Karriere in der Behörde

Der Staat lockt mit sicheren IT-Jobs

23.04.2009 von Anja Dilk und Heike Littger
Wenn du eine Familie gründen willst, bist du im öffentlichen Dienst richtig, riet ihm einst sein Schwiegervater. Kausik Munsi ist diesem Tipp gefolgt.

Kausik Munsi leitet das Referat Softwareentwicklung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Heute hat er nur vier Stunden geschlafen, klingt aber frisch wie nach einem Wellness-Wochenende. Vielleicht liegt es an dieser Leidenschaft, die ihn bis drei Uhr nachts an den Firmencomputer fesselte, die ihn tüfteln, probieren, immer wieder Neues erdenken ließ, bis das Problem gelöst war. Vielleicht liegt es auch daran, dass er es mit Mahatma Gandhi hält, dem großen Vorbild seines Heimatlandes: My Life is my message.

Kausik Munsi, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Jobsicherheit ist wichtiger als viel Geld.

Auch Munsi will Vorbild sein, im Kleinen, an seinem Arbeitsplatz als Chef von 24 Mitarbeitern. Deshalb beißt er sich durch, knackt auch harte Nüsse, im Extremfall bis in die Nacht. Und manchmal drängt einfach ein unaufschiebbarer Termin: Wenn der IT-Profi wie kürzlich die Software für die humanitäre Hilfsaktion zur Aufnahme irakischer Flüchtlinge fertig stellen muss, kann er um 17 Uhr nicht in den Feierabend rauschen. Munsi: "Es ist eine unheimlich spannende Arbeit in unserer Behörde" - dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Ab 16 Uhr beginnt die zweite Arbeitsphase

Es ist ein sonniger Tag in Nürnberg. In der Kantine des BAMF klappern die Teller der letzten hungrigen Gäste. Kausik Munsi hat heute schon viel geschafft. Hat das neue Projekt mit dem Chef besprochen, die Programmierarbeiten einiger Kollegen gecheckt, hat Azubis gecoacht und ein Meeting geleitet. Planung, Mitarbeiter führen, das Team zusammenhalten - damit verbringt er meist den ersten Teil des Tages. Ab 16 Uhr, wenn sich die Belegschaft allmählich ausdünnt und die IT-Experten ungestört an die Rechner können, geht es ans Programme einspielen, testen, optimieren. Munsi lacht. "Natürlich meist nicht bis drei Uhr nachts. Normalerweise arbeiten wir hier von 9 bis 19 Uhr. Wer nicht zum Führungsteam gehört, kann früher gehen." Für Überstunden gibt es Freizeitausgleich, im Gegenzug erwartet die Behörde Flexibilität. Daneben gibt es jede Menge Teilzeitmodelle, sogar ein Spielzimmer mit Computerarbeitsplätzen für den Notfall. Ein paar mal schon hat der Vater von fünf Kindern diese Möglichkeit bisher in Anspruch genommen, die Familienfreundlichkeit gehört ebenso wie die guten Arbeitsbedingungen zu den Pluspunkten des BAMF.

Als sich der Diplomingenieur 2001 nach neun Jahren bei Unternehmen wie KPMG, SAP oder der Deutschen Bahn für das BAMF entschied und viel besser bezahlte Angebote von Post, Telekom, SAP Kuala Lumpur oder Steeb ausschlug, zählten für Munsi freilich noch gewichtigere Argumente: ein Arbeitsumfeld, in dem ständig Neues passiert, in dem Innovation ganz oben steht. Damals stellte das BAMF gerade von Großrechner auf kleinere Server um. Ein Aufgabenbereich, in dem er in viel mehr Bereichen Erfahrungen sammeln konnte, denn als spezialisierter IT-Berater wie zuvor. Munsi ist für den Aufbau einer Softwarearchitektur im BAMF zuständig, die den unkomplizierten Datenaustausch zwischen Gerichten, Asylämtern, Ministerien und Behörden in 29 europäischen Ländern ermöglichen soll. Er entwickelte auch Konzepte, wie Mitarbeiter einfach Berichte aus den verschiedenen operativen System zusammenstellen, diese mit Daten zu Wanderungsbewegungen und Geodaten verknüpfen sowie wichtige Informationen für Parlamente und Forschungsabteilungen zusammenklicken konnten. Später arbeitete er an der Technik für den Einbürgerungstest.

Sicherheit ist wichtiger als viel Geld

Dass es dafür weniger Geld gibt als in einem großen Unternehmen, spielt für den 43-jährigen Familienvater keine Rolle.

Da ist ihm die Sicherheit lieber, die ihm die Arbeit in einer Behörde bietet. Jetzt, in der Krise, ist er doppelt froh damals dem Rat des Schwiegervaters gefolgt zu sein: Wenn du eine Familie gründen willst, bist du im öffentlichen Dienst richtig. Zumal er seit der Verbeamtung netto viel mehr auf dem Konto hat - und trotzdem Zeit für die Familie. Inzwischen ist er so lange beim BAMF wie vorher noch nie bei einem Arbeitgeber. "Das Arbeitsklima hier ist wunderbar. Und wo sonst hätte ich so viel Vielfalt und Freiheit zugleich im Job?"

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