Hinweise zum Notebook-Kauf

Das richtige Notebook - Billigware oder Markengeräte?

12.10.2012 von David Wolski
Die Preisunterschiede bei Notebooks verschiedener Hersteller ist enorm, auch wenn die Ausstattung augenscheinlich sehr ähnlich ist. Ist der Preis gerechtfertigt, oder wird hier der Markenname mitbezahlt?

Wir alle lieben Schnäppchen, egal ob es sich um Discounter-Ware aus dem Supermarkt oder um Computerhardware handelt. Nicht etwa, weil wir wegen knappen Budgets wirklich immer auf günstige Preise angewiesen wären. Vielmehr geht es um das Gefühl, clever gekauft zu haben. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) weiß aus zahlreichen Studien, dass in keinem anderen Land in Europa so sehr auf den Preis geschaut wird, wie in Deutschland. Der Preis allein bleibt das entscheidende Kaufargument und nicht etwa die Marke. Und warum auch nicht? Zahlt man bei einem bekannten Hersteller nicht auch für das Markenimage mit, während unbekannte Hersteller ebenso gute Hardware deutlich günstiger anbieten?

Bei Notebooks erscheint die Preisdifferenz zwischen bekannten Marken und Billig-Herstellern besonders hoch. Ein Beispiel: Während Anfang 2012 ein spieletaugliches Notebook von MSI mit 17-Zoll-Display etwa 1700 Euro kostete, gab es ein ein nahezu identisches Notebook von Medien für rund 500 Euro weniger. Und bei einem direkten Vergleich von Business-Notebooks zu billigen Einsteiger-Modellen mit augenscheinlich ähnlicher Ausstattung fallen die Preisunterschiede sogar noch größer aus.

Verschiedene Namen - gleicher Hardware-Hersteller

Verrät wenig: Serienummern auf der Geräteunterseite von Notebooks sagen heute bis auf „Made in China“ nichts mehr über den tatsächlichen Hersteller aus

Tatsächlich ist ein kein Zufall, dass einige Notebook-Modelle verschiedener Marken mit der gleichen Ausstattung und sogar mit einem ähnlichen Chassis aufwarten. MSI und Medion haben selbst keine Hardware-Fertigung, sondern beziehen ein fertiges Notebook-Modell als Grundlage. Notebooks werden hier also nicht vom Anbieter hergestellt, sondern lediglich vermarktet. Die Fertigung ist an große Hardwarehersteller im Hintergrund ausgelagert. Diese Auftragshersteller bieten ihre Dienste als Original Design Manufacturer (ODM) an und verkaufen Barebone-Modelle mit unterschiedlichen Ausstattungsoptionen an die bekannten Firmen, die nur mehr die Bestückung mit CPU, RAM und Festplatte wählen. Das fertige Produkt wird schließlich unter dem eigenen Namen vermarkten und ausliefert.

Die Fertigung verschiedener Notebook-Marken findet oft am gleichen Fließband und mit den gleichen Komponenten statt, denn ODMs mit entsprechenden Anlagen und Kapazitäten gibt es nur wenige. Die meisten ODMs sind in Taiwan ansässig und lassen in aufgrund niedriger Löhne in China produzieren. Marktexperten schätzen, dass nur eine Handvoll ODMs fast 90 Prozent aller Notebooks verschiedener Marken produzieren.

Verbindungenen zwischen Modellnamen und den dahinter stehenden ODMs lassen sich nicht immer klar zuordnen, da sich einige Marken wie Dell und HP von mehreren ODMs beliefern lassen und den Hersteller von Modell zu Modell wechseln. Zudem sprechen Markeninhaber und auch ODMs nur ungern über das Thema Auftragsfertigung, schließlich soll für Endkunden die Marke im Vordergrund stehen. Bei MSI und Medion ist der Zusammenhang allerdings klar: MSI ist nur nicht eine Marke, sondern auch Hersteller und fertigt als ODM die Modelle für Medion, die etwas später mit leicht veränderter Ausstattung und Service-Bedingungen deutlich günstiger auf den Markt kommen.

Große Auftragshersteller im Hintergrund

Da sich die eigentlichen Hersteller im Hintergrund halten und als ODM nichts mit dem Endkundengeschäft zu tun haben, sind die Namen der wahren Hardware-Riesen eher unbekannt. Der weltweit größte Hersteller von Notebooks ist Quanta Computer aus Taiwan, von dessen Fließbändern Notebook-Modelle von Dell, HP, Compaq aber auch Quanmax rollen. Im Segment der Notebooks mit Intel-CPUs und den Größen 15,4-Zoll, 14,1-Zoll und 12,1-Zoll arbeitet Quanta Computer mit fast allen Marken zusammen. Laut der Branchenzeitung DigiTimes fällt Quanta heute ein Marktanteil von 30 Prozent bei der Notebook-Fertigung zu.

Die Nummer zwei unter den Auftragsherstellern ist Compal Electronics. Der Hersteller ist ebenfalls in Taiwan ansässig und bedient unter anderem HP und Acer.

Nummer drei unter den Großen ist Wistron, die nach Schätzungen etwa 15 Prozent des Notebook-Markts bedienen und verschiedene Marken wie Dell, Acer, Lenovo und HP beliefern.

Neben den klassischen ODMs gibt es auch Hersteller, die als OEM (Original Equipment Manufacturer) Produktion und Marke kombinieren: MSI fertigt beispielsweise die eigenen Notebooks und stellt als ODM die White-Label-Modelle für Billiganbieter wie Medion bereit. ASUSTeK Computer ist nicht nur mit der Marke ASUS im Notebook-Geschäft vertreten, sondern übernimmt zugleich mit Fertigung von Notebooks für Sony, Samsung, Apple, Dell und Fujitsu. Lenovo hat ebenfalls angekündigt, eigene Fertigungsanlage in China aufzubauen und sich so zum OEM zu entwickeln.

Teure Notebooks: Eine Frage der Zusammenstellung

Was den Preisunterschied zwischen Notebook-Modellen ausmacht, ist also nicht die eigentliche Fertigung. sondern die Zusammenstellung der angebotenen Komponente und die Qualitätssicherung. Einige ODMs bieten von sich aus unterschiedliche Fertigungsprozesse an, um sowohl namhafte Firmen als auch Billigmarken zu bedienen. Gespart wird dann an der individuellen Komponentenauswahl - es wird verbaut, was gerade günstig im Einkauf verfügbar ist. Auch die Qualitätssicherung kann der ODM gleich selbst übernehmen und im Haus erledigen.

Von Markenherstellern mit hochpreisigen Produkten wie Dell, Toshiba, Sony und Apple ist bekannt, dass nicht die komplette Fertigung über einen ODM abläuft. Stattdessen bestellen diese Hersteller teurere Notebook-Modelle nach einen Zusammenstellungen oder gleich nach individuellen Vorgaben. Der Vorteil ist, dass die Markeninhaber damit eine größere Kontrolle über Komponentenauswahl, Fertigungsprozess und Qualitätsanforderungen haben. Der höhere Aufwand schlägt sich hier natürlich bei den Herstellungskosten nieder, was die erheblichen Preisdifferenzen zwischen verschiedenen Marken und Modellen erklärt.

Günstige Modelle vergleichen und Geld sparen

Wenn Sie sich also für ein teures Notebook eines Markenherstellers entscheiden, zahlen sie nicht nur für die Marke selbst, sondern auch für die Qualitätssicherung und Komponentenauswahl. Wirklich hochwertige Notebooks bekommen Sie deshalb nicht in der identischen Ausführung von einer No-Name-Marke. Hingegen lohnt sich der Vergleich verschiedener Hersteller bei günstigen Modellen unter 1000 Euro durchaus, denn hier sind oft die gleichen ODMs im Hintergrund für die komplette Zusammenstellung und Fertigung verantwortlich. Die Unterschiede der fertigen Produkte begrenzen sich dann auf Software-Ausstattung, mitgeliefertem Zubehör, sowie Service, während die Hardware nahezu identisch ist. Auf der Suche nach günstigen Klonen hilft der gezielte Vergleich von Modellen der Billig-Marken wie Medion, Quanmax, Packard Bell mit den etwas teureren Anbietern wie MSI, Acer und Samsung.

Wann sich Billigware lohnt

Für viele typischen Anwendungsbereiche wie Textverarbeitung, Kommunikation über Internet reicht die Leistung und Ausstattung von billigeren Notebooks aus. Und auch ein Zweitrechner darf aus dem Billig-Segment austauschbarer ODM-Fertigung sein. Sollte die Leistung nach ein paar Jahren nicht mehr ausreichen, gibt es immer noch die Möglichkeit, die Festplatte eines Billig-Notebooks gegen eine vergleichsweise teure SSD auszutauschen. Der Umbau ist meist unproblematisch und bietet in jedem Fall eine erhebliche Leistungssteigerung, um dem Notebook nochmal Leben einzuhauchen.

Bei der Anschaffung eines Notebooks, das als Desktop-Ersatz dienen soll, lohnen sich indes Markenprodukte. Ein mobiler PC als primäres Arbeitsgerät muss mehrere Jahre ausreichend Leistung bieten und der Markeninhaber sollte im Fall einer Reparatur Service bieten können.

Ü brigens: Bei Einzelkomponenten wie Speicher, Akkus, Eingabegeräten, Gehäuse und Netzteile für Desktop-PC macht billige Hardware selten Freude. Hier ist immer auf Markenware zu achten, da No-Name-Ware selten den Qualitätsanforderungen genügt, selbst wenn diese äußerst bescheiden sind. Eine besondere Warnung gilt für billige Netzteile unbekannter Hersteller, da sich diese Netzteile oft als minderwertig und fehleranfällig heraus stellen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.