Outsourcing

Der deutsche Markt wächst robust

23.07.2008 von Sabine Prehl
IT-Infrastruktur-Services stellen nach wie vor das größte Segment dar. Aber auch das Auslagern von Geschäftsprozessen nimmt zu.

Der Stellenwert des Outsourcings ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Neben dem Auslagern der IT beziehungsweise Teilen davon gewinnt auch das Outsourcing von Geschäftsprozessen zunehmend an Bedeutung. Die Sourcing-Strategien der Anwender werden immer differenzierter. Das liegt auch daran, dass es mittlerweile mehr Optionen gibt: Waren vor zehn Jahren noch "Alles-oder-Nichts-Varianten" mit langen Laufzeiten zu Fixpreisen an der Tagesordnung, treten heute flexiblere Modelle - meist mit kürzeren Laufzeiten und transparenten und leistungsabhängigen Preisen - stärker in Erscheinung. Das favorisierte Modell deutscher Anwender ist aber nach wie vor das klassische Outsourcing. Einer Umfrage der Experton Group zufolge wollen lediglich 25 Prozent der Unternehmen andere Formen wie Utlity-Modelle in den kommenden zwei bis vier Jahren umsetzen - entweder als Alternative oder Ergänzung zum klassischen Auslagern oder sogar als Einstieg ins Outsourcing. Insbesondere der Mittelstand signalisiert hier deutliches Interesse, so die Marktforscher.

IT ist "Outsourcing-Ready"

Im Applikationsbereich werden vor allem Web-Anwendungen und Portale, ERP-Sytsteme (Enterprise Resource Planning), branchenspezifische Kernanwendungen sowie Systeme in den Bereichen Messaging, Help Desk, BI (Business Intelligence) und CRM (Custumer Relatoinship Management) ausgelagert. Im Infrastrukturbereich ist die Bandbreite besonders groß. Die extern erbrachten Leistungen beziehen sich auf Server, Desktops, Netzwerke ebenso wie auf den Betrieb beziehungsweise die Wartung von Storage, Datenbanksystemen, Web-Application-Servern und File-Services.

Auch Security-Services haben sich sichtbar etabliert. Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) besteht eine große Nachfrage, da ihnen in der Regel die personellen und organisatorischen Ressourcen fehlen, um den erforderlichen Grad an IT-Sicherheit zu gewährleisten. Es gibt zwar nach wie vor große Unterschiede in Umfang und Grad des Auslagerns. Aber grundsätzlich sind alle Bereiche der IT "Outsourcing-Ready", fasst Matthias Zacher, Senior Advisor bei der Experton Group, zusammen.

Auch BPO (Business Process Outsourcing) ist für viele Unternehmen mittlerweile gängige Praxis. Am häufigsten werden Geschäftsprozesse und -funktionen im Personalwesen und im Finanzwesen ausgelagert. Weitere Bereiche sind branchenspezifische Geschäftsabläufe, Output-Services und das Beschaffungswesen.

Kostensenkung bleibt zentrales Motiv

Die meisten Unternehmen wollen durch das Auslagern vorrangig ihre IT-Ausgaben senken und mehr Kostentransparenz erzielen. Weitere Motive sind die Verbesserung der Leistungsfähigkeit/Servicequalität, die Einführung von Standards, Ressourcenprobleme sowie der Zugriff auf Fachpersonal. Aber auch die Unterstützung der Geschäftsstrategie durch externe Services wird wichtiger. Hierzu zählen die Erhöhung der Flexibilität, die Konzentration auf Kernkompetenzen, die Reduktion von Kapitalbindung, Interne Shared Services Center, das Ausgleichen von Standortnachteilen sowie Internationalität. Wie die Umfrage zeigt, sind die Unternehmen mit ihren bestehenden Auslagerungsvereinbarungen im Großen und Ganzen zufrieden. Das erklärt auch die hohe Zahl an Vertragserneuerungen und -verlängerungen.

Neue Outsourcing-Varianten - neue Wettbewerber

Der Wettbewerb im Outsourcing-Markt nimmt zu - vor allem im Bereich Outtasking und den On-Demand. Sowohl die TK-Unternehmen, die solche Services auf Netzwerkseite offerieren, als auch die IT-Anbieter, die den IT-Infrastruktur- und Applikationsbereich adressieren, streben dabei konvergente ICT-Lösungen an. Bei den On-Demand-Varianten tummeln sich unter dem Schlagwort SaaS (Software as a Services) immer mehr ISV’s (Independent Software Vendors), aber auch Consumer-Marken wie Google und Amazon im Markt. Mit zum Teil massiven Investitionen in die IT-Infrastruktur versuchen die Anbieter, ihre Applikationslandschaften in ein "Mietmodell" zu überführen. Zum Teil treten ISV’s aber auch gemeinsam mit Service-Providern auf, die die notwendigen Infrastruktur-Services im SaaS-Modell erbringen. Dadurch beginnen sich neue Wettbewerbs- beziehungsweise Wertschöpfungsketten zu bilden, die den Markt nach und nach verändern.

Der deutsche Markt wächst weiter

Foto: Experton Group

Der deutsche Outsourcing-Markt wird in diesem Jahr auf ein Volumen von 15,6 Milliarden Euro zulegen Auf Basis einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 8,2 Prozent jährlich soll das Volumen 2010 bei 18,2 Milliarden Euro liegen. Experton hält den hiesigen Markt für "sehr robust". Die Zahl der hierzulande unterzeichneten Deals beziehungsweise der Verträge mit deutscher Beteiligung sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. "Die Renewal-Rate ist weiterhin hoch und Neugeschäft ist deutlich sichtbar", so Andreas Burau, Research Director bei Experton.

Dabei entfällt der überwiegende Teil des Marktvolumens (etwa 70 Prozent) auf das Auslagern von Infrastrukturkomponenten. Dieses Segment wird im Outsourcing-Geschäft auch in Zukunft dominant sein. Auf Anwendungs-Services entfallen derzeit etwa 3,47 Milliarden Euro, das entspricht einem Marktanteil von 22 Prozent. Das BPO-Segment soll in den kommenden Jahren sogar zweistellig wachsen. Hier ist der absolute Markt mit rund einer Milliarde Euro aber auch wesentlich kleiner. (sp)