HP und Dell senken Ausblick

Der PC-Markt steckt in einem Tief

31.08.2022 von Redaktion Computerwoche
HP-Chef Enrique Lores musste für das dritte Geschäftsquartal des PC- und Druckerherstellers einen Rückgang der Erlöse um 4,1 Prozent melden. Besser lief es bei Dell, doch der Ausblick beider schockte die Märkte.
Der weltweite PC-Markt befindet sich in einem Abwärtstrend.
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Die Umsätze von HP sind im abgelaufenen Jahresviertel auf 14,66 Milliarden Dollar zusammengeschmolzen, zudem musste der PC-Hersteller seinen Ausblick für das Gesamtjahr zurücknehmen. Analysten an der Wallstreet hatten im Mittel Einnahmen von 15,59 Milliarden Dollar erwartet. HP reiht sich damit in die Liste der Unternehmen ein, die über schlechte Geschäfte im Consumer-Geschäft klagen. Mit Privatkunden setzte das Unternehmen rund 20 Prozent weniger um als noch vor einem Jahr, das Geschäft mit der Business-Klientel legte immerhin um sieben Prozent zu.

HP erwartet Kaufzurückhaltung in den kommenden Monaten

CEO Lores fürchtet nicht nur, dass die schleppenden Geschäfte im Consumer-Markt anhalten werden, er rechnet auch damit, dass Unternehmen im laufenden vierten Fiskalquartal deutliche Kaufzurückhaltung zeigen werden. Zwar bekundeten die Einkäufer in den Betrieben weiterhin ihr Interesse, doch es würden seltener konkrete Aufträge daraus, sagte Lores. HP hat deshalb seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2022 nach unten korrigiert. Das Unternehmen rechnet nun mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 4,02 bis 4,12 Dollar, wobei eine 5-Cent-Belastung pro Aktie aufgrund der Übernahme von Poly, einem Hersteller von Audio- und Videoprodukten, eingerechnet ist. Die Aktien von HP fielen am Dienstag (30. August 2022) im nachbörslichen Handel angesichts der schlechten Nachrichten um mehr als drei Prozent.

Laut Gartner gingen die weltweiten PC-Auslieferungen im zweiten Quartal 2022 um 12,6 Prozent zurück. Marktführer sind Lenovo, HP und Dell. Nur Apple wächst.
Foto: Gartner

Mit seiner durchwachsenen Bilanz steht HP nicht allein da: Im gesamten PC-Markt herrscht derzeit Flaute. Nachdem die Nachfrage während der Corona-Pandemie stark zugenommen hatte, weil sich die Haushalte auf Home-Office und Fernunterricht einstellen mussten, ist der Bedarf nun rückläufig. Den Analysten von Gartner zufolge gingen die Stückzahllieferungen weltweit im zweiten Quartal um 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück - der stärkste Einbruch seit neun Jahren.

Dell wächst solide - und warnt

Wenige Tage zuvor hatte auch Dell Technologies negative Signale in den Markt gesandt. Das Unternehmen konnte für sein zweites Finanzquartal 2023 zwar einen um neun Prozent gestiegenen Umsatz von 26,4 Milliarden Dollar ausweisen, doch es warnte vor nachlassender Nachfrage in nahezu allen Geschäftsbereichen - also bei PCs, Servern und Enterprise-Equipment.

In der Folge brach die Dell-Aktie um 13,5 Prozent ein - obwohl das Unternehmen einen Gewinn je Anteil von 1,68 Dollar ausgewiesen hatte, vier Cent mehr als von den Finanzanalysten im Mittel erwartet worden war. Im vergangenen Monat hatte auch Intel einen überraschenden Quartalsverlust ausweisen und seine Erwartungen für das Gesamtjahr senken müssen.

Ist Hybrid Work für die PC-Hersteller die Rettung?

Der globale PC-Markt befindet sich gegenwärtig offenkundig in einer Abwärtsspirale. Die Analysten von IDC berichten für das zweite Quartal 2022 von um 15 Prozent rückläufigen Auslieferungszahlen und übertreffen damit die bereits schlechte Gartner-Bilanz.

Die Analysten von IDC beobachten im zweiten Quartal 2022 sogar einen Rückgang bei den verkauften Einheiten von 15,3 Prozent.
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Schon in den ersten drei Monaten des Jahres sei es um 5,1 Prozent bergab gegangen. Damit liegen die PC-Lieferzahlen in den ersten sechs Monaten des Jahres um zehn Prozent unter denen des Vorjahres - der heftigste Einbruch seit 2015. IDC erwartet für dieses Jahr 305 Millionen verkaufte PCs weltweit, ein Rückgang um 13 Prozent gegenüber 2021. Immerhin wären das aber um 15 Prozent mehr als in den Jahren 2015 bis 2019, als im Mittel 265 Millionen Einheiten abgesetzt wurden.

HP-Chef Lores bleibt trotz der miesen Prognosen gelassen. Der PC-Markt werde nach der Krise "signifikant größer" sein als gegenwärtig, weil Hybrid Work sich durchsetzen und jeder Mitarbeitende künftig zwei Rechner haben werde, einen im Büro und einen im Home-Office, lautet seine These. (hv)

Nur weil es bei den verkauften Endgeräten abwärts geht, heißt das noch nicht, dass der weltweite ITK-Markt insgesamt in Gefahr wäre. Laut Gartner legt er im laufenden Krisenjahr immer noch um drei Prozent zu.
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