6,8 Prozent. Rund 51 Millionen Deutsche erwerben über ihn Waren. Der Löwenanteil entfällt dabei mit rund 50 Prozent des Umsatzes auf Kleidung, gefolgt von Bücher, Ton- und Bildträger mit 16,4 Prozent.

Als Grund für die überraschende Korrektur der Zahlen sehen Kritiker, dass der Verband bisher den elektronischen Handel bei seinen Untersuchungen nicht einbezogen hat. Doch gerade dieser hat neben Ebay-Powersellern und Verkaufssendern wie QVC die starken Umsatzeinbußen des klassischen Versandhandels mehr als kompensiert. So sollen reine Internet-Händler wie Amazon ihre Umsätze dieses Jahr laut einem Bericht des Nachrichtensenders ntv um 19,8 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro steigern können, gefolgt vom Teleshopping mit 15,5 Prozent beziehungsweise 1,28 Milliarden Euro. Angaben zu den Powersellern wurden nicht gemacht.

Die umsatzstärkste Gruppe bleiben die Multi-Channel-Versender, die sowohl über Katalog als auch per Internet verkaufen. Sie werden 2006 einem Umsatz von 17,5 Milliarden Euro erwirtschaften, davon über 4 Milliarden Euro im Internet und damit leicht mehr als Amazon & Co. (as)