Der Mobility-Markt boomt

13.09.2006 von Frank Heuer
In dem Maße, wie sich Mobile Computing in den Unternehmen durchsetzt, wächst der Bedarf an Laptops, Smartphones und breitbandigen Netzzugängen. Von Frank Heuer*

Unternehmen drängen darauf, dass ihre Mitarbeiter Aufgaben von unterwegs ebenso schnell und gut erledigen können wie vom Büroarbeitsplatz aus. Der Trend geht deshalb zu schnellen Übertragungstechnologien und zu Anwendungen, die sich kurzfristig im Unternehmenserfolg niederschlagen.

Hier lesen Sie ...

- dass der Trend zum Mobile Computing positiven Einfluss auf das Geschäft mit Notebooks, Smartphones und breitbandigen Netzzugängen hat;

- warum sich Unternehmen langsam auch mit UMTS und dem Nachfolger HSDPA anfreunden;

- dass angesichts des gestiegenen Sicherheitslevels auch die bislang konservativen Branchen mutiger investieren.

GPRS, UMTS, Bluetooth und WLAN sind die Funktechniken der Gegenwart. Hinzu kommen künftig HSDPA und Wimax.

Über 15 Prozent der Beschäftigten in Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern sind mindestens einen Tag in der Woche auf Reisen. Und dieser Anteil steigt weiter an. Während im Backoffice Arbeitsplätze abgebaut werden, erhöht sich der Anteil der mobilen Mitarbeiter. Präsenz beim Kunden ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Wettbewerb.

Die Anzahl der in deutschen Unternehmen eingesetzten Notebooks mag als Indiz dafür gelten, welche Rolle Mobilität inzwischen spielt. Wenngleich mobile Rechner zu einem zunehmenden Teil rein stationär genutzt werden, sprechen die Zahlen doch eine deutliche Sprache. Waren noch 2004 allein in den Firmen mit mehr als 200 Mitarbeitern 1,7 Millionen Notebooks im Einsatz, so werden es bis Ende dieses Jahres 2,1 Millionen Stück sein - ein Zuwachs um 24 Prozent.

Schnelle Drahtlos-Technik ist gefragt

Die rasante Verbreitung mobiler Rechner stellt wachsende Anforderungen an die Konnektivität. Mit der Markteinführung von Intels Centrino-Technologie vor drei Jahren wurde das Bewusstsein für Mobile Business in den Unternehmen deutlich gefördert. Nicht zufällig war das Marktwachstum für Wireless-LAN-(WLAN-)Unternehmenslösungen im Jahr 2003 am stärksten.

Die Nutzung von WLANs innerhalb von Unternehmen schreitet weiter voran. Im Jahr 2004 hatten 30 Prozent der Firmen hierzulande, die mindestens 200 Mitarbeiter beschäftigen, ein Funknetz im Einsatz. Bis Ende 2005 kletterte dieser Wert auf fast 40 Prozent. Ende dieses Jahres wird der Anteil voraussichtlich bei 45 Prozent liegen.

Wireless LANs sind in Unternehmen auf dem Vormarsch - zunehmend auch bei Finanzdienstleistern und Behörden.

Auch jenseits der Unternehmensgrenzen zeigen Firmen wachsendes Interesse an schnellen Zugangstechnologien. Nutzten 2004 nur zwei Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern UMTS, so waren es ein Jahr später bereits 27 Prozent. Ende dieses Jahres will bereits jede dritte Firma breitbandigen Mobilfunk verwenden. Neben den TK-Firmen selbst sind vor allem große Handelsunternehmen an UMTS und der schnelleren Variante High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) interessiert. Gerade für den Handel ist die permanente Verfügbarkeit von Informationen beim Kunden vor Ort ein Schlüsselfaktor für den Erfolg.

WLAN und UMTS/HSDPA sind die beiden mobilen Technologien, denen auf absehbare Zeit die Zukunft gehört. Besonders stark steigen die Ausgaben für WLAN-Ausrüstung in der Finanzindustrie. Nachdem durch verbesserte Sicherheits- und Authentifizierungs-Features (WPA, 802.11i, VPN- und SSL-Absicherung) die Sicherheitsbedenken etwas abgebaut werden konnten, werden auch in dieser Branche die Flexibilitätsvorteile verstärkt wahrgenommen. Auch die öffentliche Verwaltung nimmt sich des WLAN-Themas inzwischen verstärkt an. Sie ist dauerhaft genötigt, ihre Effizienz zu steigern und dazu alle produktivitätssteigernden Technologien wie WLAN wenigstens zu prüfen. Stärkster Nutzer von WLANs bleibt jedoch mit Abstand die Telekommunikationsbranche.

Auch die Verfügbarkeit öffentlich zugänglicher Funknetze wird weiter vorangetrieben. Inzwischen betreiben T-Com und T-Mobile in Deutschland mehrere tausend Hotspots, und es sollen noch einige hinzukommen. Insbesondere die T-Com ist an einem schnellen Ausbau dieses Geschäftsfeldes interessiert, sucht sie doch ständig nach Ersatz für das erodierende traditionelle Festnetzgeschäft.

Begleitend gibt es weiterhin technische Fortschritte. Der kommende WLAN-Standard IEEE 802.11n soll Brutto-Bandbreiten von mehr als 500 Mbit/s erreichen. Der derzeit dominierende Standard IEEE 802.11g erzielt Übertragungsraten von brutto 54 Mbit/s, proprietäre Erweiterungen bringen es bislang bis auf 108 Mbit/s.

Funknetze und HSDPA ergänzen sich, da WLANs zwar hohe Bandbreiten, aber nur relativ geringe Reichweiten bieten. Mit UMTS/HSDPA verhält es sich umgekehrt. So geht der Trend in Richtung nahtloser "ubiqituous" Netzwerke. Dabei wählt sich das drahtlose Gerät (Notebook, Smartphone etc.) automatisch das in der jeweiligen Situation technisch und nach Kostenaspekten optimal verfügbare Netz aus, ohne dass der Nutzer sich darum kümmern muss.

Sowohl eine hohe Bandbreite als auch eine große Reichweite bietet der große Bruder von WLAN, Wimax. Allerdings muss sich angesichts der sich abzeichnenden regionalen Zersplitterung dieses Marktes erst zeigen, ob die Technologie für echte mobile Nutzung oder doch eher als stationärer DSL-Ersatz geeignet ist.

Auf die Wirtschaftlichkeit kommt es an

Ob Mobile Computing zum Wettbewerbsfaktor wird, hängt unter anderem davon ab, welche Anwendungen bei wem zum Einsatz kommen. Für die meisten Nutzer stellt E-Mail die wichtigste Basisanwendung dar. Das schnellste Wachstum verzeichnet derzeit jedoch mobiles CRM (Customer-Relationship-Management). Aktuell informiert zu sein über den Kunden, seine Präferenzen, Rabatte etc. wirkt sich unmittelbar auf den Verkaufserfolg aus. In Zeiten, in denen ITK-Investitionen sehr genau auf ihren Return on Investment (RoI) hin geprüft werden, gewinnt CRM im mobilen Einsatz immer mehr Nutzer.