Michael Schulte, Capgemini

"Das SaaS-Geschäft ist noch sehr gering"

08.08.2013 von Joachim Hackmann
Eine wachsende Präsenz indischer Provider sowie neue Trends krempeln den IT-Markt um. Michael Schulte, Sprecher der Geschäftsführung der Capgemini Deutschland Holding, erläutert CW-Redaktuer Joachim Hackmann die Auswirkungen auf das Consulting-Geschäft.
Michael Schulte: " Capgemini ist auch ein Cloud-Anbieter."
Foto: Capgemini

CW: Wie verläuft das Geschäft im deutschen IT-Servicemarkt?

Schulte: In Deutschland entwickelt sich der Markt stabil bis leicht wachsend. Die Nachfrage ist insgesamt konstant, wir spüren weder etwas von einer Krise noch einer Sonderkonjunktur aufgrund der verhältnismäßig guten allgemeinen Wirtschaftslage in Deutschland. Der Wettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren intensiviert, weil weitere Anbieter hier investieren.

CW: Sind das Neueinsteiger?

Schulte: Nein, nicht primär. Diejenigen, die schon da sind, stocken ihre Kapazitäten auf, sowohl im Business Development als auch im Service-Delivery.

CW: Gilt das insbesondere für die indischen Provider?

Schulte: Wir nehmen diese Herausforderung sehr ernst. Die indischen Wettbewerber werden immer präsenter, unter anderem weil zwei Provider in Deutschland zugekauft haben. Damit haben sie ein Zeichen gesetzt, dass sie den deutschen Markt ernst nehmen. In den indischen Medien kann man derzeit lesen, dass für fast alle großen Anbieter der deutsche Markt im Fokus steht, wenn sie ihre Investitionen planen. In Großbritannien, Skandinavien und in den Niederlanden sind sie bereits sehr präsent, Frankreich gilt bisher als uneinnehmbar und Südeuropa ist noch uninteressant, weil die Kostendifferenzen nicht so enorm sind. Also ist Deutschland der Markt, den sie ins Auge fassen.

Was Berater verdienen...
...hat der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) in seiner aktuellen Studie eruiert, für die er Gehaltsdaten aus 193 Unternehmensberatungen ausgewertet hat.
In großen Unternehmensberatungen,...
...die jährlich über 25 Millionen Euro Umsatz machen, verdienen vor allem die oberen Hierarchiestufen überdurchschnittlich gut.
Analysten dagegen....
steigen bei großen Unternehmensberatungen mit 43.800 Euro im Jahr ein, was einer durchschnittlichen Vergütung für die unterste Karrierestufe entspricht.
Consultants in großen Unternehmensberatungen...
.....machen schon einen deutlichen Gehaltssprung und kommen auf 62.700 Euro im Jahr. Hier ist auch bereits der variable Anteil höher.
Senior Consultants in Unternehmensberatungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro...
...kommen auf ein Jahresgehalt von 81.400 Euro. Wie die Consultants werden sie am Unternehmensergebnis, ihrer Akquisitationsleistung, dem Honorarumsatz und Sonderaufgaben gemessen.
Mit dem Karrieresprung zum Manager....
...erhöht sich das Einkommen in großen Beratungen um knapp 25.000 Euro auf durchschnittlich 106.700 Euro im Jahr.
Senior Manager ....
...sind die zweite Führungsebene in großen Unternehmensberatungen. Ihr Jahreseinkommen beträgt im Schnitt 146.400 Euro.
Partner in großen Unternehmensberatungen...
.... verdienen 369.000 Euro im Jahr und damit neun Mal so viel wie ein Analyst. 42 Prozent der Vergütung sind variabel, die sich vor allem am Unternehmensergebnis bemisst.
Gute Verdienstchancen...
...eröffnen sich auch in Unternehmensberatungen, die zwischen fünf und 25 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften.
Analysten erhalten....
...mit 46.100 Euro im Jahr sogar 3000 Euro mehr als ihre Kollegen in Beratungen der Umsatzklasse über 25 Millionen Euro.
Consultants ....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro verdienen jährlich 57.100 Euro und damit rund 5000 Euro weniger als ihre Kollegen in großen Beratungshäusern.
Der Karriereschritt zum Senior Consultant...
.....rechnet sich in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro. Ein Senior Consultant bekommt 83.700 Euro oder 25.000 Euro mehr als ein Consultant.
Das Gehalt der Manager....
...in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro pendelt sich bei rund 100.000 Euro ein.
Ein Senior Manager....
...kommt in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro bereits auf 137.200 Euro im Jahr.
Partner....
... verdienen in Beratungen in der Umsatzklasse zwischen 5 und 25 Millionen Euro 215.600 Euro im Jahr und damit fünf Mal soviel wie Analysten.
Auch Unternehmensberatungen...
...in der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro vergüten ihre Mitarbeiter und Manager ansprechend. Im Vergleich zur Umsatzklasse von 5 bis 25 Millionen Euro sind hier kaum Abstriche festzustellen.
Analysten verdienen...
in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro 43.200 Euro im Jahr.
Der erste Karriereschritt zum Consultant...
schlägt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro mit einem Plus von knapp 18.000 Euro zu Buche. Das Jahresgehalt beträgt 61.300 Euro.
Der nächste Schritt zum Senior Consultant...
...bringt in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro nochmal 23.000 Euro im Jahr. Ein Senior Berater kommt auf 84.600 Euro.
Manager erhalten....
....in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro eine Gesamtvergütung von 104.200 Euro.
Senior Manager kommen...
...in Beratungen der Umsatzklasse zwischen 2,5 und 5 Millionen Euro auf ein Jahresgehalt von 134.300 Euro.
Partner,.....
deren Gehalt zum großen Teil vom Unternehmenserfolg abhängt, können mit 213.200 Euro rechnen.
In kleineren Beratungshäusern....
....in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro vergüten nur die unteren Hierarchieebenen ähnlich hoch wie die größeren Unternehmen. Mit zunehmender Hierarchiestufe werden aber die Abstände deutlicher.
Ein Analyst kommt..
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro auf 41.300 Euro im Jahr. Sein Kollege in großen Beratungen verdient nur 2000 Euro mehr.
Ein Consultant kann...
...in einer Beratung in der Umsatzklasse zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro mit einem Jahressalär von 51.100 Euro rechnen. Das sind 10.000 Euro weniger als Kollegen in großen Beratungen.
Ein Senior Consultant verdient...
...in einer Beratung mit einem Umsatz zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro 73.500 jährlich 73.500 Euro und damit 10.000 Euro weniger als in großen Unternehmen.
Manager in kleineren Beratungen,,...
...kommen nur auf eine Gesamtvergütung von 78.300 Euro. Ihre Kollegen in großen Häusern erhalten 25.000 Euro mehr im Jahr.
Senior Manager in kleineren Beratungen....
...können eine Vergütung von 104.500 Euro im Jahr erwarten. Kollegen in großen Häusern erhalten bis zu 40.000 Euro mehr.
Partner in kleineren Beratungen...
...finden sich bei einem Jahresgehalt von 204.100 Euro wieder. Hier driftet die Schere zwischen den Vergütungen besonders auseinander. Der Partner in großen Beratungen kommt auf 369.000 Euro.
In kleinen Beratungen...
..mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 1 Million Euro werden auch kleinere Gehälter gezahlt.
Analysten...
...steigen mit 34.800 Euro ein.
Consultants...
erreichen 49.300 Euro im Jahr.
Senior Consultants...
verdienen 70.500 Euro im Jahr.
Manager in kleinen Beratungen...
...werden mit 86.700 Euro vergütet.
Der Schritt zum Senior Manager...
..bringt ein Plus von gut 6000 Euro oder eine Gesamtvergütung 93.500 Euro im Jahr.
Das Salär der Partner in kleinen Beratungen...
..bewegt sich mit 151.300 Euro auf dem Niveau der Senior Manager in großen Häusern.
In Beratungen der Umsatzklasse unter 500.000 Euro...
...sind Hierarchiestufen wie Gehaltsperpektiven begrenzt.
Analysten...
...beginnen mit 34.100 Euro im jahr.
Senior Consultants...
...kommen auf 67.600 Euro im Jahr.
Partner....
...erreichen eine Gesamtvergütung von 119.600 Euro im Jahr.

Soweit die Theorie, ich muss aber fairerweise sagen: Wir begegnen ihnen nicht tagtäglich. Wir wissen, die Konkurrenz kommt wohl irgendwann verstärkt auf uns zu. Stand heute sind die indischen Wettbewerber jedoch noch keine permanente Herausforderung.

CW: Seit über zehn Jahren ist die Rede davon, dass die Inder kommen. Was hat sich nun geändert?

Schulte: Geändert haben sich die klaren Hinweise darauf, dass sie jetzt tatsächlich investieren. Aber wenn Sie mich fragen, wie viel Geschäft wir an indische Wettbewerber verloren haben, dann kann ich antworten: Unerheblich. Dennoch mag es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir ihre Aktivitäten deutlicher spüren werden.

CW: Sie sagten, das Geschäft von Capgemini in Deutschland ist stabil. Ist das in allen Bereichen so oder gibt es Segmente, die besser und schlechter laufen?

Schulte: Wir sehen zwei sehr unterschiedliche Nachfragemuster. Zum einen trägt die Nachfrage durchaus auch Anzeichen einer Wirtschaft, die sich auf schlechtere Zeiten einstellt, weil es ganz wesentlich darum geht, die Kosten zu senken. Wir unterstützen auf der anderen Seite unsere Kunden dabei, aus Investitionen in Technologie tatsächlichen Geschäftsnutzen zu generieren. Wir nennen dies Digital Transformation. Also Geschäftsmodel und -prozesstransformation basierend auf Innovationen im Bereich "Digital". Und hier wird die Dynamik weiter zunehmen.

CW: Hinterlassen neue und aktuelle Themen wie etwa Cloud, Digitalisierung und Mobility somit Spuren?

Schulte: Keine Frage, dem ist so. SMAC, also Social, Mobile, Analytics und Cloud sind in aller Munde. Die Automobilindustrie investiert beispielsweise kräftig in das Connected Vehicle - als Beispiel für ein Mobile Device -, in Innovation bei der Kundenbindung und somit in den After Sales. In anderen Branchen ist dies nicht anders. Hierbei kommt dem Thema Business Analytics besondere Bedeutung zu.

CW: Mit dem Cloud Computing verändern sich die Delivery-Modelle von IT-Diensten hin zu standardisierten, einfachen Angeboten. Wie geht Capgemini mit diesem Trend um?

Schulte: Zunächst haben wir ein infrastrukturnahes Angebot herausgebracht namens "SkySight" zur Orchestrierung von SaaS-Lösungen. Sie macht Public-Cloud-Angebot so nutzbar, dass die Daten in der privaten Cloud verbleiben können. Das ist unsere Antwort auf die aktuelle Diskussion um Data-Security. Zudem haben wir im vergangenen Jahr das Unternehmen Prosodie gekauft, das SaaS-Lösungen für Call Center betreibt. Seit längerem haben wir eine Cloud-Lösung für Procurement-Leistungen im Portfolio. Diese Beispiele zeigen, dass Capgemini auch ein Cloud-Anbieter ist.

Darüber hinaus sind wir stärker gefordert, Cloud-Dienste für unsere Kunden zu integrieren, indem wir besondere IT-Architekturen entwerfen, in denen SaaS-Lösungen eine Komponente darstellen. Der Anteil am realen Geschäft ist noch gering, aber er wird sich schnell entwickeln.

Michael Schulte

Dr. Michael Schulte ist seit 2011 Sprecher der Capgemini Gruppe in Deutschland und zudem seit Februar 2013 für die Application Services verantwortlich, größter Geschäftsbereich der deutschen Niederlassung.

Schulte kam 1993 zu Capgemini und bekleidete Management-Funktionen in Deutschland und den USA. Zuletzt leitete er Capgemini Consulting in der Region Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Schulte studierte an der Bochumer Ruhr-Universität sowie an der A&M University in Texas, USA, Maschinenbau und promovierte anschließend im Bereich Produktionstechnik. Er verfügt über Projekterfahrung in informationstechnologienahen Themenfeldern sowie in der Strategieberatung.