Vorsicht vor versteckten Kosten

Der falsche Schein der Cloud

23.10.2012 von Joachim Hackmann
Nach gängiger Auffassung spart Cloud Computing IT-Kosten. Forrester hat nachgerechnet.
Foto: Fotolia.de/Joachim Wendler

Die Eckdaten sind klar und lassen auf dem ersten Blick kaum Zweifel: Bei Kosten von 99 Dollar pro SaaS-Anwendung (Software as a Service) und Nutzer, acht US-Cent für eine Stunde Virtual-Server-Nutzung und Penny-Beträge je Transaktion besteht an der Wirtschaftlichkeit einer Mietlösung kaum Zweifel. Microsoft nährte diese Annahme mit einer Studie, in der der Softwarekonzern die Kosten einer Public-Cloud-Installation mit einer im traditionellen Data Center betriebenen Private-Cloud-Umgebung verglich.

Die Microsoft-Autoren kamen zu dem Schluss, dass bezogen auf Skaleneffekte und den damit verbundenen günstigen Einkaufsbedingungen und einem effektiveren Betrieb infolge des größeren Ressourcen-Pools die Public-Cloud-Installation dem herkömmlichen Betriebsmodell überlegen sei. Darüber hinaus habe die Public Cloud Vorteile in Bezug auf Workload-Anpassung in Zeiten hoher oder geringer Auslastung. Damit sei eine nachhaltig höhere Auslastung gewährleistet.

James Staten, Vice President und Principal Analyst mit den Schwerpunkten Serving Infrastructure und Operations bei Forrester Research hat sich die Wirtschaftlichkeit des Cloud-Betriebs genauer angesehen (siehe "The three stages of Cloud Ecomomics"). Können Public-Cloud-Provider tatsächlich zu den versprochenen niedrigen Kosten liefern?, lautete seine Eingangsfrage.

Die Antwort, schreibt Staten in seinem Report, ist nicht ganz einfach. Er zitiert dazu Joe Weinman, einen HP-Verantwortlichen, der sich seit mehreren Jahren ausführlich mit der Wirtschaftlichkeit des Cloud Computing beschäftigt. Nicht die Kosten machen die Cloud günstiger, sondern die Synchronisierung von Nutzungsprofil und Ressourcen-Verbrauch.

Mit dem Verbrauch steigen die Kosten

Grundsätzlich gilt: Je intensiver und mehr Cloud-Services genutzt werden, desto teurer wird es:

Wann zahlen sich acht Cent je Server-Stunde aus? Dann, wenn Anwender die Ressourcen nicht dauerhaft sondern nur fallweise nutzen, wenn sie den Ressourcen-Verbrauch der Applikationen vorausschauend steuern, meint Forrester-Analyst Staten. Und auch die Schnelligkeit, mit der sich Lösungen eingeführt werden können, lässt sich als Pluspunkt für das Cloud-Angebot verbuchen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Migration in die Cloud ist, dass Unternehmen das Wesen der Applikationen und Services tatsächlich durchdrungen haben und die Cloud-Ressourcen optimal einsetzen.

Tools für die Cloud-Daten
Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Große Einsparungen verspricht nur die Public Cloud

Forrester hat eine Erfolg versprechende Migration in drei Stufen zusammengefasst:

Foto: Jakub Jirsak, Fotolia.de

Damit eröffnen sich der IT Möglichkeiten, sich von der traditionelle Rolle eines Cost Centers zu emanzipieren. Allerdings müssen sich interne IT-Organisationen auch den externen Angeboten öffnen. Viele Vorteile des Cloud Computings lassen sich auch mit inhouse-Installationen erzielen, doch Forrester rät dazu, wo möglich auf Public-Cloud-Offerten zu erwägen, denn Private Clouds erzeugen irreversible Kosten (Sunk Costs). Mit der Verlagerung verbundene Sicherheitsbedenken lassen sich durch eine gute Vorbereitung beheben. Wer die Wirtschaftlichkeit des Cloud-Modells durchdrungen hat, könne nach und nach Applikationen in den SaaS-Betrieb überführen.