Neue Bundesländer bescheren mehr Umsatz

Der Beratungsbedarf im Osten kommt West-Consultants zugute

21.12.1990

BADEN-BADEN (CW) - Von der staatlichen Einigung Deutschlands profitieren auch die Beratungsunternehmen. Wie der Vorstand des BDU (Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V.), Bonn, in Baden-Baden bekanntgab, stieg das Marktvolumem 1990 um 19,5 Prozent. Dies ist die höchste Steigerungsrate seit Beginn der 80er Jahre.

Auf dem deutschen Beratertag 1990 Ende November in Baden-Baden herrschte eitel Sonnenschein. BDU-Vorstand Karl A. Scholz konnte mitteilen, daß die zirka 400 BDU-Mitgliedsunternehmen 1990 einen Gesamtumsatz von 4,1 Milliarden Mark erreichen werden. Dabei habe der Beratungsbedarf in Osteuropa - vor allem in Ostdeutschland - dazu geführt, daß die im Westen angesiedelten Berater bis einschließlich September dieses Jahres durchschnittlich 5,68 Prozent ihres Umsatzes in den neuen Bundesländern erzielen konnten. Mehr als 40 dem BDU angeschlossenen Unternehmen eröffneten bereits Büros in Ostdeutschland.

Bei der Verteilung der Leistung nach Beratungsgebieten stellte sich heraus, daß bei Consulting-Gesellschaften insgesamt die DV-Beratung mit einem Anteil von 18,66 Prozent noch vor der Beratung in den Bereichen Unternehmensführung (15,15 Prozent), Personal (14,57 Prozent), Verwaltung (13,81 Prozent), Technik (8,4 Prozent), Logistik (8,25 Prozent), Controlling (5 Prozent) und Marketing (2,92 Prozent) liegt. DV-Beratung steht auch bei dem BDU angeschlossenen Software-Unternehmen und RZs mit 24,34 Prozent an erster Stelle. Es folgen Entwicklung von Standardsoftware (23,46 Prozent) und RZ-Leistungen (13,16 Prozent). Beratend tätig sind die Software-Unternehmen allerdings auch in den Bereichen Logistik (11,21 Prozent), Technik (9,69 Prozent) sowie Controlling, Unternehmensführung und Personalwesen.

Wie der BDU-Vorstand weiter mitteilte, hatte die Investitionsgüter-Industrie - gemessen an der Umsatzverteilung - 1990 den höchsten Beratungsbedarf mit 27,17 Prozent. An zweiter Stelle findet sich die Konsum- und Gebrauchsgüter-Industrie mit 13,96 Prozent wieder, es folgen der Bereich Kreditinstitute/Versicherungen (12,68 Prozent), der Handel (9,74 Prozent), die Öffentliche Verwaltung (9,29 Prozent), der Verkehrssektor (8,33 Prozent) sowie Chemische Industrie (5,96 Prozent).

Für das kommende Jahr erwarten die BDU-Mitgliedsunternehmen eine durchschnittliche Umsatzsteigerung von 17 Prozent. Die Mitarbeiterzahl soll dabei im Durcnschnitt um zehn Prozent steigen, wobei größere Consulting-Gesellschaften beim Personalbestand um 12 bis 13 Prozent zulegen wollen.

Auf der gleichen Veranstaltung wurde der Vorstand des Verbandes für das Geschäftsjahr 1991/92 neu gewählt. Als Nachfolger von Karl A. Scholz, der nach achtjähriger Vorstandsarbeit und vierjähriger Präsidentschaft auf eine erneute Kandidatur verzichtete, wählte die Versammlung Dieter Friese, Managing Partner Deutschland der Heidrick & Struggles Inc. Unternehmens- und Personalberatung, München.

In ihren Ämtern bestätigt wurden die bisherigen stellvertretenden Vorstände Peter Beyer, geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter IKO Software Service GmbH, sowie Ulrich Hanfland, geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Dr. Rosenkranz Beraungsgesellschaft. Neu im Kreis der stellvertretenden Vorsitzenden ist Peter Schmitt-Sausen, Unternehmensberater in Köln.

Durch die Umorganisation des Verbandes wurde der bisher vierköpfige Vorstand um drei "Delegierte" der neu geschaffenen Fachbereiche "Managementberatung", "Personalberatung" sowie "Software/Informationstechnik" erweitert. Delegierte der Personalberater wurde Renate Nicolai Inhaberin der Düsseldorfer Nicolai & Partner Personalberatung, während Hans-Werner Hector, Vorstandsmitglied der Walldorfer SAP AG, zum Delegierten der Software-Unternehmen bestimmt wurde. Anfang 1991 soll die Wahl des Delegierten der Management-Berater erfolgen.