Cloud Provider im Vergleich

Der Cloud-Markt wird erwachsen

29.11.2017 von Maximilian Hille
Ein Anbietervergleich von Crisp Research zeigt, wie sich der Cloud-Markt immer weiter ausdifferenziert. Plattform-Services und Management-Lösungen gewinnen an Bedeutung.

Der Markt für Public Infrastructure und Platform as a Service ist erwachsen geworden. Bis Ende 2017 werden hier weltweit 34,7 Milliarden Dollar ausgegeben. Hinzu kommt ein Multi-Milliardenmarkt für die begleitenden Transformations-, Beratungs- und Managed-Services-Dienstleistungen.

In der zweiten Auflage des Anbietervergleichs "Crisp Vendor Universe" hat Crisp Research mehr als 140 Lösungen von fast 100 Anbietern analysiert und bewertet. Dabei wird deutlich, dass der Trend hin geht zu vernetzten und agilen IT-Architekturen, die als Hybrid oder Multi Clouds die Brücke zwischen bestehenden IT-Systemen und den neuen Anwendungen und Workloads schlagen werden.

Entwicklung des weltweiten Public IaaS Markts
Foto: Crisp Research AG

Dank der Entwicklungen der letzten Monate und Jahre, in denen Cloud-Technologien gemessen am Standort und der wesentlichen Eigenschaften (Stichworte Datenschutz, Performance, Integration & Entwicklungsmöglichkeiten) immer näher auch an die deutschen Unternehmen gerückt sind, ist die Nachfrage nach den Services derzeit auf einem Höchststand. Cloud Computing ist der neue Standard für Unternehmensanwendungen, aber auch für Plattformen und Architekturen, um eigene digitale Produkte zu entwickeln. In der "Digital Economy" braucht jedes Unternehmen sein Standbein mit digitalen, software-basierten Produkten. Und diese brauchen einen IT-Stack, der durchdrungen ist von agilen, performanten und flexiblen Technologien, Management- und Entwicklungswerkzeugen sowie leistungsfähigen Dienstleistern und Transformationspartnern.

Diese wesentlichen Komponenten der Cloud- und IT-Architektur der Zukunft sind die Grundlage gewesen, die zweite Auflage des Crisp Vendor Universe Cloud Computing zu erstellen. Auf Basis der Vorjahresanalyse, in der die Dienstleister rund um Cloud Computing, Managed Public und Hybrid Cloud Provider bewertet wurden, wurde das Spektrum in diesem Jahr um zusätzliche technische Kategorien erweitert, die derzeit eine besondere Durchschlagskraft im Markt besitzen. Die Kategorien des diesjährigen Crisp Vendor Universe für Cloud Computing sind daher:

Cloud Platforms - Dreh- und Angelpunkt des Marktes

Der Markt für Public Cloud Plattformen wird häufig als geräumt charakterisiert. Zu groß ist die Macht der Thought Leader Amazon Web Services, Microsoft Azure und der Google Cloud Platform. Doch dies muss so nicht sein. Denn sicherlich sind die drei großen Anbieter derzeit die klaren Innovationsführer und Taktgeber im Markt. Zunehmend und gerade für den deutschen Markt existieren aber auch Mitbewerber, die mit ihrem Angebot ganz bestimmte und zum Teil individuelle Anforderungen der Entscheider abbilden können und somit als echte Alternative gelten.

Insbesondere in den neuen Technologiefeldern wie Serverless-Computing und den Container-Services haben die drei Pacemaker gute Gesellschaft bekommen und sehen sich immer mehr in der Entwicklung durch junge Startups und andere Marktbegleiter ergänzt.

Diese sind, wie im Beispiel der Anbieter Serverless und iron.io, Stand heute insbesondere in Sachen Wahrnehmung am Markt und der strategischen Ausrichtung weit hinter den großen Vorbildern zurück. Technologisch sind sie jedoch aufgrund ihres Fokus und der Plattformunabhängigkeit durchaus konkurrenzfähig, wenn es darum geht, den Unternehmen eine agile Infrastrukturumgebung auf Basis des Serverless-Paradigmas zu bieten.

Crisp Vendor Universe Cloud Quadrant
Foto: Crisp Research AG

Unified Performance Management - APM & Cloud Management werden erwachsen

Da es "die eine" Cloud-Infrastruktur in Zeiten von Hybrid und Multi Cloud nicht geben wird, gehört ein umfassendes Monitoring und Management der Architektur zu jeder anspruchsvollen Umgebung dazu. Gerade wenn die Unternehmen einen großen Teil ihrer Wertschöpfung gestützt durch digitale Prozesse und Produkte erbringen, ist die kontinuierliche Überwachung und Verbesserung der Systeme ein entscheidender Faktor.

Anbieter für Application Performance Management gibt es tatsächlich bereits zuhauf. Auch spezialisierte Anbieter für Cloud Performance Management sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Deswegen entwickelt sich der Markt zunehmend hin zu Unified Performance Management. Hierunter werden Lösungen verstanden, die nicht nur einen bestimmten Teil der IT-Architektur und Performance-Metriken messen, sondern über alle Plattformen und Anwendungen vom Rechenzentrum bis zum Endnutzer ihre Wirkung entfalten können.

Dabei ist vor allem das Schnittstellen- und Feature-Set der entscheidende Abgrenzungsfaktor. Viele der Anbieter sind Cloud-Software-Provider, die ihre Entwicklung aus den USA steuern. Sie grenzen sich vor allem dadurch ab, wie tief ihre Analysen insbesondere in die einzelnen Cloud-Infrastrukturen ermöglicht werden. Hier lohnt sich oft ein tieferer Blick und die detaillierte Analyse der Portfolios, da nicht alle Anbieter in Sachen Cloud Management schon so weit sind, wie sie es möglicherweise vorgeben.

Managed Public und Hybrid Cloud Service Provider - Jeder will einer werden

Die Analyse der Managed Public und Hybrid Cloud Provider wurde im Vergleich zum Vorjahr aktualisiert. Erneut wurde zwischen zwei Kategorien unterschieden, sodass die unterschiedlichen Anforderungs- und Angebotsprofile entsprechend der tatsächlichen Nachfrage abgebildet werden konnten.

Eine Hand voll Provider hat in den letzten Monaten seine Strategie verändert oder ist vom Markt verschwunden. Eine weitaus größere Zahl an Dienstleistern ist jedoch hinzugekommen und kann mittlerweile auf Basis einer eigenen Strategie, Angebotsliste, Partnerlandschaft und Referenzprojekten ein echtes Business vorweisen. Das ist Fluch und Segen für die Anwender zugleich. Zum einen wächst die Auswahl und auch regionale Systemhäuser und Transformationspartner kommen als Dienstleister in Frage. Zum anderen fällt aber auch die Selektion zunehmend schwerer, da die äußerlichen Wertangebote auch hier schwer zu unterscheiden sind.

Den Anwendern sei hier geraten, vor allem die eigenen Präferenzen und Zielsetzungen beim Sourcing in den Vordergrund zu rücken. Die Unterscheidung der Dienstleister erfolgt nicht mehr danach, wie viele Elemente der Wertschöpfungskette von der Planung bis zur Optimierung abgedeckt werden, sondern welche speziellen Fähigkeiten in Sachen Integration, Hybrid Cloud, Anwendungsentwicklung oder neuen Trend-Technologien vorhanden sind. So kommt jedes Unternehmen zu einem unterschiedlichen Ergebnis, erhält aber im Rahmen des Anbietervergleichs eine wichtige Vorauswahl für die anstehende Providerwahl.