Die Eckdaten sind klar und lassen auf dem ersten Blick kaum Zweifel: Bei Kosten von 99 Dollar pro SaaS-Anwendung (Software as a Service) und Nutzer, acht US-Cent für eine Stunde Virtual-Server-Nutzung und Penny-Beträge je Transaktion besteht an der Wirtschaftlichkeit einer Mietlösung kaum Zweifel. Microsoft nährte diese Annahme mit einer Studie, in der der Softwarekonzern die Kosten einer Public-Cloud-Installation mit einer im traditionellen Data Center betriebenen Private-Cloud-Umgebung verglich.
Die Microsoft-Autoren kamen zu dem Schluss, dass bezogen auf Skaleneffekte und den damit verbundenen günstigen Einkaufsbedingungen und einem effektiveren Betrieb infolge des größeren Ressourcen-Pools die Public-Cloud-Installation dem herkömmlichen Betriebsmodell überlegen sei. Darüber hinaus habe die Public Cloud Vorteile in Bezug auf Workload-Anpassung in Zeiten hoher oder geringer Auslastung. Damit sei eine nachhaltig höhere Auslastung gewährleistet.
James Staten, Vice President und Principal Analyst mit den Schwerpunkten Serving Infrastructure und Operations bei Forrester Research hat sich die Wirtschaftlichkeit des Cloud-Betriebs genauer angesehen (siehe "The three stages of Cloud Ecomomics"). Können Public-Cloud-Provider tatsächlich zu den versprochenen niedrigen Kosten liefern?, lautete seine Eingangsfrage.
Die Antwort, schreibt Staten in seinem Report, ist nicht ganz einfach. Er zitiert dazu Joe Weinman, einen HP-Verantwortlichen, der sich seit mehreren Jahren ausführlich mit der Wirtschaftlichkeit des Cloud Computing beschäftigt. Nicht die Kosten machen die Cloud günstiger, sondern die Synchronisierung von Nutzungsprofil und Ressourcen-Verbrauch.
Mit dem Verbrauch steigen die Kosten
Grundsätzlich gilt: Je intensiver und mehr Cloud-Services genutzt werden, desto teurer wird es:
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Mit der Zahl der Cloud-User steigt Rechnungsbetrag: 99 Dollar je SaaS-Lösung erscheinen reizvoll, bei fünf Nutzern hält sich der Rechnungsbetrag auch in Grenzen. Wer jedoch 500 oder 1000 Anwendern den Zugang etwa zur gemieteten CRM-Applikation einräumt, darf sich auf eine saftige Rechnung einstellen. Zusatzkosten entstehen, wenn der CRM-Lösung weitere Module etwa für Support-Mitarbeiter, für die Logistik oder das Product-Management hinzugefügt werden.
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Günstige Zeiteinheiten verschleiern oft hohe Verbrauchskosten: Acht Cent pro Stunde für einen virtuellen Server sind günstig, solange der Dienst nur stundenweise in Anspruch genommen wird. Dauerhafter Betrieb - und das ist in vielen Anwendungsfeldern die Regel - verteuert die Nutzung. Auch hier addieren sich Zusatzkosten hinzu, etwa für weitere virtuelle Server für das Load-Balancing, Speicher, Security, Monitoring etc. Oft sind auch Dienste wie Spam-Filtering, Middleware-Installationen und Datenbanken erforderlich. Über das gesamte Jahr gesehen entstehen so enorme Kosten.
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Viele Betriebskosten bleiben erhalten: Unternehmen, die ihre IT in die Cloud migrieren, müssen sich weiter um Security, Backup und Recovery sowie das Monitoring kümmern. Für diese Management-Aufgaben fallen demnach weitere Kosten an.
Wann zahlen sich acht Cent je Server-Stunde aus? Dann, wenn Anwender die Ressourcen nicht dauerhaft sondern nur fallweise nutzen, wenn sie den Ressourcen-Verbrauch der Applikationen vorausschauend steuern, meint Forrester-Analyst Staten. Und auch die Schnelligkeit, mit der sich Lösungen eingeführt werden können, lässt sich als Pluspunkt für das Cloud-Angebot verbuchen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Migration in die Cloud ist, dass Unternehmen das Wesen der Applikationen und Services tatsächlich durchdrungen haben und die Cloud-Ressourcen optimal einsetzen.
Große Einsparungen verspricht nur die Public Cloud
Forrester hat eine Erfolg versprechende Migration in drei Stufen zusammengefasst:
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Stufe eins - die einfache Entscheidung: Anwendungen, deren Nutzung saisonalen Schwankungen unterliegen oder die nur eine begrenzte Zeit (etwa in einem Projekt) benötigt werden, sind prädestiniert für den Cloud-Betrieb. Gleiches gilt für IT-Ressourcen, deren Bedarf starken Schwankungen unterliegt.
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Stufe zwei - Kosten begrenzen: Sobald sich Applikationen und IT-Ressourcen schnell zu- und abschalten lassen, sollten Anwender darauf hinwirken, dass vor allem das Abschalten auch tatsächlich funktioniert. Viele Applikation sind dafür noch nicht ausgelegt, so dass Forrester zu Nacharbeiten rät.
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Stufe drei - Mehrwert schaffen: Wer die ersten beiden Schritte gemacht hat, kann sich nun um einen ausgefeilteren Einsatz bemühen. Ziel muss es sein, das Cloud-Modell zum Profit-Center auszubauen, in dem man neue Geschäftsmodelle im Kerngeschäft schafft oder vorhandene Services verbessert. Auf der Suche nach Vorbildern ist Forrester bei Associated Press (AP) fündig geworden: Die Nachrichtenagentur stellt mit Hilfe von Amazon Web Services und Microsoft Azure eine Schnittstelle für Entwickler von Kommunikations- und Informationsdiensten bereit, die die einfache und schnelle Integration von AP-Meldungen erlaubt.
Damit eröffnen sich der IT Möglichkeiten, sich von der traditionelle Rolle eines Cost Centers zu emanzipieren. Allerdings müssen sich interne IT-Organisationen auch den externen Angeboten öffnen. Viele Vorteile des Cloud Computings lassen sich auch mit inhouse-Installationen erzielen, doch Forrester rät dazu, wo möglich auf Public-Cloud-Offerten zu erwägen, denn Private Clouds erzeugen irreversible Kosten (Sunk Costs). Mit der Verlagerung verbundene Sicherheitsbedenken lassen sich durch eine gute Vorbereitung beheben. Wer die Wirtschaftlichkeit des Cloud-Modells durchdrungen hat, könne nach und nach Applikationen in den SaaS-Betrieb überführen.