Nur noch die Hälfte täglich im Büro

Der Arbeitsplatz 2020

25.12.2012 von Andrea König
Im Jahr 2020 gibt es in Deutschland nur noch acht Schreibtische für zehn Mitarbeiter. Die anderen arbeiten zu Haus oder unterwegs, so eine Citrix-Umfrage.

Ein Mitarbeiter, sechs Endgeräte und zwei Drittel Schreibtisch - so fasst Citrix Systems die Ergebnisse seines "Workplace of the Future"-Reports zusammen, für den 1900 IT-Verantwortliche befragt wurden. Im Jahr 2020 wird es im weltweiten Durchschnitt nur noch 6,7 Schreibtische für zehn Mitarbeiter geben. In Deutschland sollen es 7,9 sein.

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Die Zahl der Endgeräte, mit denen deutsche Arbeitnehmer täglich auf das Firmennetz zugreifen, bleibt dagegen gleich: Bereits heute nutzen Arbeitnehmer vom Smartphone zum PC durchschnittlich sechs unterschiedliche Geräte (weltweit: 4,35). Die Mehrheit der befragten Unternehmen wollen Bring your own Device-Programme einführen, um die große Zahl an Endgeräten zu verwalten. Aktuell gibt es BYOD in jedem dritten Unternehmen in Deutschland (weltweit: 31 Prozent), weitere 44 Prozent (weltweit: 37 Prozent) planen dies innerhalb der nächsten beiden Jahre.

Arbeiten an vielen Orten

In acht Jahren hat der herkömmliche Büroarbeitsplatz zwar nicht ausgedient, doch seine Nutzung nimmt ab. Nur noch rund die Hälfte (Deutschland: 53 Prozent, weltweit: 67 Prozent) der Angestellten wird im Jahr 2020 vorwiegend vom Büro aus arbeiten. 46 Prozent (weltweit: 58 Prozent) der Befragten in Deutschland werden in Zukunft die größere Flexibilität am Standort ihres Arbeitsgebers nutzen und an verschiedenen Orten innerhalb der Firma arbeiten.

Noch mehr Angestellte wählen andere Orte, um ihre Arbeit zu erledigen. 57 Prozent (weltweit: 66 Prozent) arbeiten dann überwiegend von zu Hause aus. Die Reisezeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, Flugzeugen oder im Auto werden laut Umfrage 60 Prozent (weltweit: 68 Prozent) der Mitarbeiter für Berufliches nutzen.

Mobile Arbeitsmodelle machen diese Entwicklung überhaupt erst möglich. Aktuell hat ein Drittel der deutschen Unternehmen solche Modelle eingeführt (weltweit: 24 Prozent). Diese Zahl wird in den kommenden Jahren kräftig zulegen. Bis 2020 wollen 94 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland ihren Mitarbeitern mobiles Arbeiten ermöglichen (weltweit: 90 Prozent). Jedes zweite deutsche Unternehmen erfüllt bereits heute die technischen Voraussetzungen, um allen Angestellten mobile Arbeitsmodelle anzubieten. Bis 2020 steigt der Anteil auf 82 Prozent.

Im Jahr 2020 sind die Büroflächen um mehr als 14 Prozent kleiner als heute.
Foto: Citrix

Auch die Flexibilisierung wollen Unternehmen vorantreiben: 59 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Deutschland (weltweit: 54 Prozent) planen die Einführung flexibler Arbeitsmodelle bis 2020. "Der traditionelle Büroarbeitsplatz wird auch in Deutschland vom Standard zu einer Option unter vielen", kommentieren die Studieninitiatoren die Ergebnisse.

1. Business-Architekten
Auch in den Vorstandsetagen weiß man mittlerweile, dass IT nicht nur ein integraler Bestandteil jeder Erfolgsgeschichte ist, sondern dass sie ein Unternehmen auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele vorantreibt. Auf dieser Erkenntnis basiert die Schaffung eines neuen Typus: der „Business Architect“, der mehr ist als ein „Enterprise Architect“ und Fortschritte bei der Verschmelzung von technologischen und geschäftlichen Prozessen garantieren soll. „Der Zweck von Business-Architektur ist es, den Zusammenhalt der Fachbereiche zu gewährleisten“, erläutert Alex Cullen, Analyst bei Forrester Research. „Es handelt sich um eine um die geschäftliche Planung herum gebaute Rolle mit der Aufgabe, eine effektivere Nutzung von IT zu ermöglichen.“ Das soll beispielsweise im Vertrieb, im Kundenservice und anderen Schlüsselbereichen geschehen.
2. Data Scientist / Daten-Wissenschaftler
Die Goldsucher des digitalen Zeitalters. Während sich die Terabytes an strukturierten und unstrukturierten Daten alle 18 Monate verdoppeln, braucht es Könner, die aus dem unüberschaubaren Datenfluss die wertvollen Körner sieben. Also jene Informationen, die für das Unternehmen nützlich sein könnten – etwa, wenn sie etwas über Vorlieben und Verhalten von Kunden verraten. Und das ist nur eine Aufgabe, die der Data Scientist übernimmt. Er wertet auch Trends aus, um die Firmenwebsite nach den Ansprüchen der Kunden zu optimieren. Innerhalb der IT-Abteilung übernimmt er die forensische Analyse und spürt Sicherheitsbedrohungen auf. Oder er entdeckt Fehler im Storage Cluster.
3. Social-Media-Architekt
Social Media meint nicht länger nur Facebook, Twitter und andere populäre Plattformen. IBM, Jive und Yammer haben längst eine neue, für Unternehmen interessante Welle eingeleitet, indem sie Tools für private und offene Clouds anbieten, die Social Media für Business-Zwecke neu definieren. In diesem Zusammenhang sind IT-Spezialisten gefragt, die mit ihrer Expertise sichere Communities innerhalb des Firmennetzwerks aufbauen und den Dialog zwischen Mitarbeitern und Kunden steuern. „Die Firmen wollen den Nutzen von Social Media ohne das Risiko, ihr Geschäft in die Hände von Facebook und Twitter zu geben“, sagt IDC-Analyst Michael Fauscette.
4. Mobile Technology Expert / Mobile-Experte
„Mobilität ist der größte Faktor, der derzeit die IT verändert“, sagt Stewart Tan vom Anbieter Accretive Solutions. Die Palette der Aufgaben in diesem Zusammenhang ist bunt: der Aufbau mobiler Apps, die Gestaltung einer mobilen Strategie und die Sicherung der mobilen Endgeräte. Entsprechend suchen die Firmen derzeit händeringend nach Experten für Mobiltechnologie. Ein unverkennbarer Schrei nach Hilfe, meint InfoWorld. Denn eine präzise Bezeichnung der zu vergebenden Jobs hat sich noch nicht herauskristallisiert. Die Unternehmen benötigen schnell Spezialisten, die ihre drängenden Probleme lösen. Wer sich also mit der Steuerung von BlackBerrys, Androids und iPhones auskennt, hat aktuell beste Karten. Gesucht werden außerdem Leute, die mobile Plattformen für den geschäftlichen Gebrauch auswerten können, firm in der Spezifikation von Endgeräten sind sowie Nutzer und Entwickler im Unternehmen unterstützen können.
5. Enterprise Mobile Developer / App-Entwickler für Unternehmen
Insgesamt suchen die Unternehmen nach Experten, die mobile Apps entwickeln können. „Die Firmen wollen die mobilen Daten sinnvoll nutzen und entsprechende Apps gestalten – und dabei Sicherheit und Compliance garantiert haben“, sagt Alice Hill, Managing Director bei Dice.com. Benötigt werden entsprechende Programmierkenntnisse: Objective-C für das iPhone, Java für Android und Blackberry sowie HTML5 für die mobile Web-Entwicklung. Der Hauptunterschied zur gängigen Anwendungsentwicklung ist der besondere Fokus auf Sicherheit und Compliance.
6. Cloud-Architekt
Auch der Trend des Cloud Computing schafft neue Möglichkeiten für IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt. „Es gibt ein starkes Momentum hin zur Cloud-Integration“, stellt Ron Gula fest, CEO von Tenable Network Security. „Gesucht werden Leute sein, die die Architektur unter dem Blickwinkel der Einfachheit identifizieren können.“ Fraglos sind die Chancen umso größer, je vertiefter die Kenntnisse über virtualisierte Netzwerke und Management sind.

Bis 2020 Büroflächen um 14 Prozent reduzieren

Arbeitgeber werden darauf reagieren, dass die Büroplätze zukünftig weniger gefragt sind. Bis zum Jahr 2020 wollen Unternehmen weltweit ihre Büroflächen um rund 14 Prozent reduzieren. Neben den geringeren Ausgaben für Immobilien versprechen Firmen sich davon weitere Vorteile: Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen erwartet flexiblere, wandlungsfähigere Arbeitsplätze (weltweit: 66 Prozent).

Auch dem Talentmanagement soll das Angebot zur mobilen Arbeit nutzen. Firmen hoffen, so ihre Attraktivität bei Fachkräften steigern zu können (Deutschland: 42 Prozent; weltweit: 39 Prozent) und wichtige Mitarbeiter zu halten (Deutschland: 24 Prozent, weltweit: 35 Prozent).

Psychische Beschwerden durch Pendeln

Andere Studien belegen, dass bei einer Belastung durch übermäßiges Pendeln psychische Beschwerden wie Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit zunehmen. Belastungen, die durch mobilere und flexiblere Arbeitsmodelle sinken könnten. 46 Prozent der deutschen Unternehmen rechnen zukünftig mit einem geringeren Zeitaufwand beim Pendeln (weltweit: 59 Prozent).

Als weitere Vorteile für die Mitarbeiter nennen die Umfrageteilnehmer eine höhere Flexibilität (Deutschland: 56 Prozent; weltweit: 58 Prozent), mehr Produktivität (Deutschland: 52 Prozent; weltweit: 51 Prozent) sowie eine bessere Work-Life-Balance (Deutschland: 39 Prozent; weltweit: 50 Prozent).

Bessere Work-Life-Balance erhofft

Die Befragung zum Citrix Workplace of the Future-Report wurde vom Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne durchgeführt. Die Studie basiert auf Interviews mit 1900 IT-Verantwortlichen weltweit. In 19 Ländern, darunter Frankreich, Deutschland, Russland, Schweden, die Niederlande, Großbritannien, Brasilien, Kanada, die USA, Australien, China, Hongkong, Indien, Japan, Malaysia, Singapur, Südkorea, Taiwan und Thailand, wurden je 100 IT-Entscheider verschiedener Branchen befragt. Drei Viertel der Befragten kommen aus Unternehmen mit mindestens 1000 Mitarbeitern, ein Viertel aus Firmen mit 500 bis 999 Angestellten.