Klinikum Wels-Grieskirchen setzt auf die Cloud

Datenwachstum ohne Kopfschmerzen

25.06.2012 von Wiebke Lörcher
Das größte Krankenhaus Oberösterreichs setzt in seiner Private Cloud auf eine Kombination aus Enterprise-Speichersystemen und Informations-Management-Lösungen.
Foto: fotolia.com/pixel_dreams

Moderne Gesundheitseinrichtungen produzieren große Datenmengen. Quellen sind in erster Linie die vielen unterschiedlichen Abteilungen und Fachbereiche. Dazu kommen gesetzliche Vorschriften, E-Health und die Vernetzung im Gesundheitswesen sowie spezifische Applikationen, die das Datenvolumen steigern - zum Beispiel Röntgenaufnahmen, 3D-Animationen in der Computertomografie oder Gensequenzierung und -analyse. Die IT-Verantwortlichen müssen die Daten effizient zusammenführen, um sie hochverfügbar und gleichzeitig sicher zu archivieren. Im Vordergrund stehen dabei die klinische Leistungsfähigkeit, der Austausch von Gesundheitsinformationen sowie die Verbesserung der Versorgungsqualität. Das Klinikum Wels-Grieskirchen setzt daher auf offene, skalierbare und flexible Speicherlösungen in einer Private Cloud.

Eine Plattform für alle Daten

Als das Krankenhaus 2008 aus mehreren Institutionen zusammengeschlossen wurde, suchten die IT-Verantwortlichen gemeinsam mit dem Management des Klinikums und dem IT-Dienstleister x-tention nach geeigneten Speicherlösungen. Ziel war eine dynamische Infrastruktur und eine einzige Plattform für alle Daten, die als Grundlage für eine Private-Cloud-Umgebung dienen und an künftige Anforderungen angepasst werden kann. Die Wahl fiel auf Hardwarekomponenten und die Daten-Management-Lösung Hitachi Clinical Repository (HCR) von Hitachi Data Systems. "Die Primärsysteme für eine Cloud müssen mit Bedacht gewählt werden. Nicht nur die Verfügbarkeit und Performance von Enterprise-Systemen unterstützen die medizinische Behandlung, sondern eben auch eine langfristige konsolidierte Strategie", erklärt Elmar Flamme, strategischer CIO des Klinikum Wels-Grieskirchen.

Tools für die Cloud-Daten
Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Die Daten des Klinikums werden seither auf einer Multi-Tier-Storage-Lösung auf der Basis der Universal Storage Platform V (USP V) von Hitachi Data Systems gespeichert. Zudem sind Adaptable-Modular-Storage-2500-Sys-teme (AMS 2500) im Einsatz. Für die Langzeitarchivierung nutzt das Klinikum die Hitachi Content Platform (HCP). Das Mehrzweckarchiv ist das Herzstück der Storage-Umgebung und ermöglicht das zentrale Speichern, Sichern, Erhalten und Abrufen aller klinischen und nichtklinischen Daten. Auf dem revisionssicheren Archiv werden unter anderem die Daten des Krankenhaus-Informationssystems (KIS) und des Picture Archiving and Communication System (PACS) gespeichert. Zum Teil müssen Aufbewahrungsfristen von bis zu 30 Jahren eingehalten werden. "Gerade hier sehen wir durch die Konsolidierung verschiedenster Archiv-systeme im medizinischen Umfeld auf eine zentrale Lösung ein erhebliches Potential", so Flamme.

Interoperabilität gesichert

Mit dem Clinical Repository wurde zudem eine Informations-Management-Lösung eingeführt, die Hard- und Software mit einem integrierten standardisierten Interoperabilitätsrahmen vereint. Damit kann das Klinikum mehrere Repositories für Radiologie, Mammografie, Kardiologie und andere Bildsysteme richtlinienbasiert integrieren. Die Mitarbeiter erhalten auf diese Weise einen unterbrechungsfreien, sicheren Zugriff auf alle Daten, Inhalte und Informationen zu einem Patienten. So lassen sich medizinische Fehler vermeiden, die Qualität der Betreuung und Versorgung von Patienten verbessern und medizinische Leistungen effizienter anbieten. (uk)

Klinikum Wels-Grieskirchen

Mit 1227 Betten ist das Klinikum Wels-Grieskirchen das fünftgrößte Krankenhaus Österreichs. Als akademisches Lehrkrankenhaus der medizinischen Universitäten Innsbruck und Wien beschäftigt es 3500 Mitarbeiter an vier Standorten. Jährlich werden mehr als 78.600 Patienten versorgt und über 31.000 Operationen durchgeführt. Derzeit werden im Rechenzentrum des Klinikums rund 330 TB Daten verwaltet. Pro Jahr wächst das Volumen um 50 Prozent.