Service-Geschäft soll Digital aus der Krise führen

DEC sucht mit heterogenem Netz-Konzept neue Kundennähe

21.09.1990

CANNES (pg) - Ganz im Zeichen von Interoperabilität steht die "Decville" in Cannes. Zumindest gibt sich die Digital Equipment Corporation (DEC) bei ihrer europäischen Hausmesse alle Mühe, den Kunden Offenheit zu demonstrieren. Die "Zauberformel" lautet dabei NAS: Network Application Support.

Im Palais de Congrès in Cannes, wo sich alljährlich im Mai die Hautevolee bei den Filmfestspielen versammelt, hält derzeit DEC Hof. Zufall oder nicht, genau an der Stätte, wo jedes Jahr die Filmgrößen geehrt werden, stellte DEC sein neues Netz-Konzept, den Network Application Support, in den Mittelpunkt der Eröffnungsveranstaltung. In einem Video, das in der Kategorie Werbefilm bei den Filmfestspielen Siegchancen gehabt hätte, wurde der Zuschauer in das Labyrint eines Netzwerkes entführt und so mit dem heterogenen Ansatz von NAS vertraut gemacht.

"Das Problem, das mit NAS adressiert wird, ist das Problem der Interoperabilität," erklärt Ernst Wellhoener, Vice President der Telecommunications Business Group, das Konzept. Mit NAS wolle DEC, so der Manager, die Kompatibilität nicht auf der Ebene des Betriebssystems, sondern auf der Anwendungsschicht erreichen. Wellhoener weiter: "NAS ist der Versuch, eine Schnittstelle zu definieren, die reich an Services ist und erlaubt, auf unterschiedlichen Netzen und Systemen verschiedene Anwendungen zu fahren"

Die neue Netz-Strategie ist ein Ansatz des Maynarder Unternehmens, verstärkt über die Dienstleistung ins Geschäft zu kommen. Ziel ist, Kunden mit heterogenem Equipment zu beraten, wo in ihrem Unternehmen eine offene Vernetzung Oberhaupt nötig und wie sie mit entsprechenden Soft- und Hardwarelösungen zu realisieren ist. Wellhoener zum neuen Business-Stil seiner Company: "Was heute den Unterschied zur Hardware ausmacht, ist die Beherrschung komplexen Integrationsprobleme, die der Kunde allein nicht lösen kann."

Das Top-Management bei DEC setzt für die 90er Jahre generell auf Interoperabilität und Service. "Die Zeiten, in denen proprietäre Systeme und Netz-Architekturen den Ton angaben, sind endgültig vorbei," sagte Paul Evans bei der Eröffnung des europäischen Pendants zur Decworld in Boston. Der European Group Manager für Client Server Marketing weiter: "Das Neue an diesem Jahrzehnt ist, daß der Kunde heute offene Systeme fordern und unter mehreren Anbietern auswählen kann."

Evans brachte die Marschroute für dieses Jahrzehnt aber auch noch auf einen anderen Nenner: "Überleben heißt die neue Spielregel" und überleben werde in diesem Geschäft nur derjenige, der Heterogenität und Dienstleistung im Angebot hat.

Mit diesem Ansatz will DEC auch aus der finanziellen Krise kommen, die in Cannes offen diskutiert wurde. immerhin sollen bis Ende der 90er Jahre, so Ernst Wellhoener, 50 Prozent des Umsatzes mit Networking gemacht werden.