Der neue Kampf ums "T" - Telekom-Chef Obermann rammt Pflöcke ein

04.12.2006
Drei Wochen nach seinem Amtsantritt als Vorstandschef der Telekom will René Obermann neue Pflöcke einrammen.

Mit veränderter Strategie und einer neuen Führungsmannschaft soll der schlingernde Bonner Riesen wieder auf Erfolgskurs gebracht werden. Dabei hat der frühere Mobilfunkchef kaum Zeit zu verlieren. Wie es konkret weiter geht, darüber möchte sich Obermann an diesem Dienstag vom Aufsichrat ein Maßnahmenpaket absegnen lassen. Auch neue Gesichter soll es im Vorstand der Telekom gehen.

Schon jetzt zeigt sich, dass Obermann mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wird, die seinen Vorgängern Kai-Uwe Ricke und Ron Sommer letztendlich den Job gekostet hatten: Die Kursentwicklung T-Aktie. Das Papier fristet seit Jahren ein kümmerliches Dasein, selbst durch den Vorstandswechsel wurde die einst gefeierte Volksaktie nicht wesentlich beflügelt. Dass neue Besen angeblich besser kehren, gilt für die Telekom bislang jedenfalls nicht. Die T-Aktie notiert immer noch rund einen Euro unter ihrem Ausgabepreis von 14,57 Euro beim Börsengang von zehn Jahren.

Aber auch Obermann weiß, die Börsenstimmung ist allein nicht zu drehen, nur wenn Köpfe rollen. Investoren meiden schließlich nicht nur die Telekom, sondern auch andere Aktien aus der Branche. Beim rosa Riesen kommt erschwerend hinzu, dass der Konzern immer noch ein angestaubtes Behördenimage mit sich herumschleppt, viele unkündbare Beamte beschäftigt und seinen Service weiter verbessern muss. Der scharfe Wettbewerb im Festnetz und sinkende Margen im Mobilfunk in Deutschland verschärfen zudem die Lage. Vor allem die Großaktionäre Bund und Blackstone machen dem neuen Telekom-Chef ordentlich Dampf.

Anleger und Analysten wollen klare Strategien sehen. Ob Obermann die Skeptiker überzeugen kann, bleibt abzuwarten. So viel scheint jedenfalls klar: Der Telekom-Vorstand wird künftig die Profile der Geschäfte schärfen. Ganz kundenorientiert soll es mit den beiden Sparten Privat- und Geschäftskunden bei der Telekom künftig zugehen. Doch der ganz große Wurf soll es nicht sein. Obermann wolle behutsam vorgehen und die beiden Sparten T-Mobile und T-Com erst einmal nicht auflösen, heißt es in der Branche.

"Ich erwarte nichts Konkretes", dämpft auch Theo Kitz von der Privatbank Merck Finck & Co überzogene Hoffnungen. Eine Umstrukturierung mag sinnvoll sein, aber sie stehe zunächst einmal nur auf dem Papier. Eine Neuausrichtung könne zudem nicht über Nacht stattfinden und Obermann könne die komplette Strategie seines Vorgängers Ricke nicht über Bord werfen, zumal er selber als Mobilfunkchef ein enger Vertrauter von Ricke im Konzernvorstand war und an dessen Strategiesetzung mitgearbeitet hat.

Würden T-Com und T-Mobile zusammengelegt, werde die Telekom für die Aktionäre noch unübersichtlicher, warnt Telekom-Analyst Kitz. Der Fall T-Online zeige, dass man heute nicht mehr weiß, was in diesem Bereich eigentlich stecke.

Oberstes Ziel von Obermann muss es sein, den Kundenschwund in Deutschland zu stoppen. Bis zum Ende des 3. Quartals hatten 1,5 Millionen der Telekom den Rücken gekehrt. Deshalb wird der Konzern unter Obermann den Service verstärkt in den Focus nehmen. Beobachter gehen auch davon aus, dass der Vorstandschef weitere T-Mobile-Manager um sich scharen wird - wie Timotheus Höttges, Hamid Akhavan und Robert Dotson.

Außerdem möchte Personalvorstand Heinz Klinkhammer, ein Urgestein im Telekom-Vorstand, vorzeitig gehen. Der 60-jährige Manager ist seit fast elf Jahren im Vorstand vertreten. Als Nachfolger sind Regine Büttner (T-Systems) und Dietmar Welslau (T-Com) im Gespräch. Doch die Personalie ist umstritten. Möglich, dass sich Klinkhammer vom Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel zu einem Verbleiben überreden lässt.

In einem Brief an die Telekom-Mitarbeiter steckte Obermann unlängst den Rahmen des geplanten Umbaus ab: "Wir müssen es schaffen, die dringend erforderliche Serviceverbesserung in Einklang zu bringen mit dem weiter steigenden Preisdruck". Hinzu kämen die regulatorisch gewollten Verluste von Marktanteilen im Festnetz und der personelle Umbau. Und dann wurde Obermann sogar richtig pathetisch: "Das geht nur, wenn wir alle bereit sind, für das große Ganze zu kämpfen - für unser T". (dpa/tc)