Gestern Krise, heute Aufbruch

Der große Gehaltsreport 2010

02.12.2010 von Hans Königes
Die einen bekommen 185.000 Euro, die anderen nur 34.000 Euro im Jahr. Die Gehaltsstudie von CW und Personalmarkt deckt auf, wie viel IT-Profis nach der Krise verdienen.

So schnell kanns gehen: Gestern noch Katerstimmung, Entlassungen, Kurzarbeit, und jetzt geht es für viele IT-Profis nur noch um die Höhe des Gehalts. So berichtete ein Personaler, dass ein 22-jähriger Bachelor-Absolvent 40.000 Euro Jahresgehalt haben wollte, ein anderer Informatikabgänger fragte in unserem Online-Karriereforum, ob 47.000 Euro zum Einstieg angemessen wären.

Verstehen kann man die Bewerber, wenn man bedenkt, dass Microsoft für sein Trainee-Programm 50.000 Euro Jahresgehalt anbietet. Eine Summe, die den IT-Nachwuchs erfreuen mag - Personaler vor allem mittelständischer Firmen weniger. Zum einen können sie bei solchen Gehältern nicht mithalten, zum anderen fragen sie sich, wohin diese Spirale führt.

Hohe Gehälter sind für IT-Profis wieder in greifbare Nähe gerückt, wie die aktuelle Gehaltsstudie von Computerwoche und Personalmarkt zeigt.
Foto: kai-creativ/Fotolia.com

Vor zwei Jahren mussten sich IT-Spezialisten noch im Durchschnitt mit einem Prozent und im Vorjahr mit zwei Prozent Zuwachs zufriedengeben. Tim Böger, Projektleiter der Studie und Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung Personalmarkt, hatte aber schon damals prophezeit, dass der Fachkräftemangel gepaart mit der demografischen Entwicklung die Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärfen werde - mit der Konsequenz, dass auch die Gehälter überdurchschnittlich wachsen würden. "Mit vier bis sechs Prozent Einkommenszuwachs haben wir gerechnet", sagt Böger. Er erinnert daran, dass in der IT-Industrie derzeit generell Zuwächse auf hohem Niveau zu beobachten sind: "Im Gegensatz zu anderen Branchen wurde in der IT auch im Krisenjahr 2009 nicht schlecht verdient." Jetzt, wo die Konjunktur anziehe, seien die Steigerungsraten zwar kräftig, aber "nicht höher als in anderen Branchen".

Projektleiter mit größtem Zuwachs

Wie viel Entwickler, Berater, Projektleiter oder Systemadministratoren bekommen, hängt auch von der Branche ab, in der ihr Arbeitgeber tätig ist. So zahlen Banken, Pharma- oder Luftfahrtindustrie gut, während die mittelständische geprägte Softwareindustrie hierzulande eher mittelprächtig entlohnt. In der hippen Medien- und Werbebranche müssen sich IT-Profis dagegen bescheiden.

Wer verdient 185.000 Euro?

Die Vergütung der IT-Manager ist Gegenstand der Frühjahrsauswertung von Personalmarkt und Computerwoche. Die Ergebnisse dieser Studie werden wir im Februar vorstellen. Vorweg nur so viel: Wie in den Vorjahren sind die Gehälter der Manager stärker gestiegen als die der Spezialisten - 5,2 Prozent in diesem Jahr. IT-Leiter freuen sich über ein Salär von durchschnittlich 110.000 Euro im Jahr, Spitzenverdiener wie manche CIOs streichen aber deutlich über 300.000 Euro ein.

Wie sehr die Spanne zwischen Fach- und Führungskräften in der IT auseinandergeht, zeigen auch zehn Beispieldatensätze, die wir der Studie entnommen haben. Demnach kommt der IT-Leiter eines Autokonzerns auf 185.000 Euro im Jahr. Am anderen Ende der Skala steht der Web-Entwickler mit 34.000 Euro im Jahr.

berufe
Gehälter 2010: Eine Frage von Job, Alter und Region
Unter IT-Profis sind die Gehaltsspannen groß. Wer wieviel verdient, hängt von Ausbildung, Job, Alter, Region und Größe des Unternehmens ab. Das zeigen einige Beispieldatensätze aus der aktuellen Gehaltsstudie von CW und Personalmarkt. (Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
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...der IT-Leiter
Alter: 42 Jahre; Ausbildung: Diplom- Mathematiker (Universität); Unternehmen: Konzern, Autoindustrie; Sitz des Unternehmens: Raum Köln (Foto: Fotolia.de)
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...der IT-Abteilungsleiter
Alter: 32 Jahre; Ausbildung: Diplom- Informatiker (FH); Unternehmen: größeres Medienhaus; Sitz des Unternehmen: Baden Württemberg; (Foto: Fotolia.com/nyul)
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....der SAP-Berater
Alter: 39 Jahre; Ausbildung: Diplom- Wirtschaftsinformatiker (FH); Unternehmen: kleines IT- Systemhaus (12 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmen: Nürnberg;
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der DV-Trainer....
Alter: 41 Jahre; Ausbildung: Diplom- Ingenieurwissenschaftler (Universität); Unternehmen: IT- Systemhaus (14 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Wiesbaden; (Foto: Fotolia.de/Y.Arcurs)
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...die IT-Projektleiterin
Alter: 35 Jahre; Ausbildung: Master in Informatik; Unternehmen: mittleres IT-Systemhaus (75 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmen: in der Pfalz; (Foto: Fotolia.de/D.Baker)
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...die Support Consultant
Alter: 23 Jahre; Ausbildung: kaufmännische Ausbildung; Unternehmen:Dienstleistungskonzern; Sitz des Unternehmens: Hamburg;
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...der Datenbank-Administrator
Alter: 58 Jahre; Ausbildung: kaufmännische Ausbildung; Unternehmen: IT- Systemhaus (17 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Ruhrgebiet;
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(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
....die Softwareentwicklerin
Alter: 28 Jahre; Ausbildung: Diplom- Mathematikerin (Uni); Unternehmen: kleines Softwareunternehmen (32 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Rostock;
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(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
...der Web-Entwickler (ColdFusion)
Alter: 30 Jahre; Ausbildung: High School; Unternehmen: mittleres Telekommunikationsunternehmen; Sitz des Unternehmens: Raum Düsseldorf; (Foto: Fotolia.com/Peter Albrektsen)

Was eine gute Ausbildung bringt

70 Prozent aller Personen, deren Daten in die Studie eingeflossen sind, verfügen über einen Hochschulabschluss. Und der zahlt sich aus:

Tim Böger, Personalmarkt: "Aussichten von Quereinsteigern in der IT verschlechtern sich zunehmend."

Böger stellt fest, dass die Aussichten für Seiteneinsteiger in der IT sich weiter verschlechtern, eine Beobachtung, die auch der Branchenverband Bitkom in einer aktuellen Befragung unter seinen 1500 Mitgliedsfirmen macht. Demnach geht der Anteil der Quereinsteiger von heute 17 Prozent in fünf Jahren auf neun Prozent zurück. "Die meisten Unternehmen wollen Mitarbeiter, die ein Studium oder eine IT-Ausbildung absolviert haben", so Böger. Lediglich im Anwendersupport und der Administration sieht er noch Chancen für Quereinsteiger ohne IT-Ausbildung. Aber dort wird entsprechend wenig gezahlt.

Dass sich Berufserfahrung lohnt, belegen weitere Auswertungen der CW- und Personalmarkt-Studie: Spezialisten mit drei bis sechs Jahren Berufspraxis kommen auf rund 45.500 Euro jährlich. Bei einer Berufserfahrung von sieben bis zehn Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 53.000 Euro. Wer mehr als zehn Jahre im Geschäft ist, darf sich auf 60.000 Euro Jahresgehalt freuen. IT-Chefs mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung haben sogar rund 30.000 Euro im Jahr mehr im Portemonnaie als ihre Kollegen ohne Personalverantwortung.

Wohl dem, der in einem großen Unternehmen arbeitet, denn dort werden auch dieses Jahr wieder höhere Gehälter gezahlt. Als Faustregel gilt: Je größer das Unternehmen, umso höher die Vergütung. IT-Fachkräfte können in Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern im Schnitt 10.000 Euro mehr verdienen als in Firmen mit 100 bis 1000 Beschäftigten und sogar 17.000 Euro mehr als bei Arbeitgebern mit bis zu 100 Mitarbeitern.

Laut Personalmarkt-Studie erhalten 40 Prozent aller IT-Fachkräfte Prämien. Im Durchschnitt sind das 4500 Euro pro Jahr. Ein Viertel aller Mitarbeiter kommt in den Genuss einer Regelung zur betrieblichen Altersvorsorge (ohne Gehaltsumwandlungen), was 1800 Euro im Jahr entspricht. 12,5 Prozent dürfen einen Firmenwagen fahren, dessen Neuwert im Durchschnitt bei 33.000 Euro liegt.

Wer hat mitgemacht?

• An der Studie haben sich 48 Unternehmen aus der IT beteiligt und Gehaltsdaten zu 508 Positionen geliefert.

• Weitere 14.433 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 14.941 Datensätze in die Studie eingeflossen.

• 34,5 Prozent (5161 Datensätze) stammen von Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern, 31,9 Prozent (4762 Datensätze) von Unternehmen mit 101 bis 1000 Mitarbeitern und 33,6 Prozent (5018 Datensätze) von Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern.

• Die Vergütungsberatung Personalmarkt hat Höhe und Struktur der IT-Gehälter in 28 Funktionen untersucht.

• Innerhalb einer Funktion wurde weiter nach Anspruchsstufen differenziert: IT-Berater etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden.

• Alle Funktionen wurden unterschiedlichen Firmengrößen zugeordnet.

• Personalmarkt hat das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen berechnet.

Weniger überraschen dürfte, dass lediglich 7,5 Prozent aller IT-Fachleute eine Überstundenregelung vereinbart haben, die einen monetären Ausgleich der geleisteten Zusatzarbeit vorsieht. Wer eine solche Regelung hat, kann sein Gehalt noch einmal um rund 2400 Euro pro Jahr steigern. Dagegen erhalten rund 70 Prozent der Führungskräfte Prämien. Der Anteil am Gehalt macht meist um die 20 Prozent aus.

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